Schneemond (German Edition)
stoben Flammen aus seinen Fingerspitzen und Forger riss die Hände vom Steuer und schüttelte sie, schreiend und quiekend, wie ein Schwein, während das Feuer gnadenlos von ihm Besitz ergriff. Der Wagen schleuderte, durchbrach die Leitplanke und verschwand mit hässlichen, lauten Geräuschen zwischen den dichtstehenden Bäumen am Hang, neben der Straße....
Senator Walden saß im Sessel seines Salons, die müden Augen auf die tanzenden Flammen im Kamin vor ihm geheftet und atmete schwer. Er hatte den Tod seines Zöglings, viele tausend Meilen weit weg, gespürt. Und selbstdas Wissen, das es auf einen Tod mehr oder weniger nicht ankam, konnte seine Laune nicht heben.
Plötzlich und ohne Vorwarnung schlugen die Flammen aus dem Kamin, wie bei einer gewaltigen Explosion, in den Raum und hüllten den alten Mann so schnell ein, dass er nicht einmal Zeit hatte, zu blinzeln. In dem Feuersturm, der das Anwesen des Senators in den folgenden Stunden dem Erdboden gleichmachte, kam, neben einigen Leibwächtern, auch Laurence Gastropp ums Leben.....
Der strahlend helle Lichterglanz stach, wie ein leuchtendes Schwert durch die Finsternis und drängte sie, mehr und mehr zurück. Und dann, in einem gleißend hellen Feuerball zerstob der Dunkle in der Ewigkeit. Langsam verblasste das Licht und zurück blieb nur ein weiter, tiefblauer Schimmer, in dem Theresa, Lukas und Maria, wie leblos trieben. Dann verging auch das opale Glühen mehr und mehr. Doch die Dunkelheit, die jetzt heraufdämmerte, hatte nichts mit der bösartigen und hasserfüllten Finsternis gemein, welche die Traumwelt noch vor kurzem erfüllt hatte.
Auch tief in Samuel Moore’s Seele verlosch das Licht, das ihn an das Diesseits und an seinen zerstörten Körper gefesselt hatte.
Er hatte seinen Frieden gefunden.
Einen Frieden, den er schon fast verloren gegeben hatte. Und als er die Schwelle überschritt, fiel sanft und leise der Schnee in dicken Flocken auf seinen Leichnam und bedeckte ihn schließlich völlig.
Auf dem Boden der Höhle, tief unter den Fundamenten des Instituts, saßen Lukas und Maria in inniger Umarmung im Zwielicht der verlöschenden Feuersteine.
»Meine Blume«, flüsterte er ihr noch einmal zu und spürte, wie sie ihn noch fester an sich drückte.
Langsam erst tauchten sie aus der Traumwelt auf in die Wirklichkeit. Doch noch lange Minuten hielten Beide die Augen geschlossen, fast als fürchteten Sie um ihre Zweisamkeit. Doch das Band, das sich nun erneut durch ihre Herzen flocht, würde nicht mehr zerstört werden, das spürten beide. Endlich lösten sie sich ein Stück weit voneinander und sahen sich an. Und indem sie die Augen öffneten, kehrten sie endgültig in die Realität zurück.
»Theresa!«, sagte Maria plötzlich und Furcht lag in ihrer Stimme.
Die letzte der Sieben kauerte dort, am Rand des Kreises, in sich zusammen gesunken. Schnell waren Lukas und Maria bei ihr und versuchten sie aufzurichten. Ihr Atem ging flach und erinnerte Lukas schmerzlich an seinen eigenen Zusammenbruch hier unten. Doch dann schlug Theresa die Augenauf und lächelte ihre Freundin an.
»Maria«, sagte sie nur.
Maria, sah sie an und spürte, wie unendlich schwach sie war. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie erkannte, dass diese wunderbare Frau im Sterben lag.
»Es ist vorbei, Theresa«, sagte sie leise, in dem Versuch, der Älteren Trost zu spenden.
»Ich glaube, wir haben den Dunklen endgültig geschlagen.«
Doch Theresa lächelte und strich Maria sanft über die Wange.
»Nein, mein Herz, wir haben ihn nicht geschlagen. Und das war auch nie das Ziel.«
»Aber das Gleichgewicht ist wieder hergestellt«, hörten sie plötzlich Lukas sagen.
Und in seiner Stimme schwang eine Festigkeit und eine Zuversicht, dass Maria ihn erstaunt anblickte, als würde sie ihn das erste Mal sehen.
»Ja«, bekannte Theresa. »Das Gleichgewicht ist wieder hergestellt«
»Und der Bund wird weiter bestehen«, fuhr er fort und er sah Stolz in Theresas Augen.
»Du hast es also wirklich gespürt?«, fragte sie ihn.
»Ja!«, sagte er nur.
Maria blickte von einem zum andern.
»Wovon genau redet ihr denn?«, verlangte sie, etwas hilflos, zu wissen.
Theresa atmete tief ein. Die Anstrengung war ihr deutlich anzumerken. Doch sie wirkte, trotz aller Erschöpfung, ruhig und gefestigt.
»Meine größte Angst war, dass durch den Verlust meiner Gefährtinnen auch die Macht des Bundes, die den Zyklus von Kristall und Blume so lange geschützt hat, gebrochen war. Doch
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