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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und
Fossler fast noch mehr zu schaffen machte als die Kälte, von einem jungen
Pärchen unterbrochen, das ins Haus Nummer 3 hineinging.
    Einen Augenblick lang hatte der alte Polizist schon geglaubt,
bei den beiden handle es sich um Sandy und Burschi. Aber nachdem drei Minuten
später in einer Wohnung im zweiten Stock das Licht anging und die beiden jungen
Leute zu sehen waren, verabschiedete er sich von seinem intuitiven Verdacht.
Bald ging der Krach los. Das junge Paar hatte seinen Radiorekorder, oder wie
immer das Folterinstrument auch genannt wurde, so laut gedreht, dass man die
Musik, nein, das Musik zu nennen, war eine Sünde wider den guten Geschmack,
also den Lärm bis auf die Straße hörte.
    Helmbach konnte sich nicht vorstellen, dass die
eklatante Störung der Nachtruhe lange ohne entsprechende Proteste weitergehen
konnte. Und tatsächlich, schon nach vielleicht einer Minute oder weniger gingen
in einigen Wohnungen in den umliegenden Häusern die Lichter an, Fenster wurden
geöffnet und mitunter derbe Worte in die Nacht hinausgebrüllt.
    Das Seltsame dabei war nur, dass die Bewohner des
Hauses Nummer 3 entweder schwerhörig, taub oder besonders lärmresistent waren.
In diesem Haus ging kein einziges Licht an, wurde kein einziger wüster Fluch
losgelassen. Aber das sollte Helmbach erst viel später bewusst werden.
    Und plötzlich, genauso überraschend, wie der Krach da gewesen
war, war er auch wieder weg. Das bedeutete aber nicht, dass es jetzt langweilig
wurde. Ganz im Gegenteil.
    Fossler deutete auf das zweite Fenster von links und meinte:
»Schau mal, Karl, rechts, das zweite Fenster.« Und es war tatsächlich
sehenswert, was die junge Frau im zweiten Stock zu exotischen Klängen alles
unternahm, um ihren Freund in Stimmung zu bringen. Dabei schien sie wirklich
keinen Trick auszulassen. Das schloss scheinbar auch die offenen Vorhänge ein,
die den Zaungästen einen ungehinderten Blick auf das reizvolle Geschehen
ermöglichten. Manche machte ja der Gedanke, beobachtet zu werden, besonders
heiß.
    Der gekonnte Striptease verfehlte seine Wirkung auch auf die
beiden Observanten nicht.
    Helmbach hatte ein starkes Glas herausgeholt, das er bei solchen
Anlässen immer mitführte, um sich einen Überblick zu verschaffen. Natürlich
rein professionell, beruflich bedingt, wie er sich einzureden versuchte.
    Bald schon hatte er das starke Okular aus deutscher
Wertarbeit aber freiwillig an seinen jüngeren Kollegen weitergegeben. Der Grund
dafür war, dass ihm das immer stärker werdende, immer öfters von unkontrolliert
wirkendem Schlucken begleitete Hecheln Jo Fosslers auf den Wecker ging. Vor
allem aber wollte er nicht schuld daran sein, dass der Kollege möglicherweise
wegen Hyperventilation kollabierte. Er blickte Fossler kritisch von der Seite
an. Der Bursche war ja ein netter Kerl und recht brauchbar. Aber er war schon
etwas eigen.
    Allein dieser komische Schal, den er gerade um den Hals
geschlungen hatte. In fürchterlichen Popfarben, die einem die Augen
eindrückten. Und dazu noch eine entsprechende Mütze. Solche Sachen passten
zweifellos zu einem coolen Teenager. Aber zum fast 30-jährigen Assistenten
eines seriösen Privatdetektivs?
    Wie es schien, hatten die beiden jungen Leute in
der Wohnung inzwischen eine Beschäftigung gefunden, der sie gemeinsam und vor
allem ohne Licht nachgehen konnten.
    20 Minuten später war Jo losgezogen, um Kaffee und ein
bisschen was für zwischen die Zähne zu besorgen. Helmbach hatte gerade
begonnen, sich zu fragen, warum sein Kollege nach nunmehr fast 50 Minuten noch
immer nicht zurück war, als Fossler auftauchte. Erfreulicherweise mit
Burenwurst, scharfem Senf und Hausbrot vom ›Flotten Heinzi‹, einem der
gefragtesten Würstelstände der Stadt, keine fünf Minuten vom derzeitigen
Standort entfernt. Mit dem Auto.
    Na, war ja auch egal. Hauptsache, er war jetzt da und hatte
etwas zu essen mitgebracht.

     
    *

     
    Wilma hatte sich bereit erklärt, die Nachtwache
zu übernehmen. Sie hatte es sich im Ohrenfauteuil neben dem Telefon gemütlich
gemacht und lief gerade ernsthaft Gefahr einzunicken, als besonders penetrantes
Klingeln sie wieder aufschrecken ließ.
    Zunächst desorientiert, griff sie nach dem Hörer, führte ihn
zum Ohr und meldete sich mit leicht zerknitterter Stimme.
    »Ihre Zahlung ist eingegangen!«, teilte ihr eine weibliche
Stimme mit, hinter der sie diese Sandy vermutete. »Sie können Ihr Paket in

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