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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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entschuldigt, bevor sie nach Rothenberg
aufgebrochen waren. Der vagen Gestik nach hatte Helmbach auf akuten Stuhldrang
beim Kollegen in Tateinheit mit einer prall gefüllten Blase getippt. Daran war
noch nichts sonderbar gewesen, nein. Aber dass der um 33 Jahre Jüngere
geschlagene 65 Minuten benötigt hatte, um, was immer auch, zu erledigen, war
zumindest rekordverdächtig.
    Helmbach und der im Skoda des Ex-Polizisten neben ihm
sitzende Fossler waren nach der durchwachten Nacht redlich müde. Was die beiden
jetzt noch aufrecht hielt, war die nicht nur professionelle Neugierde, die sie
zum Haus Obkirchergasse Nummer 3 zurückführte.
    Wie hatten die Entführer an das Geld im Streugutdepot
herankommen können, ohne dass es den beiden Observierenden aufgefallen war?
Darauf gab es entweder eine schrecklich komplizierte Antwort oder eine
schrecklich einfache. Oder sie mussten überhaupt total umdenken und
metaphysische Optionen in die Überlegungen einbeziehen.
    Aber das würde sich schon bald herausstellen.

     
    *

     
    Palinski hatte die 97 Minuten, die sein Taxi um
diese Tageszeit für die Fahrt vom Semmering nach Döbling benötigt hatte, fest
geschlafen. Er war erst aufgewacht, nachdem ihn der Fahrer ein, zwei Mal
gerufen und dann kräftig an der Schulter gerüttelt hatte.
    Im Moment des Wachwerdens hatte er absolut kein Gespür dafür
gehabt, wo gerade und warum er da war. Nachdem er aber Wilma erkannt hatte,
die, von dem um diese Zeit kaum zu überhörenden Geräusch eines anfahrenden
Taxis angelockt, vor die Haustüre getreten war, war alles in Ordnung.
    Als Nächstes hatte Palinski versucht, Oberinspektorin Franka
Wallner, die Chefin der Kriminalpolizei am Kommissariat Hohe Warte, zu
erreichen. Er hatte ein schlechtes Gewissen, die gute Freundin nicht schon viel
früher, ja, von Anfang an informiert zu haben. Aber über den eindeutigen Wunsch
der Familie hatte er sich nicht hinwegsetzen können und wollen.
    Wie nicht anders erwartet, erwischte er Franka noch zu Hause,
in ihrer Wohnung in der Währinger Scheibenberggasse.
    »Du willst sicher mit Helmut sprechen!«, vermutete sie
grundsätzlich nicht ganz unrichtig, im konkreten Fall aber doch.
    Nachdem sie aber erfahren hatte, worum es im Moment
vordringlich ging, und ihr erster Zorn darüber, erst jetzt informiert worden zu
sein, verflogen war, lud sie sich kurzerhand zum Frühstück bei den Bachlers
ein. »Und den Helmut bringe ich gleich mit!«, kündigte sie an. »Das ist dir
doch recht?«
    Lange Rede, kurzer Sinn: Das sollte das erste Frühstück in
der wechselvollen Geschichte des Landes werden, das mit einer Vermisstenanzeige
abgeschlossen wurde.
    Kurz bevor sich die Runde auflöste, stießen zwei weitere zwar
unerwartete, aber durchaus willkommene Gäste dazu. Nämlich Karl Helmbach und
Josef Fossler, beide höchst irritiert über die Art und Weise, wie sie von Sandy
und Burschi ausgetrickst worden waren.
    »Erstens, diese Kiste mit dem Streugut stand unmittelbar an
der Hausmauer«, berichtete Helmbach. »Zweitens handelt es sich bei diesem Haus
um ein Sanierungs- oder sogar Abbruchobjekt. Auf jeden Fall ist keine der
Wohnungen mehr belegt. Drittens, unmittelbar hinter dem Streugutkasten befindet
sich ein Kellerfenster, durch das einer der Erpresser, vermutlich Burschi, ein
Loch in die Rückwand der Holzkiste geschnitten hat. Ob schon vorher oder erst,
nachdem das Geld bereits deponiert war, keine Ahnung. Dann musste er bloß noch
etwas Sand oder Streusplitt aus dem Depot in das Kellerabteil ablassen und das
Geldpaket an sich nehmen. Das Ganze hat sich abgespielt, während wir durch
laute Musik und Sandys perfekten Strip abgelenkt worden sind. Und dann sind die
beiden über den Hinterhof abgepascht. Einfach so.«
    Helmbach schüttelte selbstkritisch den Kopf, und Jo blickte
richtig schuldbewusst drein.
    »Eine reife Leistung«, anerkannte Chefinspektor Wallner, und
Palinski murmelte etwas von hoffnungsvollem Nachwuchs. Fast gleichzeitig
drehten sie sich von den Unglücksvögeln ab, um das zweifellos etwas angekratzte
Selbstbewusstsein der beiden mit ihrem kaum unterdrückten Grinsen nicht noch
mehr zu belasten.
    Aber Helmbach hatte auch noch eine positive Nachricht.
    »Das war schon eine recht originelle Vorgangsweise«, gab der
Ex-Polizist zu. »Dafür haben die zwei aber einen anderen, ziemlich
verhängnisvollen Fehler gemacht. Sie haben«, mit sicherem Gespür für
dramatische Auftritte fischte er ein

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