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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Vierzehnjährigen. Also lass mich
wenigstens an deinem Liebesleben teilhaben, wenn ich schon selbst nie eins
haben werde!“
    Dieses
Argument zieht auf Grund seines schlechten Gewissens bereits seit
Jahrhunderten. Im Grunde seit dem er sie zu einer der ihren gemacht hat. Er
glaubte damals, das Richtige zu tun.
    „Na
gut“, gibt sich Orlando geschlagen „Ich habe gestern eine Frau getroffen. Sie
war schöner als jeder Sonnenaufgang und die Nacht mit ihr das reinste
Vergnügen. Aber an ihrem Blut wäre ich beinahe erstickt. Es hat gebrannt wie
Feuer!“
    Mary
legt nachdenklich ihren Kopf schief. „Das ist in der Tat ungewöhnlich, aber
vielleicht solltest du sie gerade deshalb noch einmal treffen. Lad sie doch zum
Essen ein!“ Ihr schelmisches Grinsen spricht Bände.
    „Es
würde sie jemand vermissen, kleine Mary.“, gibt Orlando ebenfalls grinsend
zurück.
    „Dann
eben ein normales Essen in einem Restaurant, ganz romantisch bei Kerzenlicht.
Da würde doch jede Frau dahin schmelzen. Und bei deinem Charme sowieso.“
    „Sie
erinnert sich doch gar nicht an mich!“
    „Woher
willst du das wissen? Du konntest ihr Blut doch gar nicht trinken, vielleicht
hat das mit dem Vergessen bei ihr gar nicht geklappt!“
    „Das
wäre schrecklich für alle Beteiligten! Es ist verboten, sich mit Menschen zu
treffen.“
    „Und
das weißt du erst seit heute?! Komm schon, Orlando, bist du denn gar nicht
neugierig?“
    „Doch
natürlich, aber sie macht mir irgendwie auch Angst. Wenn sie da ist, habe ich
mich nicht unter Kontrolle.“
    „Dann
begleite ich dich und passe auf dich auf!“ Wieder das freche Grinsen.
    „Vergiss
es, Mary.“, entgegnet ihr Orlando jedoch nur streng.
    „Ach
komm schon. Wenn du dabei bist, lassen sie mich raus. Ich werde auch ganz brav
sein und bestimmt niemanden beißen.“
    „Das
glaubst du doch selbst nicht. Kaum, dass ich mich umdrehe, wirst du dem
Nächstbesten an den Hals springen. Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass du
mitkommst.“
    Mary
schiebt die Unterlippe vor, was sie einige Jahre jünger erscheinen lässt.
„Okay, aber dann musst du mir alles erzählen. Versprochen?“
    „Großes
Häuptlings-Ehrenwort!“

 
    Als
er, kaum dass die Abenddämmerung einsetzt, Moundrell Manor verlässt, brennt in
dem Anbau über der Garage von dem Zuhause der Fremden noch Licht. Hätte er noch
einen Herzschlag, würde er sich spätestens jetzt vor Aufregung um ein Vielfaches
beschleunigen. Anmutig wie eine Katze lässt er sich auf den kahlen Baum
gegenüber ihrem Zimmer gleiten.
    Auf
den ersten Blick ist er sich nicht sicher, ob er sich wirklich vor dem
richtigen Fenster befindet. Zwar sitzt dort an dem Schreibtisch über ein Buch
gebeugt ein blondes Mädchen, aber sie hat ansonsten wenig gemein mit der
unglaublichen Frau der letzten Nacht. Verschwunden ist die sexy Kleidung und
ersetzt worden durch eine unscheinbare Jogginghose und ein weites T-Shirt, das
jegliche weibliche Rundung versteckt. Das lange seidige Haar ist streng in
einem Zopf zusammengebunden. Und sogar ihre Haltung gibt nichts von der
selbstbewussten Schönheit wieder. Unsicher, verzweifelt und traurig sitzt sie
über den Büchern, wodurch er ihr Gesicht nicht richtig sehen kann. Ist es
vielleicht die jüngere Schwester der Frau, die er sucht? Doch kein anderes
Fenster ist erleuchtet. Das Mädchen hebt den Kopf und blickt ihn geradewegs an.
Sie kann ihn nicht sehen, da ist er sich sicher. Niemand kann ihn sehen, wenn
er es nicht möchte. Vampire besitzen die Fähigkeit, völlig im Schatten zu
verschwinden. Doch ihre grünen Augen weiten sich erschrocken, als sie ihn
erblickt. Es ist unmöglich, trotzdem verbirgt er sich schnell hinter dem
breiten Baumstamm und hört, wie sich das Fenster öffnet.
    „Hallo?
Ist da jemand?“, dringt ihre leise, zittrige Stimme durch die Dunkelheit und
erinnert ihn dabei an Mary. Sie passt nicht zu der Frau, die er gestern erlebt
hat. Viel zu zerbrechlich, nicht stark und dominant. Nicht mal ihre Augen
scheinen dieselben zu sein. Zwar sind sie immer noch grün, doch fehlt ihnen der
kalte Glanz eines geschliffenen Smaragds. Aber sie muss es dennoch sein. Es ist
dasselbe Zimmer mit den dünnen Chiffonvorhängen und dem schwarzen Metallbett.
Alles sieht genauso aus wie am Morgen, als er das Zimmer verlassen hat, nur die
Frau darin ist kaum wiederzuerkennen.

 
 

„Drei Wodka Energy“, ruft Lindsay laut mit
selbstsicherer Stimme, nur um erneut von der Kellnerin des „Exits“ ignoriert

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