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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gefehlt hatte. Wie ein Kropf gefehlt hatte, wie man hierzulande so treffend zu
sagen pflegte.
    In der Bar war der Teufel los. Einer der Kellner, ein junger
Bursche, der seine neugierige Nase gerne in Hochglanz-Magazinen versenkte und
von besseren Zeiten träumte, hatte Geneva erkannt. Und das seinem Kollegen
mitgeteilt, der wieder den Barkeeper informiert hatte, worauf dieser den DJ
ermunterte, den, na ja, für hiesige Verhältnisse doch einigermaßen prominenten
Gast offiziell zu begrüßen.
    Als Palinski die Bar betrat, war der gute Mann gerade dabei,
seine deutsche Ansage auf Englisch, oder was er halt dafür hielt, zu
wiederholen.
    »… welcome
ze famous Miss
Geneva
Post. Sie, she is for
Austria
what Athena Ritz is for ze world. An everytime welcomed gäst on ze … companies
of our … High Society. Lets give her a big applause.«
    Der Bursche ging mit gutem Beispiel voran und fast alle,
zumindest sämtliche männlichen Gäste, fielen in den stürmischen Willkommensgruß
ein.
    Für Geneva war dieser Empfang wie die Sauerstoffmaske für
einen Erstickenden. Sie jubelte den Gästen zu, holte sich Deputy Chief Greg
Animory von der Glasgower Polizei aufs Tanzparkett und brachte den in Ehren
ergrauten Kriminalisten ganz schön ins Schwitzen.
    Palinski war zunächst irritiert von diesem Auftritt seines
Schützlings. Wie alt war Geneva eigentlich, er hatte sie noch gar nicht
gefragt. Doch sicher schon volljährig, oder?
    Dann aber war er froh über die Akzeptanz, die das Mädchen
erfahren hatte. Das war gut so, denn was nützte ihm der tollste
Überraschungsgast, wenn ihn keine Sau kannte.
    Zu Marios großer Erleichterung befand sich auch Florian
Nowotny noch unter den Wachen, also den Anwesenden. Vielleicht hatte der eine
Idee, wo Geneva jetzt oder später ihr hoffentlich auch mal müde gewordenes
Haupt betten konnte.
    »Na ja, Boss«, meinte er nach kurzem Überlegen. »Wenn es dir
recht ist. Ich habe ein zweites Bett in meinem Zimmer, das …«
    So ein Gankerln, dachte Palinski, der Kerl war ja ein
richtiger Schwerenöter. Er hatte sich noch nie für das Sexualleben des
karenzierten Polizisten interessiert. Florians ausgeglichene, ruhige Art hatte
bisher für sich gesprochen. Er wusste auch, dass Florians Beziehung zu einer
Studentin vergangenen Monat in die Brüche gegangen war. Aber das alles erklärte
und entschuldigte nicht diesen schamlosen Vorstoß. Gut, irgendwie konnte er den
jungen Mann ja verstehen, Geneva war ja wirklich süß. Aber bitte, schließlich
gab es gewisse Formen zu beachten.
    »Ich glaube nicht, dass daraus was wird«, Palinski hatte die
Stimme gesenkt und einen strengen Ton angeschlagen, »ich meine, wo sind wir
denn. Du kennst die Frau keine drei Minuten!«
    »Das ist ein Missverständnis, Mario«, Florian grinste ihn
unverschämt an. »Das freie Bett in meinem Zimmer wollte ich dir anbieten. Dann
kann das schöne Fräulein in deiner Suite schlafen. Zumindest für diese Nacht!«
Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Also du unterstellst mir ja einiges. Ich
weiß nicht, wie es dir geht, aber mir fällt dazu nur ein Sprichwort ein. Du
weißt schon, das von dem Schelm …«

     
    *

     
    Wilma hatte
ebenfalls kaum geschlafen. Allerdings waren die Gründe, die sie von einer
erholsamen Nachtruhe abgehalten hatten, völlig andere als die ihres rund 100
Kilometer südöstlich ebenfalls nicht ausgeschlafenen Herzibinkis.
    Der unbefriedigende, ja unglückliche Ablauf des gestrigen
Abends, dann Palinskis schonungslose, nach allgemeiner Meinung aber zutreffende
Analyse, da hatte einem schon der Schlaf vergehen können.
    Schließlich hatten sie noch den Notarzt rufen müssen, denn
Tante Anita hatte einen hysterischen Anfall bekommen. Nein, keinen ihrer
üblichen Ausbrüche, die ohnehin niemand mehr ernst nahm. Diesmal hatte sie
plötzlich völlig unkontrolliert zu zittern begonnen, dazu leise gewimmert und
sich im Übrigen still in ihrem Fauteuil zusammengekrümmt.
    Nach 15 Minuten,
deren unerwartete Stille alle genossen hatten, hatte Elisabeth Bachler
ernsthafte Bedenken wegen des ungewöhnlichen Verhaltens ihrer Schwester
bekommen. Ein Griff an die brennend heiße Stirne der alten Frau hatte zum
Messen ihrer Körpertemperatur geführt, die mit 39,7 Grad Celsius Anlass zu
erheblicher Sorge gegeben hatte.
    Vorsorglich hatte Wilmas Mutter dann den Notarzt
gerufen, der auf irgendeinen psychosomatischen Auslöser des Anfalles tippte,
ohne nähere

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