Schneerose (German Edition)
eigene Schöpfung.
Erst als sie nur noch wenige Meter von einander
entfernt sind, bleibt Kain stehen und mit ihm sein Heer. Sein Blick verschwimmt.
Er sieht nicht den überwältigenden Ausblick über Afrika, nicht den
Sternenhimmel, nicht das Meer schwarzer Flügel, sondern nur noch Lilith. Ihr
Körper ist in dunklen Nebel gehüllt, während ihre Haar wie eine Signalfahne die
Nacht erhellt. Ihren Augen wohnt ein grünes Licht inne, das ihn hypnotisiert.
Die Farbe mit Smaragden zu vergleichen würde ihr nicht gerecht. Liliths Augen
sind älter als jeder Smaragd, schöner und einzigartiger dazu. Die
Feindseligkeit in ihrem Blick lässt alte Liebe für sie auflodern. Als sie ihren
Arm hebt und das Zeichen zum Angriff gibt, begehrt er sie mehr denn je.
Die Vampire und Succubi stürzen unter lautem
Geschrei aufeinander los. Stahl schlägt auf Haut, brechendes Holz und
aneinander schlagendes Silber bilden das Orchester der alles entscheidenden
Nacht. Kain steht inmitten der Kämpfe still. Lilith schreitet auf ihn zu,
begleitet von ihren vampirischen Leibwächterinnen. Erst jetzt wird er sich
Nemesis bewusst, die nicht einen Zentimeter von seiner Seite gewichen ist.
„Ich werde nicht zulassen, dass sie Euch auch nur
ein Haar krümmt, Vater.“, versichert sie ihm voller Liebe und Hoffnung. Kain
streichelt über ihre Wange und haucht ihr einen Abschiedkuss auf die Lippen.
„Schlaf schön, meine Rachegöttin.“, wispert er ihr
ins Ohr, bevor Liliths Vampire sie voneinander trennen. Nemesis gerät in einen
Kampf mit den Beiden, wobei sie eindeutig unterlegen ist. Sie kämpft nicht nur
alleine, sondern auch noch gegen zwei der ältesten Vampire des ganzen
Schlachtfeldes.
Vorsichtig und langsam streckt Kain seinen Arm nach
der Frau seiner Begierde aus. Er ist unbewaffnet und mit nacktem Oberkörper wie
eh und je. Als Reaktion auf seine Zuneigung schlägt Lilith ihm mit einem von
Edelsteinen besetzen Dolch die Hand ab. Es brennt, doch er verzieht nur den
Mund und knirscht mit den Zähnen. Es dauert nicht mal eine Minute, da ist seine
Hand bereits wieder nachgewachsen.
„Was soll das, Liebes? Glaubst du wirklich ich wäre
so schwach geworden, dass du mich verletzen kannst? Wir sind Götter.“
„Du bist Abschaum!“, presst Lilith erbost hervor.
Ihr Dolch schießt auf sein Herz zu und durchbohrt die feste Haut. Anstatt vor
Schmerz zu winseln, ergreift Kain ihr Handgelenk und stößt den Dolch nur noch
fester in seine Brust. Ihre Gesichter sind nur noch Zentimeter von einander
entfernt. Genießerisch zieht er den Duft ihrer warmen Haut in sich auf. Ihre
Hand fest umschlossen spürt er wie weich und zart sie nach wie vor ist.
„Du kannst mich nicht töten, wir sind bereits tot.
Warum versuchst du es überhaupt?“
Enttäuschte Hoffnung und Verzweiflung spiegeln sich
in Liliths Blick. Sie starrt ihm verletzt aus ihren grünen Augen entgegen,
bevor sie zurücktritt. Mit einer einzigen Handbewegung ergreift sie Nemesis
Hals. Die Arme ist bereits von oben bis unten mit blutigen Wunden von ihrem
Kampf mit Chasity und Claudia übersät. Ihr Atem geht schwer und rasselnd, als
Lilith ihr langsam die Luft abdrückt. Ihre Füße baumeln über den Boden und sie
klammert sich aussichtslos an die Hand um ihren Hals. Wie ein Fisch auf dem
Trockenen beginnt sie nach Luft zu japsen, im Kampf gegen den unausweichlichen
Tod. Lilith fixiert Kain mit den Augen.
„War sie es wert? Kann sie mich ersetzen? Hat sie
dir geben können, was ich dir gegeben hab?“, schreit sie ihm entgegen, wobei
ihre Augen ungewohnt feucht werden.
Kain schüttelt den Kopf. „Sie ist eine von vielen,
ohne Bedeutung.“
„Warum musstest du sie dir dann nehmen? Warum habe
ich dir nie gereicht?“, fordert sie mit bebender Stimme. Ihr Körper zittert
unkontrolliert. „WARUM?“, schleudert sie ihm erneut voller Wut und Trauer
entgegen. Eine einzelne Träne rinnt über ihre Wange und raubt Kain die Worte.
Nie hat er sie weinen sehen. Nicht mal als sie ihn verließ. Sie war immer stark
und beherrscht. Es schien fast als bedeute es ihr nichts, dass er sie betrogen
hatte. Jede seiner Frauen hat sie mit einem Schulterzucken abgetan, ohne auch
nur einmal in Eifersucht zu geraten, wie er es sich gewünscht hätte. Jetzt nach
all den Jahrtausenden erkennt er, wie sehr es sie wirklich getroffen hat. Er
hat sie tatsächlich verletzt. So sehr, dass sie ihm nun den Tod wünscht. Für
sie ist das kein Spiel, für sie ist es Ernst.
Unfähig zu sprechen schüttelt er nur
Weitere Kostenlose Bücher