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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hilflos.
    »Ich wollte dich daher fragen, ob es dir nicht vielleicht
möglich sein könnte …«
    Palinski wusste genau, was jetzt kam, und er hasste sich
irgendwie für die Schwäche, die ihn die folgenden Worte sagen ließ: »Sprich
nicht weiter, Liebes, ich habe schon verstanden. Ich versuche, so schnell wie
möglich da zu sein!«
    Während er auf das Taxi wartete, selbst fahren kam in seinem
Zustand überhaupt nicht infrage, brachte ihm der Portier noch schnell einen
kräftigen Kaffee.
    In Wien hatte sich Wilma inzwischen zufrieden zurückgelehnt
und genoss den kleinen Triumph. Es war schon phänomenal, dass dieser alte Trick
noch immer zog. Nach mehr als 26 Jahren musste sie nur so tun, als ob sie sich
eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. Egal, ob links oder rechts, aus welchem
Auge auch immer, Palinski wurde weich wie ein Stück Butter in der prallen
Sonne.
    Like a puppet on a string, ja, der Text dieses alten
Schlagers passte durchaus. Diese Schwäche war aber auch einer der Gründe, warum
sie diesen Mann noch immer so sehr liebte.
    In der Sache selbst hatte sie aber nicht geschwindelt.
Helmbach und sein Kollege hatten ein leeres Haus vorgefunden. Albert war
verschwunden, und es fehlte jede Spur von ihm. Wer konnte ihr da verdenken,
dass sie Palinski in dieser Situation an ihrer Seite haben wollte.

     
    *

     
    Karl Helmbach kannte Jo Fossler noch gar nicht
so lange. Er hatte den 28-jährigen Arbeitslosen, der nur Tage vor der
Delogierung gestanden war, letzten Dezember im Park sozusagen aufgelesen.
Soweit er sich erinnern konnte, war das am 21. gewesen, oder?
    Auf jeden Fall hatte Hectors nach wie vor hervorragende Nase
beim Äußerlngehen eine weibliche Leiche entdeckt. Um kein Missverständnis
aufkommen zu lassen, natürlich war Hector als Ganzer unterwegs gewesen und
nicht nur seine Nase.
    Er hatte den jungen Mann, der ihm bei dem unvermeidlichen
Papierkrieg mit der Polizei brav zur Seite gestanden war, im Anschluss daran
zum Essen eingeladen und dem geschiedenen Vater einer dreijährigen Tochter mit
dem klingenden Namen Marie Claire, der irrsinnig unter der Trennung von der
Kleinen und seinem Unvermögen, ihr ein gutes Leben bieten zu können, gelitten
hatte, das Kabinett und einige Tage später auch Arbeit als freier Mitarbeiter
angeboten.
    Und Helmbach hatte seine spontane gute Tat, seine
Entscheidung, Josef eine Chance zu bieten, bisher nicht bereut. Der Bursche war
intelligent, clever und erledigte die ihm übertragenen Aufgaben rasch und
ordentlich. Darüber hinaus vermittelte er seinem väterlichen Förderer das
Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Karl wusste zwar nicht ganz genau, was ein
Mentor war, aber die Bezeichnung, die Josef für ihn gefunden hatte, gefiel ihm.
Und wenn er seinen Bekannten und früheren Kollegen erzählte, er wäre jetzt auch
Mentor, dann meinten alle »Aha, das ist aber toll« und »Sehr gut« oder fanden
ähnlich positiv klingende Bemerkungen dafür.
    Manchmal benahm sich Fossler allerdings ein wenig
seltsam, um das einmal freundlich zu bezeichnen. Helmbach führte das auf den
Umstand zurück, dass sein Schützling sowohl Jura als auch ein
Philosophiestudium abgebrochen hatte, weil ihm beide zu blöd gewesen waren. Im
Umkehrschluss musste das daher bedeuten, da war sich der alte Polizist
zunehmend sicherer, dass Jo ganz einfach zu intelligent fürs Stubenhocken und
Strebern war. Fossler war eben mehr ein Mann der Tat und damit der praktischen
Intelligenz. Der Rest von Intellekt, den er nicht mehr benötigte, der aber noch
störend vorhanden war, musste eben irgendwie raus.
    Diese gelegentlichen intellektuellen Ausleitungen wirkten
dann halt etwas seltsam. So konnte schon der Eindruck entstehen, dass Jo etwas
spinnen würde, halt einen kleinen Huscher hatte. Dieser Eindruck wurde noch
durch den Umstand verstärkt, dass der Gute gelegentlich Probleme zu haben
schien, links und rechts auseinanderzuhalten. Ja, sogar miteinander
verwechselte.
    Helmbach, der sich das alles selbst zusammengereimt hatte,
war stolz auf diese, wie er überzeugt war, schlüssige Analyse.
    Obwohl er zugeben musste, dass auch ihm, der es ja besser
wissen sollte als alle anderen, das Verhalten seines Schützlings Josef
gelegentlich schon, ja, unverständlich war sicher der richtige Ausdruck,
vorkam. Vielleicht noch gemischt mit einer Prise Geheimnistuerei.
    In den vergangenen Stunden war Karl dann noch etwas
aufgefallen. Josef hatte sich kurz

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