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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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einander. Zwar nur schemenhaft und lediglich in Umrissen, aber das
genügt um ihren müden Körpern neues Leben einzuhauchen. Von der Kraft des
Lichts ergriffen, strömen sie immer weiter durch den Tunnel. Ihr Gang wird nun
endlich zu einem Marsch, so laut wie Kriegstrommeln. Ihre Stimmen hallen in
Schlachtrufen von den Wänden. „Tod dem Feind!“, „Kämpft für die Nacht!“,
„Kämpft für Kain!“.
    Ihre Stimmen lassen seine Brust vor Stolz
anschwellen, aber sie erreichen nicht sein Herz. Seine Kinder bedeuten ihm
nichts. Jeden von ihnen könnte er ersetzen, ohne einen Verlust zu spüren.
Selbst Nemesis ist durch jede andere gefolterte Frau austauschbar.
    Ein schmaler Streifen goldenes Licht berührt den
Boden und lässt sie stocken. Die Sonne muss hoch am Himmel stehen, um so weit
in die Höhle zu reichen. Kain tritt so weit er kann, auf den Ausgang zu. Seine
Augen sind nach der langen Dunkelheit empfindlich und schmerzen. Das Licht ist
so weiß und blendend, dass er nichts erkennen kann. Mit seinen von Schmutz
schwarzen Fingern schirmt er seinen Blick vor der Sonne ab. Die anderen Vampire
tun es ihm gleich. Wie längst tot geglaubte und verschüttete Bergleute stehen
sie im Eingang der Höhle.
    In scheinbar weiter Ferne nimmt Kain ein Flackern
wahr. Dunkle Silhouetten bilden sich vor dem gleißenden Hintergrund. Sie
verschwimmen vor seinen Augen, um dann von Neuem aufzuerstehen. Wie eine Fata
Morgana, doch je länger er sie anstarrt, umso näher scheinen sie zu kommen. Es
sind Hunderte, während sich in der Höhle Tausende versammeln. Er erkennt ihre
Flügel, die in der Sonne schimmern, als wären sie mit Pech übergossen worden.
Ausgeburten der Hölle, mehr Monster als Mensch. Sie verschwimmen zu einer
einzigen Masse, als er SIE erblickt. Schöner als Engel je sein könnten, strahlt
sie von einem Glanz erhoben aus der unheimlichen Masse hervor. Ihr Haar wallt
wild um ihren wohlgeformten Körper und erinnert ihn an die längst verlorenen
Sonnenuntergänge vom Anbeginn der Zeit. Er möchte die Strähnen durch seine
Hände gleiten lassen und ihr Schweiß soll den Dreck von seinem Körper waschen.
Sie werden das Licht und die Finsternis vereinen, wie Königin und König. Ihr
Gesicht sprüht vor Leben und Hass. Sein ganzer Körper beginnt zu kribbeln bei
ihrem Anblick.
    Zu gefesselt ist Kain von Liliths Anblick, um die
Unruhe zu bemerken, die sich zwischen seinen Vampiren ausbreitet. Diejenigen
von ihnen, die aus der Höhle blicken können, weichen geschockt zurück. Während
welche, die selbst nichts sehen können, immer weiter nach vorne drängen. Sie
sind weit mehr als ihre Feinde, aber die Succubi haben etwas, wonach Vampire
sich eine Unendlichkeit lang verzehren: Das Licht. Lilith verfügt nicht nur
über eine Armee von geflügelten Succubi, sondern wird flankiert von zwei
Vampiren. Jede an einer Seite. Viele erkennen Chasity, ihre einstige Königin,
die sich nun frei im hellsten Sonnenschein bewegt. Ihre Haut wird von der Sonne
geküsst, ohne in Flammen aufzugehen. Mit erhobenem Kopf schreitet sie durch die
glühende Hitze, ohne Schmerz im Gesicht. Claudia ergeht es nicht anders. Sie
haben erreicht, was keinem anderen Vampir zuvor je gelungen ist. Sie sind nicht
nur unsterblich, sondern unverwundbar.
    Erst jetzt bemerkt Kain die Unruhe die auszubrechen
droht. Sein Blick gleitet zurück zu Lilith, die in einigen Metern Distanz vor
der Höhle stehen geblieben ist. Ihr Lächeln ist voller Hohn und Triumph.
    „Seid gegrüßt Geschöpfe der Nacht“, frohlockt sie
und verteilt damit Pfeilspitzen in den Herzen der Vampire, die sich auf der Stelle
wie Gefangene fühlen, vor Neid zerfressen über die Freiheit, die zwei von ihnen
zum Teil wurde.
    Kain streckt sich, baut sich zu voller Größe im
Schatten der Höhle auf.
    „Warst nicht einst du selbst die Königin der Nacht?“
    „Wie du siehst wandele ich im Licht. Ich bin die
Göttin des Lebens, kleiner Nachtfürst.“ Die letzten Worte spuckt sie ihm voller
Verachtung entgegen. So sehr sie ihn mit der Herabsetzung auch verletzen
möchte, umso mehr bringt sie sein kaltes Blut in Wallung.
    „Du hast die Nacht verraten. Du hast MICH verraten.
Dein Blut soll die Erde tränken.“, verspricht er ihr drohend, wohl wissend,
dass das Blut jedes Lebewesen vergossen werden wird, außer ihres.
    Liliths hohes Lachen erklingt wie Musik in seinen
Ohren.
    „Wie willst du das anstellen, kleiner Fürst, wenn du
nicht mal eine kleine Höhle verlassen kannst?“
    „Die Nacht

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