Schneerose (German Edition)
nicht verdient hat zu leiden oder gar zu
sterben. Sie ist seine Liandra.
Als sie ihr
Zimmer erreichen, dauert es nicht mal eine Sekunde, da streift sie mit einer
Schnelligkeit, über die sonst nur Unsterbliche verfügen, ihm sein Hemd von den
Schultern und bearbeitet seinen Hals mit ihren vollen, warmen Lippen. Das
Angebot ist verlockend und so fällt es Orlando umso schwerer, sich zu
beherrschen und sie von sich zu stoßen.
Für einen Moment
sieht er etwas wie Erstaunen in ihren grünen Augen, nur um dann erneut hinter
einem Vorhang der Lust zu verschwinden. Gesteuert von nur einem Gedanken, tritt
sie erneut auf ihn zu und reißt sich die Bluse entzwei, sodass die kleinen
Perlmutknöpfe gegen seine Brust springen und mit einem leisen Klappern zu Boden
regnen. Mit entblößter Brust steht sie vor ihm, während ihre Augen die seinen
fixieren. Gott, sie erinnert ihn so an Mary, wenn sie auf einem Blutrausch ist.
Ja selbst ihre Pupillen sind groß und schwarz wie die Nacht.
Als sie seine
Hände herrisch gegen ihre nackten, heißen Brüste drückt und ihm lustvoll ins
Ohr stöhnt, ist er geneigt aufzugeben, immerhin scheint sie es ja nicht anders
zu wollen. Gierig presst er seine Lippen auf ihre und wehrt sich nicht dagegen
als sie ihn auf das Bett drückt. Seine Finger gleiten durch ihr seidiges Haar,
welches den Duft frischer Erdbeeren verströmt. Zu gerne möchte er in ihr
versinken, aber ein Blick in ihre Augen, holt ihn einer Ohrfeige gleich auf den
Boden der Tatsachen zurück. Dieselben Augen haben ihn vor nicht mal einem Tag
so traurig und vollkommen verzweifelt angeblickt, dass er zum ersten Mal seit
Ewigkeiten sein Herz an jemand anderen als sich selbst verschenkte.
„Es ist als
wäre jemand anderes in meinem Körper gewesen über den ich einfach keine
Kontrolle habe.“
Die Erinnerung
an Lias Worte, macht ihm deutlich, dass sie das hier nicht wollen würde.
Jedenfalls nicht so. Es kostet ihn einiges an Kraft sie von sich runter zu
bekommen und sich über sie zu stützen. Ganz offensichtlich gefällt es ihr nicht
Macht zu verlieren, denn ihre Augen funkeln ihm böse entgegen. Doch die Kraft,
über die sie verfügt, ist so enorm, dass er sich ernsthaft fragt, ob sie nicht
vielleicht wirklich besessen ist. Bisher schob er ihr Verhalten auf eine Störung
ihrer Psyche, doch ihm wäre neu, dass man dadurch Superkräfte entwickelt. Er,
als Unsterblicher, besitzt Kräfte, wie kein anderes lebendiges Wesen, doch Lia
sollte bei weitem nicht so stark sein. Nicht nur, dass es ihm unmöglich ist ihr
Blut zu trinken, nun hat er auch ernsthafte Probleme sie mit seinen Händen
unter sich gefangen zu halten. Wie eine Raubkatze bäumt sie sich auf und
schreit, um kurz danach ihn wieder mit zuckersüßen Worten zu locken. Seine
Muskeln in den Armen schmerzen von dem andauernden Kampf und Schweiß tritt auf
seine Stirn, was zuvor noch nie passiert ist, weil nichts so anstrengend
gewesen wäre, dass es ihn zum schwitzen gebracht hätte. Ihr Kreischen wird
immer höher und brennt entsetzlich in seinen Ohren, sodass er schließlich für nur
einen winzigen Moment unachtsam wird. Lang genug, um Lia die Flucht zu
ermöglichen. Mit nur einem Satz ist sie vom Bett runter und stürzt aus der
Zimmertür.
Taumelnd und mit
einem Pfeifen in den Ohren folgt ihr Orlando durch das dunkle Treppenhaus. Sie hat
den Vorteil, dass sie hier Zuhause ist, doch sie hat nicht vor sich vor ihm zu
verstecken. Ganz im Gegenteil, während er noch überlegt, wo er nach ihr suchen
soll, schlägt mit lautem Knall die großen Eingangstür zu. Orlando zögert nicht
und springt vom ersten Stock direkt zu Boden, um gerade noch zu sehen wie Lia
mit nacktem Oberkörper und bloßen Füßen die Einfahrt entlang rennt. Nur gut,
dass ihr Vater nicht Zuhause ist. Würde er sie so sehen, müsste er Orlando
entweder für einen Mörder halten oder seine Tochter für vollkommen wahnsinnig,
bereit in die nächste Anstalt eingewiesen zu werden.
„Erhalte die
Maskerade!“ ,
schießt es Orlando noch durch den Kopf als er sich mit einem Satz vom Boden
abstößt um zirka zehn Meter weiter vorne auf Lia zu landen. Sein Körper
schmeißt sie zu Boden. Ihr erbostes Kreischen halt beängstigend durch die Nacht
und er kann nur hoffen, dass niemand die Polizei ruft. Mit einem ebenso
übermenschlichen Sprung nimmt er Lia mit sich zurück ins Haus, die mit Händen
und Füßen wild um sich schlägt. Orlando ignoriert den Schmerz, der mit jedem
ihrer Schläge durch seinen
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