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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Information, die ihm vorhin von Major Engeler vom
Verfassungsschutz telefonisch angekündigt worden war.
    Der nunmehrige Chefinspektor war seit Jahresanfang
stellvertretender Abteilungsleiter im Landeskriminalamt.
    Vorher hatte er als Oberinspektor die
Kriminalpolizei am Kommissariat Döbling auf der Hohen Warte geleitet.
    Diesen interessanten, für sein Alter nicht
selbstverständlichen beruflichen Werdegang verdankte der noch nicht 40-Jährige
vor allem seiner selbst von seinen Gegnern anerkannten Tüchtigkeit.
    Zu einem gewissen Grad hatte bei seinem Aufstieg natürlich
auch das Glück seine Hand im Spiel gehabt. Er war eben zur richtigen Zeit am
richtigen Ort gewesen, wie es so schön hieß.
    Nun gut, mit diesem Makel konnte Wallner leben. Ohne etwas
Glück ging im Leben überhaupt nichts.
    Dass es allerdings böse Mäuler gab, die seine Freundschaft
mit Mario Palinski und dessen gute Kontakte zum Innenministerium als sein
eigentliches Glück bezeichneten, machte den Chefinspektor ganz schön sauer.
Obwohl, na egal, was half schon langes Nachdenken.
    Er war nun einmal, wer und was er war, und damit basta. Wer
Probleme damit hatte, konnte ihm den Buckel runterrutschen.
    Derartige leichte Anflüge von Unsicherheit waren bei Wallner
selten und meistens auch rasch wieder vorüber. So auch jetzt.
    Er war gut in
seinem Job und hatte den Karrieresprung sehr wohl verdient, sagte er sich. Und
damit nochmals basta.
    Das wiedergewonnene Selbstbewusstsein war auch
äußerlich erkennbar. Wallner setzte sich ganz gerade, bog den Rücken durch und
straffte sich, vor allem innerlich. Dann stand er auf, ging zu dem inzwischen
wieder verstummten Faxgerät und nahm die zuletzt eingegangene Meldung an sich.
    Terroristische Zelle in Gemeindebau in
Simmering entdeckt!, Scharfe Handgranate aus Tschetschenien auf Kinderspielplatz
der russischen Botschaft gefunden! oder Anschlagserie bei Weltcup-Finale
in Saalbach befürchtet! und ähnliche unerfreuliche bis beschissene
Meldungen gingen tagaus, tagein von mehr oder weniger befreundeten zivilen und
militärischen Geheimdiensten und anderen mehr oder weniger zuverlässigen
Quellen ein.
    Dabei war das, was den Dienststellen außerhalb des Amtes für
Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung regelmäßig mitgeteilt wurde,
bereits das Ergebnis einer mehrfachen, nach strengen Kriterien erfolgten
Filterung. Kein Wunder, dass bei diesen Unmengen an Verdachtsmomenten,
Vermutungen und noch nicht realisierter Tatsachen die Gefahr des Abstumpfens
bzw. des Nichternsttnehmens immer neuer Schreckensvisionen ziemlich groß war.
    Dazu kam noch das zwar längst obsolete, aber nach wie vor im
Lande stark verbreitete Gefühl, sich auf einer Insel der Seeligen zu befinden.
Daraus wollte man ableiten, dass einem hier nichts passieren konnte.
    Sicher, die weltpolitische Bedeutung des Landes war kaum
geeignet, sich unmittelbar den Zorn terroristischer Gruppen zuzuziehen.
    Aber es ging ja nicht nur darum, kein direktes Ziel
terroristischer Aktivitäten zu sein, sondern genügte vollauf, wenn sich ein
solches Ziel zeitweise im Land befand.
    Soll heißen, dass es für die Opfer völlig egal war, ob ein
Häuserblock in die Luft flog und sie dabei starben, weil irgendeine Gruppierung
einen Zorn auf Österreich hatte oder nur auf eine Person, die sich
unglücklicherweise gerade in diesem Gebäudekomplex aufhielt.
    Und prominente Besucher, darunter solche, die man da und
dort, aus welchen Gründen auch immer, lieber tot gesehen hätte, gab es ja das
Jahr über genug in diesem Lande.
    Halt, da hätte Wallner fast etwas Ungewöhnliches überlesen.
Eine Warnung, die man nicht alle Tage zu sehen bekam: »Mafiaterror befürchtet –
Camorra-Killer unterwegs nach Österreich?«
    In Sizilien, Neapel oder auch in New York und Los
Angeles hätte die Warnung vor einem Verbrechen der Mafia nicht weiter erstaunt.
Für die Alpenrepublik erschien sie dem Chefinspektor instinktiv so
unwahrscheinlich, ja absurd, dass er unwillkürlich lächeln musste.
    Gegen wen sich der Zorn der ›Ehrenwerten Gesellschaft‹
richtete, war allerdings nicht bekannt. Noch nicht, hoffentlich.
    Er nahm sich vor, Mario Palinski, dem Mafiaspezialisten im
Freundeskreis, von diesem Wahnwitz zu berichten.
    Und zwar übermorgen, ja, übermorgen war gut. Am
Mittwochabend, nach der vom Institut für Krimiliteranalogie am Semmering
veranstalteten ›Mörderischen Diskussionsrunde‹ würde sich gewiss die

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