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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ja
umworbener, aber kein wirklich beliebter Mensch war.
    Als Letztes stellte der nette, aber etwas ungeschickte
Zimmerkellner jetzt noch eine silberne, mit einer ebensolchen Cloche abgedeckte
Schüssel in Griffweite vor Sir Millfish.
    »Eine kleine Aufmerksamkeit der Direktion!«, schnurrte der
Kellner. Gott, der stank ja noch mehr aus dem Maul als er, schoss es Sir Peter
durch den Kopf. Wie man mit so einem Mundgeruch nur unter die Leute gehen
konnte?
    »Mit den besten Empfehlungen und guten Appetit!«, meinte der
Fäulnis speiende Büttel Culinas noch, doch sein Gast hatte das Gesicht
rechtzeitig abgewendet.
    Inzwischen war auch Caroline Millfish zu der Runde gestoßen.
Im kleinen Schwarzen, das sie bereits gestern Abend getragen hatte.
    »Kommst du erst, oder gehst du schon wieder«, versuchte Lady
Paulina zu flachsen. In der Hoffnung, Sir Peters zu erwartender Reaktion damit
ein wenig die Spitze zu nehmen.
    Doch der blieb erstaunlicherweise ruhig und ließ sein Gesicht
nach wie vor hinter der Tageszeitung.
    »Um ehrlich zu sein, ich komme gerade und gehe gleich
wieder!«, verkündete Carol. »Ich treffe mich in einer halben Stunde mit
Florian!«
    »Wer zum Teufel ist Florian?«, brummte Millfish,
legte die Zeitung zur Seite und nahm sich die silberne Cloche von der kleinen
Platte vor. Eine stattliche Portion Rührei, garniert mit Lachsstreifen und
vielen kleinen Häufchen kleinster grauschwarzer Kugerln kam dabei zum
Vorschein.
    Kaviar, also, das war wirklich mehr als nur eine nette Geste.
    Florian ist ein netter junger Mann, den ich gestern
kennengelernt habe. Und mehr weiß ich selbst noch nicht, hatte Caroline als
pflichtschuldige Tochter antworten wollen, doch der unverstellte Blick auf die
Cholesterinbombe brachte sie in Rage. »Papa, wie oft soll ich dir noch sagen,
das Zeug wird dich noch einmal umbringen!«, fuhr sie ihn engagiert energisch
an. »Deine Arterien müssen inzwischen ja aussehen wie die Stollen eines
aufgelassenen Kalkbergwerks.«
    »Du mit deinem ewigen Gerede von gesunder Ernährung!«,
brüllte ein nach dem Motto: Steter Tropfen … sensibilisierter Vater seine
jüngste Tochter an. »Du raubst einem nicht nur den Nerv, sondern auch jede
Freude!«
    Dann griff er zu, nahm einen Streifen Lachs und steckte ihn
sich in den Mund. »Brrr«, meinte er dann leicht angewidert, »das habe ich
befürchtet. Kein schottischer Lachs, sondern irgend so ein Dreck von irgendwo.«
    Er griff sich die Cloche, knallte sie auf die Platte und
schob sie verärgert zur Seite. Dann stand er auf und blickte demonstrativ auf
seine Uhr. »Es wird Zeit, das Turnier geht in einer halben Stunde los.«
    Nachdem er den Raum verlassen hatte, lachte die Runde, Lady
Paulina inklusive, befreit auf. Das war wieder so typisch für den alten Tyrannen
gewesen. Herumbrüllen und so tun, als ob er das Sagen hätte. Dabei …
    »Kein schottischer Lachs, so eine Frechheit!«, Caroline äffte
ihren Vater wirklich gekonnt nach, und die anderen Ladys bogen sich vor Lachen.

     
    *

     
    Für die Bösen in der Geschichte wars ein recht
harter, zunächst aber durchaus auch Erfolg versprechender Tag, dieser 20.
Februar.
    Commendatore Pahl-Giacometti, aus dem Ruhestand geholter
berüchtigter Mafiakiller, hatte gegen 9.45 Uhr per Boten einen großen Umschlag
erhalten, der die exakten Direktiven für den aktuellen Mordauftrag enthielt.
Nachdem er das aus drei Blättern bestehende Papier gelesen und seinen Inhalt
registriert hatte, holte er eines dieser billigen Feuerzeuge heraus, für die
man einen Euro oder noch weniger zahlte. Dann entzündete er die nach dem Lesen
zusammengerollten Blätter und warf sie in hohem Bogen hinter sich.
    Das hatte eine dieser großen Gesten werden sollen, wie sie
gerade die Süditaliener so liebten und die La Forza del Destino zum Ausdruck
bringen sollte. Als Zeichen dafür, wie knapp Tod und Leben, beides Seiten ein
und derselben Medaille, beisammen lagen. Vor allem für einen echten Italiener.
    Wenn auch ungewollt, eine eindrucksvollere Demonstration
dieser beeindruckenden, archaisch anmutenden Gesinnung hätte dem Carlo
Montebello gar nicht gelingen können.
    In seiner von nostalgischen Gefühlen und melancholischen
Stimmungen vernebelten Wahrnehmung des hic et nunc, also des »Hier und Jetzt«,
hatte er völlig die nur knapp mehr als einen Meter hinter ihm befindlichen
Vorhänge vergessen.
    Die inzwischen bereits Feuer gefangen hatten und in Flammen

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