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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gelegenheit
dazu ergeben.
    Immerhin war der Chefinspektor als
Diskussionsteilnehmer auf dem Podium vorgesehen, und das neben bekannten
Krimi-Autoren, Regisseuren und Schauspielern.
    Übrigens, die gesamte Veranstaltung sollte auch im Fernsehen
übertragen werden. Sogar live. Obwohl sich Wallner nicht für eitel hielt,
musste er zugeben, schon ein wenig stolz darauf zu sein, dass man auch ihn dazu
gebeten hatte.

     
    *

     
    Diesen Anblick würde Palinski wohl nie mehr in
seinem Leben vergessen. Der Tod hatte István Lalas im wahrsten Sinne des Wortes
mit heruntergelassenen Hosen erwischt. Der Journalist aus Budapest hockte total
verschwitzt und zusammengesunken auf dem Thron im letzten Häusl vor Zugschluss.
Unter- und Oberhose hingen, ineinander verknäuelt, um die Knöchel der nackten,
erstaunlich kräftigen Beine. Die gebrochenen Augen des Toten starrten
ungläubig, aber auch ein wenig vorwurfsvoll zur Decke, und aus dem linken
Mundwinkel suchte sich der Speichel eine feuchte Spur übers Kinn.
    Da die beiden vom Zugsführer alarmierten Gloggnitzer
Polizisten keinerlei Anzeichen für einen unnatürlichen Tod gefunden hatten,
gaben sie den Leichnam zum Abtransport frei.
    »Jo, jo«, meinte der ältere der beiden
Rotkreuzfahrer, die den Leichnam abtransportieren sollten, »das kommt ma
bekannt vor. Das hamma schon vor Jahren ghabt. Verstopfung, der Arme muss
drucken wie varruckt. Bei der Anstrengung platzt ein Aderl im Kopf und bumm –
aus is!«
    »Genau«, bestätigte der zweite, »und der Herr war ja doch
schon a bisserl in die Jahre. So schnell kanns manchmal gehn. Beim Durchfall
kann des net passieren. Ich kenn da einen Fall, und zwar …«
    »Alles gut und schön!«, meinte der Zugsführer, dem
das Ganze langsam zu viel wurde. »Ihre Diagnose in Ehren, aber jetzt haltens
doch endlich die Goschn, die Herren!«
    Die beiden schienen von der groben Abfuhr nicht sonderlich
betroffen zu sein. Im Gegenteil, sie unterbrachen ihr Gespräch für ein
beiläufiges: Alsdann, schönen Abend noch. Dann entfernten sie sich und den
Leichnam, weiter munter plaudernd, aus dem Zug.
    Inzwischen hatte sich eine Verspätung von etwas
mehr als einer halben Stunde zusammengeläppert. Nicht schlimm, denn der
großzügig bemessene Fahrplan bot jede Menge Zeitreserven. Palinski war froh,
dass nichts auf einen unnatürlichen Tod des ungarischen Journalisten
hingewiesen hatte. Denn das hätte eine zumindest mehrstündige Verspätung und
damit ein totales Durcheinander des Ablaufes bedeutet.
    Obwohl Mario selbst gar nicht sicher war, dass bei István
Lalas’ Tod alles mit rechten Dingen zugegangen war.
    Falls tatsächlich etwas nicht stimmen sollte, so würde die in
solchen Fällen zwingend vorgesehene Autopsie der Leiche das schon an den Tag
bringen.
    Je länger er darüber nachdachte, desto seltsamer kamen ihm
die Umstände vor, unter denen Lalas gestorben war. Palinski wusste zwar nichts
über den aktuellen Gesundheitszustand des Mannes. Und daher auch nichts über
seine speziellen Verhaltensmuster beim Klogang. Aber irgendwie eigenartig war
es schon, dass sich der Ungar das Sakko seines Anzuges nicht ausgezogen und auf
den dafür vorgesehenen Haken aufgehängt hatte, ehe er Platz genommen hatte.
    Nicht, dass das zwingend zu erwarten gewesen wäre oder
irgendeine Statistik aussagte, dass alle Männer ihre Jacke auszogen, ehe sie
ihr großes Geschäft in Angriff nahmen. Nein, das nicht. Aber bitte, so ein
Verhalten, nämlich das Kacken im Sakko, widersprach doch jeder Erfahrung. Und
jedem noch so geringen Empfinden für Stil. Noch dazu in dem überheizten kleinen
Örtchen.
    István war auch total verschwitzt gewesen. Kein Wunder,
schließlich ging man ja auch nicht mit Pullover in die Badewanne.
    Da war aber noch etwas, das Palinski zunehmend irritierte.
Und das gewaltig. Entweder war da etwas an oder um den Toten herum gewesen, das
nicht hingehörte, oder etwas hatte gefehlt, das hätte da sein müssen. Er konnte
im Moment zwar nicht sagen, was das war oder sein könnte. Aber sein Gefühl
sagte ihm, dass es wichtig und ein Beweis dafür sein musste, dass beim Tod des
Journalisten etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Und er hatte die Erfahrung
gemacht, gut beraten zu sein, seinem Gefühl zu trauen.
    Während der Zug anfuhr und den Bahnhof Gloggnitz mit 38
Minuten Verspätung verließ, klingelte Palinskis Handy in der Brusttasche. Jetzt
erst wurde ihm bewusst, dass er seit der

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