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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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Theresa, welche, versunken in einem leisen Gesang, erneut eine Reise antrat, durch die Weiten der Traumwelt. Ihre letzte vielleicht.
    Maria hastete aus dem Kelleraufgang hinaus in den freien Durchgang – und fröstelte. Als sie sich umblickte, stellte sie erstaunt fest, dass sich eine dünne Schicht weißen, pulvrigen Schnees über das Gelände gebreitet hatte. Sie brauchte einige Augenblicke, bis sie den Grund für ihr Erstaunen erkannte. Bei Ihrer Ankunft heute Nachmittag hatte nichts auf diesen überraschenden Wintereinbruch hingedeutet. Nach weinigen weiteren Sekunden nahm sie diesen Wetterumsturz achselzuckend hin, zog ihre dünne Jacke fester um die Schultern und machte sich auf den Weg hinunter zum Gästehaus. Als sie dort nach einigen langen Minuten ankam, war sie heilfroh über die Wärme, die ihr aus dem Foyer entgegenschlug. Sie eilte durch den verlassenen und nur spärlich beleuchteten Raum und hastete, eine unbestimmte Unruhe im Herzen, die Treppe hinauf und den Gang hinunter, zu Lukas Zimmer. Auf ihr leises Klopfen bekam sie keine Antwort. So drückte sie die Türklinke hinunter und stellte dankbar fest, dass die Tür nicht verschlossen war. Sie betrat vorsichtig den dunklen Raum.
    »Lukas?«
    Maria erhielt keine Antwort.
    Vielleicht war er schon schlafen gegangen. Schließlich war es um einiges später geworden, als sie gedacht hatte. Doch so sehr sie sich zu beruhigenversuchte, so sicher wusste sie, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. Hatte sie ihn doch
gespürt
, gespürt mit jeder Faser ihres Seins, viel deutlicher als sie ihn je hätte sehen, oder ertasten können. Wie zur Bestätigung ihres geheimen Wissens, hörte sie ein leises Stöhnen und eilte durch das dunkle Zimmer zum Fenster hinüber. Lukas lag bewegungslos am Boden und nur ein flacher, rauer Atem zeigte, dass noch Leben in ihm war. Fahles Licht von den Schnee umtosten Lampen fiel durch das Fenster auf sein Gesicht und Maria erkannte seine mit Blut verkrusteten Haare.
    »Lukas«, flüsterte sie ihm zu, während sie sanft über sein schmerzverzerrtes Gesicht strich. »Lukas« und immer wieder: »Lukas«
    Nach langen Minuten schließlich schien er ruhiger zu werden und seine Augenlieder hoben sich ein kleines Stück, als er sie erkannte und dankbar anlächelte.
    »Maria?«
    »Ja, Lukas. Ich bin hier!«
    »Maria. Oh, mein Gott. Was ist passiert? Ich glaube ich hab so was wie einen Schlaganfall gehabt. Und ich habe phantasiert...... Unglaublich.......«
    Er atmete schwer, bevor er langsam weiter sprach.
    »Das war so real. Noch viel realer, als meine Vision in dieser Höhle....«
    Er sah Maria vorsichtig an. »Ich meine, die Vision in dieser
eingebildeten
Höhle.«
    »Nein, mein Lieber«, bekannte sie sanft. »Deine Vision, in dieser Höhle, in der ich mit Theresa war.«
    Lukas Augen weiteten sich ungläubig. »Du meinst......?«
    Maria half ihm sich aufzurichten und setzte sich neben ihm auf den Boden. »Ja, Lukas, das alles ist Wirklichkeit. Alles was Du gesehen hast ist wirklich geschehen.«
    Er legte die Hände vors Gesicht. »Gott steh mir bei. Und ich.....?
    »Der Kristall!«
    Er nickte niedergeschlagen, hatte er doch tief in seinem Herzen längst sein Schicksal erahnt – und doch so sehr gehofft, dass er diesen Weg nicht zu gehen brauchte.
    »Was soll nun aus mir werden?«, fragte er und die Verzweiflung, die in seiner Stimme mitschwang, berührte Maria in tiefstem Herzen.
    »Du musst Deine Bestimmung annehmen!«
    »Gott der Allmächtige, warum tust Du mir das an?«, fauchte er, den Tränen nahe. »Wohin soll ich denn nun gehen, Maria? Wo soll ich suchen? Und nach wem?«
    »Ich bin hier«, flüsterte sie ihm zärtlich zu und Lukas verstummte.
    Lange Zeit sah er sie wortlos an und sie erwiderte seinen Blick mit tief empfundener Liebe und dann berührten sich ihre Seelen – und sie
wussten
.Und die Macht der Liebe zweier Herzen, die füreinander schlagen, legte sich um sie, wie ein weicher, wärmender Schleier. Und die Welt hielt inne und die Zeit blieb stehen für diesen, einen Augenblick des Erkennens und des Wissens:
Ich bin Dein!
    Fast ohne ihr Zutun trieben sie aufeinander zu und ihre Lippen berührten sich in einem sanften, innigen Kuss. Er spürte ihre Wärme und ihre Nähe und war betört von ihrem Duft. Ihre Hand verweilte an seiner Wange und die seine suchte sie und fand ihren Hals. Zart schmiegten sich seine Finger an ihre weiche, warme Haut und diese eine Berührung erschien ihm wertvoller, als alle Reichtümer dieser

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