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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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Eine Brücke zwischen den Welten, eine Verbindung zwischen Körper und Seele, geschaffen aus dem Geist dieser gesegneten sieben Menschen, als Heim und Schutz für die Kristallblume und als Basis für das Gleichgewicht der Kräfte.
    Und während die Sieben dort saßen und sangen, zogen draußen, in der realen Welt, Monate ins Land. Und als ihr Gesang schließlich endete und sie den Rückweg antraten, fiel die Höhle zurück in Dunkelheit. Doch im Licht hätte man die ersten Bilder gesehen, von Büffel und Gazelle und Wisent, die, in leuchtend hellen Farben, an den Wänden prangten. Und ganz hinten, vielleicht, einen perfekten Kreis, unterteilt in sieben schimmernden Feldern.
    Als die Sieben endlich aus der Höhle zurückkehrten, waren aus den Kindern endgültig junge Frauen geworden. Wenige Tage nach dem Ende der Zeremonie, machten sich die ersten auf den Rückweg in ihre Heimat. Die Männer und Frauen gaben sich gute Ratschläge und fielen sich in die Arme und viele der Kinder weinten beim Abschied. Doch die Trennung der Sieben verlief in einer stummen Verbundenheit, die keiner, außer den Mädchen selbst, wahrnehmen konnte. So verließen, nach und nach, alle sechs Gefährtinnen von Sar, mit den Menschen ihrer Sippe, die Höhle und die Lichtung, wo sie nun mehr als ein Jahr verbracht hatten.
    Als auch die letzten gegangen waren, blickte Nor-ga hinaus in die Wälder und hinauf in den Himmel und er roch in der Luft die ersten Vorboten des nahenden Winters. Er spürte, dass jemand neben ihn trat und wandte den Kopf.
    Sar blickte ebenfalls hinaus in die Ferne, bevor sie ihn ansah.
    Und als ihre Blicke sich trafen, verstand er. Sie würden jagen und sie würden sammeln, so wie sie es immer getan hatten. Doch ein Teil der Sippe würde immer hier bei der Höhle bleiben. Tief drinnen im Berg war nun geheiligter Boden und es war die Aufgabe seines Stammes, diesen Boden und Sar, die Hüterin der Höhle, zu schützen. Er lächelte und bedeutete durch ein kurzes Nicken stumm seine Zustimmung, bevor er sich abwandte und die Jäger zusammenrief.
    Doch Sar blieb zurück und schloss die Augen. Durch ihre nackten Fußsohlen, durch ihre ausgebreiteten Hände und ihre Haut spürte sie die Musik ihrer Sippe, den Gesang des Waldes und aller Tiere darin und hinter diesen wunderbaren Melodien vernahm sie den Herzschlag Gottes.
    Sie wusste, dass sie bald einen Gefährten nehmen und ihm eine Tochter gebären würde.Und diese Tochter würde wieder eine Tochter haben, und diese wieder und so fort. Dies war der Anfang der sieben Blutlinien des Bundes.
    Sar blickte wehmütig zurück auf die Ihren. Sie würde ein langes Leben vor sich haben, ein sehr, sehr langes Leben. Viele Generationen lang würde sie die ihren führen – und sterben sehen. Dann wenn ihre Zeit gekommen war, würde sie einer ihrer direkten Nachfahrinnen ihre Kraft, ihre Erinnerungen und ihr Wissen weitergeben und der Bund würde erneuert werden.
    Und jede der Sieben würde es ihr gleichtun.
    Sar senkte den Blick und ging zurück über die Lichtung zur Höhle.

Kapitel 25.
    A ls Maria, schwer atmend, die Augen öffnete, konnte sie noch immer nicht fassen, was sie gerade erlebt und erfahren hatte. Die Feuersteine waren beinahe ausgebrannt und schwelgten nur noch sanft glühend und tauchten die Höhle in ein schwach flackerndes Zwielicht. Maria sah sich um – und blickte in die leuchtend grünen Augen von Theresa.
    »Das ist unsere gemeinsame Wurzel, Maria«, flüsterte sie der Jüngeren zu. »Und unsere gemeinsame Bestimmung.«
    »Ja«, antwortete Maria ebenso leise und schloss, in tiefster Seele bewegt, die Augen. Und Tränen der Freude und der Erschütterung rollten sanft über ihre glühenden Wangen.
    »Unsere Bestimmung – und unser Fluch!«
    Fast unhörbar leise hatte Theresa diesen letzten Satz gesagt und doch schnitt er wie ein lautes Kreischen durch Marias Gedanken.
    »Was....?«, setzte sie an, als Theresa sie mit einer tiefen Trauer in den Augen anblickte.
    »Sie sind tot!«, stammelte sie verzweifelt. »Ich habe alle meine Gefährtinnen verloren, mein Herz.«
    »Aber wie.... Gott steh uns bei, Theresa. Wie ist das möglich?«
    Theresa warf sich schluchzend in die Arme der Jüngeren und ihr Verlust brach in Strömen von Tränen aus ihr heraus. Lange Minuten hielten sich die beiden Frauen, in der langsam dunkler werdenden Höhle, umfangen und wieder versuchte Maria der Älteren tröstend beizustehen. Schließlich beruhigte sich Theresa und löste sich dankbar aus

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