Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
Vom Netzwerk:
dass damit auch die Kraft der Liebe aus den Herzen der Menschen gerissen und Hass und Dunkelheit ihren Weg für alle Zeiten begleiten würde.
    Die Kinder stöhnten auf, als sich die dichte Schwärze, zu dem der Schatten geworden war, weiter auf ihre Mitte herabsenkte - und mehr und mehr zerbrach der Kreis und wurde gewaltsam auseinandergedrängt. Schon konnten die Mädchen ihr Gegenüber kaum noch erkennen und zunehmend ergriff eine panische Furcht die Kinderseelen und schüttelte sie und zerrte an ihnen.
    Da glomm ein Gedanke auf in Sar, wie ein Licht der Hoffnung, in dieser grauer und düsterer werdenden Welt und unter ihrer Angst und ihrem Schrecken wuchs ihr Widerstand und brach sich endlich Bann in nur einem Wort.
    »NEIN!«
    Der Laut zerriss die Unendlichkeit, die noch nie ein Menschenwort vernommen hatte und breitete sich nach allen Seiten aus wie eine Schockwelle, traf auf ihre Gefährtinnen und stärkte ihnen die Herzen, warf sich schließlich auf die Finsternis wie ein Keulenschlag und die formlose Bosheit fuhr herum, aufgescheucht über seiner sicher geglaubten Beute und auf der Suche nach einem neuen Ziel.
    Sar erkannte plötzlich zwei brennend rote Feuer, die sich, wie die, im Angriff funkelnde Augen eines Raubtieres, auf sie richteten und ihr Mut begann für die Dauer eines Lidschlages zu sinken. Doch dann spürte sie die Kraft des Kreises und sie wusste, was zu tun war.
    »Nein!«, rief sie erneut, »Der Kreis muss erhalten bleiben! Der Bund der Sieben!«
    Und wie an eine Planke in rauer See klammerten sich die Kinder an dieses sichere Wissen, dass immer mehr Raum in ihrem Denken und Streben einnahm und sie nahmen die Worte auf, wie einen Schlachtruf.
    »Der Kreis muss erhalten bleiben!«, hallte es im Chor, immer und immer wieder. »Der Bund der Sieben! Der Bund der Sieben!«
    Und mit jedem Ruf fühlten sie ihre Kräfte erstarken, und getragen von einem göttlichen Licht in ihren Seelen formierten sie sich neu und schickten ihre ganze Macht und Zuversicht in die Mitte des Kreises, wo Kristall und Blume, von den unsichtbaren Krallen der Finsternis auseinander gezerrt, zitternd und beinahe verblasst, verharrten.
    Und dann sahen sie es! Die neu gewonnene Einheit der Kinder überflutete das Innere des Kreises und trieb Blume und Kristall erneut aufeinander zu. Die Blume warf ihre welken Teile ab und bildete frische Triebe und Blüten und der Kristall erstrahlte in neuem Glanz. Und langsam, aber unaufhaltsam, nahmen sie ihre Bewegungen wieder auf und als sie sich schließlich berührten, war dies wie eine Erschütterung der Welt. Das Beben lief durch alle Herzen und Seelen und Kristall und Blume verschmolzen in ewiger Liebe miteinander. Immer heller strahlten die Farben der Blume und der kraftvolle Schein des Kristalls und stachen wie Lanzen in die Dunkelheit des Schattens.
    Doch noch wollte sich die Finsternis nicht geschlagen geben und versuchte immer wieder, seine gegenstandslosen Klauen und Zähne in das Fleisch seiner Beute zu schlagen, aber der Schutz, den die Kinderseelen um die Kristallblume woben, wurde immer undurchdringlicher. Und aus der Finsternis dröhnten Schreie, wie Faustschläge, auf den Kreis der Kinder ein.
    »Nein, verschwindet! Ihr habt kein Recht hier zu sein! Verschwindet!«
    Die Seelen der Kinder wurden geschüttelt, wie Äste im Sturm, doch ihre Einheit war nun unzerstörbar.
    »Der Kreis muss erhalten bleiben!«, schleuderten sie dem drohenden Schatten ein ums andere mal entgegen. »Der Kreis muss erhalten bleiben! Der Bund der Sieben!«
    Und dann schlugen plötzlich Flammen aus der Mitte der liebenden Tänzer und sie loderten auf, in einem strahlenden Meer aus weißen Flammen, das die Finsternis wie eine gewaltige Explosion hinaustrieb in die ewig blaue Unendlichkeit und in dieUnwirklichkeit, aus der sie erstanden war.
    Für einen kurzen Augenblick waren die Kinder geblendet. Als sie in die Mitte des Kreises blickten, erschraken sie. In ihrer Mitte trieben die, zu weißgrauer Asche zerfallenen, Reste von Blume und Kristall, die sich in ihrem Kampf gegen den Schatten schließlich im eigenen Feuer verzehrt hatten. Völlige Stille herrschte, als sich die Herzen der Kinder verkrampften. Doch da erblickten sie in der Asche den winzigen Spross einer neuen Blume und erste, schimmernde Kristallfäden. Und die Mädchen schlossen die Augen und wussten – Kristall und Blume, mit der Kraft, aus der eigenen Asche neu zu erwachsen, würden auf ewig umeinander kreisen und fähig sein, die

Weitere Kostenlose Bücher