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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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eingewickelte Ding
heraus, legte es ebenfalls auf den Tisch und dann mit mehreren sorgfältigen
Griffen frei.
    Hier war sie wieder, seine ewige Geliebte, die langjährige
treue Begleiterin seines Berufslebens. Sie war noch immer schön wie am ersten
Tag. Und gepflegt wie eh und je. Kein Wunder, putzte und ölte er sie doch
mindestens einmal in der Woche.
    Liebevoll, fast scheu nahm er die einzelnen Teile heraus und
begann, die Dragunow sorgfältig wieder zusammenzusetzen.
    Er hatte fast schon nicht mehr damit gerechnet, diese Waffe
noch einmal professionell einzusetzen.
    Und jetzt dieser Auftrag. Eine Herausforderung, die
ihresgleichen suchte. Nicht nur die Gelegenheit, seine außerordentliche
Meisterschaft unter Beweis zu stellen, sondern auch, sich mit einem echten
Top-Kaliber in die ewige Bestenliste einzutragen.
    Heilige Muttergottes von Forza d’Agro, seine Augen füllten
sich vor Dankbarkeit mit Tränen. Er legte das Scharfschützengewehr zur Seite
und begann mit seinen Vorbereitungen. Da man ihn bereits morgen am Einsatzort
erwartete, musste er sich beeilen.
    Als Erstes holte er sein Handy heraus, um seinen
Adjutanten zu informieren. Denn ohne Antonio ging gar nichts.

     
    *

     
    Langsam, aber sicher ließ der Criminal Express
die Ebene hinter sich und näherte sich den ersten Ausläufern der Berge. Nur
mehr wenige Kilometer trennten ihn von jenem Bahnhof, in dem ihm eine zweite
Lokomotive beigegeben werden würde, um die Fahrt über die erste normalspurige
Gebirgsbahn Europas sicherzustellen.
    Die von Gloggnitz nach Mürzzuschlag führende Strecke war 1854
eröffnet und 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt worden.
    Seit Wien war Palinski ohne Pause unterwegs gewesen. Die
neuen, gefütterten Schuhe, die er sich speziell für diesen Anlass gekauft
hatte, waren zwar sehr schön, leider aber etwas eng geschnitten. Insbesondere
der linke Treter drückte auf irgendetwas und bereitete echtes Unbehagen, sodass
Mario froh war, endlich sein Abteil erreicht zu haben. Fünf oder besser noch
zehn Minuten hinsetzen und die Beine ausstrecken war das Einzige, das er sich
im Moment wünschte.
    Fast wollüstig warf er sich auf den gut gepolsterten
Erste-Klasse-Platz. Einzig beherrscht von dem Gedanken, endlich das peinigende
Schuhwerk loszuwerden, übersah er völlig das Handy, das halb in der Ritze
zwischen Sitz und Rückenlehne steckte. Es war sein Handy, das er unter sich
begrub, ohne dass es ihm bewusst geworden wäre.
    Was er allerdings gleich darauf bemerkte, war, dass er auf
irgendeinem Gegenstand saß, der unter seinem Hintern nichts verloren hatte.
Instinktiv griff er danach, registrierte beiläufig, dass es sich um sein
Mobiltelefon handelte, und steckte es weg. In die Brusttasche seines Sakkos, wo
es hingehörte.
    Als die gute Judith gleich darauf atemlos in das Coupé
stürmte und sich keuchend in den Sitz fallen ließ, hatte er die Sache mit dem
Handy schon wieder vergessen.
    Palinski merkte sofort, dass da etwas Gröberes nicht stimmte,
etwas Schlimmes passiert sein musste. Er blickte seine Assistentin z. b. V.
neugierig an, sagte aber nichts.
    Judith atmete tief durch, ehe sie endlich zu sprechen begann.
    »Ich fürchte, was ich Ihnen mitzuteilen habe, wird Ihnen
nicht gefallen, Chef«, stammelte sie. Es klang echt verzweifelt, ganz so, als
ob sie sich für das, was immer es auch sein mochte, selbst verantwortlich
fühlte.
    »Nur zu«, ermunterte er sie, »trauen Sie sich. Es wird schon
nicht so schlimm sein!«
    Mit leiser Stimme berichtete sie, und es war schlimmer als
schlimm. Mit einem Wort, es war ganz, ganz arg.
    Im WC des letzten Waggons, das war der für die Journalisten
reservierte Erste-Klasse-Wagen, hatte man vor wenigen Minuten eine Leiche
gefunden.
    »Der Zugsführer hat mich beauftragt, einen Verantwortlichen
zu holen!« Sie zuckte resignierend mit den Achseln, dann fing sie an zu weinen.
»Also Sie, Chef!«
    Bald betrat ein erschreckt-frustrierter Palinski
den Fundort der Leiche. Der Schock, unter dem er stand, wurde noch verstärkt
durch die augenscheinliche Tatsache, dass es sich bei dem Toten um István Lalas
handelte. Jenen Journalisten, mit dem Mario selbst noch vor weniger als einer Stunde
gesprochen hatte.

2.
    Dienstag, 18. Februar, nach 18 Uhr

     
    Helmut
Wallner blickte zum Faxgerät, das bereits vor einer Minute leise zu schnurren
begonnen hatte. Wahrscheinlich befand sich unter den eingehenden Meldungen auch
jene vertrauliche

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