Schneenockerleklat
wos sogdn die Wilma dazua?«
Da der ›Flotte Heinzi‹ eines der wichtigsten inoffiziellen
Nachrichtenzentren im Nordwesten Wiens darstellte, war es, bei aller
Freundschaft, äußerst wichtig, ja geradezu existenziell, bloß keinen falschen
Eindruck zu erwecken und keine Falschmeldungen stehen zu lassen. Andernfalls
würde die ganze Stadt am nächsten Tag davon wissen. Und 48 Stunden später das
ganze Land.
»Ich bitte dich, Heinz«, entgegnete Palinski hochdeutscher
als sonst, »ich habe Fräulein Post vor wenigen Stunden kennengelernt und ihr
einige Tage Arbeit vermittelt. Das ist ein rein beruflicher Kontakt, ich
wiederhole, das ist rein beruflich.«
Es war das Schicksal aller ehrlichen Menschen, dass ihnen die
Lügner nicht glaubten. So erging es jetzt auch Palinski.
Der Heinzi verstauchte sich fast das linke Augenlid vor
lauter Zwinkern, im Hintergrund war vereinzeltes Lachen zu hören, und zwar in
der Bandbreite von freundlich-ungläubig bis lächerlich, das erzähl jemand
anderem.
Ja, selbst Geneva fiel ihm in den Rücken, indem sie kokett
lächelnd immer wieder betonte: »Nein, nein, das ist rein geschäftlich.« Das
aber so, dass jeder annehmen musste, sie meinte das exakte Gegenteil. Das hatte
man davon, wenn man Gutes tun und den Nachwuchs fördern wollte.
Zum Abschied sang Geneva dann noch und noch einmal ›Diamonds
are a girl’s best friend‹. Und sie tat das derart gekonnt und in einer Manier,
dass sie die noch weiter angewachsene Zuschauermenge gar nicht mehr weglassen
wollte. Vor allem nicht nach dem ›Happy Birthday, Mister President‹, während
dem sie Palinski neckisch anlachte.
Kurz nach 2 Uhr war es Palinski dann doch gelungen, den neuen
Superstar ins Auto zu verfrachten und endlich loszufahren.
*
In einem kleinen Haus am Rande einer kleinen
Ortschaft etwa 20 Kilometer nördlich von Wien diskutierten drei Menschen die
neue Situation.
»Es wär do a Wahnsinn gwesen, sich den ursprünglich
gforderten Betrag einfoch irgendwo übergebn z lassen und auf die neiche
Situation net zu reagieren!«, brüllte die junge Frau sichtlich erregt.
»Wieso«, entgegnete der ältere der beiden Männer. Selbst noch
keine 40 Jahre alt, hatte er doch mindestens zehn Jahre mehr auf dem Buckel als
der andere. »Das war so vereinbart. Jeder von euch bekommt 15.000 Euro, das ist
eine Menge Geld, meine ich. Und damit basta, das muss genug sein!«
»Du haust leicht redn!«, erwiderte der Jüngere, mit einem
Gesicht fast noch wie ein Kind, mit seinen knapp zwei Metern und 94 Kilogramm
Körpergewicht aber ein beeindruckendes, gegebenenfalls auch Furcht einflößendes
Stück Mannsbild.
»Du kriagst die restlichn 90.000 und gehst zruck in dei von
da Mami versurgtes Zhaus. Bekummst a neichs Auto, a Wohnung, und wir san die
Augschissenen. Uns suachen die Kieberer. Mit schäbigen 15.000 Euro in da
Toschn, obwoi mindestns des Zehnfoche fia jedn von uns drin is.«
»Gauz recht!«, sekundierte ihm Sandy, wie die Frau gerufen
wurde. »I bin dafia, wia stön a neiche Forderung und zwoa … sag ma«, sie
überlegte, »wie wars mit … 400.000 Euro. Je 150.000 für uns beide«, sie machte
eine Geste, die sie selbst und den jüngeren Mann einschloss. »Und fia dih
bleibm runde 100.000, oiso a Zehna mea ois jetzt. Na«, sie blickte die beiden
fragend an, »ist des net a klasse Idee?«
Beide Männer bewegten ihren Kopf hin und her.
Der jüngere der beiden, er hieß Frank, wurde aber
Burschi gerufen, signalisierte damit bedächtige Zustimmung.
Der andere wieder, wir wollen ihn Albert nennen, schüttelte
den Kopf heftigst hin und her, was wohl eindeutig als Ablehnung zu verstehen
war.
»Kommt nicht infrage«, quengelte er dazu, »woher soll Mutter
denn so viel Geld hernehmen, ohne auf meine Ersparnisse zugreifen zu müssen?«
»Die Oide hod gsogt, mia soin verlaungan, waus ma woin, sie
zoit ollas«, warf Sandy ein. »Du wiast do net erwortn, doss ma so a Chance
voribagehn lossn. Du kriagst
jo schließlich a, wosd wüst, des Auto und an Zuschuss zur Wohnung. Hod die Oide
gsogt!«
»Sag nicht immer Alte zu meiner Mama«, begehrte Albert auf.
»Und überhaupt, kannst du kein Hochdeutsch reden? Das ist ja nicht anzuhören,
wie du sprichst!«
»Oba hob mi gean«, meckerte Sandy, »waun da wos net passt,
kaunnst da dein Schaas söba mochn!«
Albert ignorierte den erdigen Einwand. »Was ich
bekommen werde, ist meine Sache, von einem Anteil für jeden von euch war
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