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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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eine stumme Klage,
während ihre Hand sich um seinen Arm verkrampft hatte. Aus ihrem Hals floss
dunkles Blut und tropfte auf das Bettlaken.
    Er schluckte und begann sie zu
schütteln.
    „Mutter, wach auf! Mutter!“, schrie
er in Verzweiflung, doch regungslos blieb sie liegen. Er zog sie in seinen Arm,
wiegte sie wie ein Neugeborenes. Bei dem Biss in sein Handgelenk riss er sich
das halbe Fleisch weg. In einem dicken Schwall ergoss sich das Blut über ihre
leblosen Lippen, tropfte an ihnen hinab und breitete sich über ihr schlichtes
blaues Kleid aus. Es war zu spät. Er hatte seine Mutter getötet.

 
    Rein
logisch hält er es für absolut unmöglich. Immerhin ist Liandra nur ein kleiner
Mensch gegen eine ganze Vampirhorde. Ihr Blut duftet stärker als das der
meisten Menschen, sodass selbst ein Blinder sie finden könnte. Aber je mehr er
darüber nachdenkt, umso größer wird seine Hoffnung, dass sie noch leben könnte.
Sie ist nicht wie andere Menschen. Ihr Blut ist ungenießbar und vielleicht ist
sie sogar von einem Dämon besessen, wobei es das erste Mal wäre, dass Orlando
so etwas erlebt hätte. Die meisten Dämonen, die er bisher kennengelernt hat,
waren selbst erschaffen und keine übernatürlichen Wesen, sondern schlicht eine
Ausrede für das ungebührliche Verhalten mancher Menschen.
    Er
bekommt nichts in seiner Zelle mit und die ständig wechselnden Wachen sind so
stumm wie Gräber. Es wundert ihn jedoch, dass sich Chasity seit seiner Festnahme
nicht mehr hat blicken lassen. Mary lassen sie sicher nicht durch, aber Chasity
ist die Königin, sie kann tun und lassen was immer ihr gefällt. Sollte er sie
durch seinen Ungehorsam wirklich so sehr verletzt haben, dass sie ihn nun nicht
mehr sehen will? Um ehrlich zu sein, würde er sich sogar im Moment freuen,
Claudia zu sehen. In ihrer Wut auf ihn, würde ihr sicher die eine oder andere
Information herausrutschen. Sein einziger Besucher bisher war Victor, doch
seine Antworten auf Orlandos Fragen bestanden lediglich aus einem
triumphierenden und selbstgerechten Grinsen. Darauf hätte er auch gut und gerne
verzichten können. Doch auch wenn niemand mit ihm spricht, so weiß Orlando,
dass sich irgendetwas Merkwürdiges abspielt. In der Nacht seiner Festnahme wimmelte
es vor seiner Zelle nur so von Wachen, bis ein markerschütternder Schrei durch
das ganze Anwesen ging. Er konnte nicht sagen von wem er kam, aber es hing ihm
eine eigenartige Anziehungskraft an. Die Wachen ließen ihn alle alleine und
gingen in die oberen Stockwerke. Wenige Minuten später, dachte Orlando er wäre
jetzt vollkommen verrückt geworden, denn plötzlich hatte er das Gefühl sein
Herz wieder schlagen zu spüren. Als die Wachen wieder herunter kamen, waren sie
alle in heller Aufruhe, doch sobald sie seine Zelle erreichten, verstummten sie
augenblicklich. Seine Fragen ignorierten sie beharrlich.
    In
dem Moment stürzt eine junge Vampirin in das Kellergewölbe.
    „Kommt
schnell, er spricht wieder zu uns!“, ruft sie ganz aufgeregt und rennt auch
schon wieder los. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, folgen ihr die Wachen
und lassen Orlando allein. Perfekter Zeitpunkt zur Flucht, aber ohne einen
Schlüssel, kann selbst ein Vampir keine Zelle öffnen. Ein Schatten fällt in den
Flur von den oberen Gebäuden, gefolgt von leisem Fußgetrappel. Rote Locken
tauchen hinter der Wand hervor: Mary. So sehr er sich auch freut sie zu sehen,
ergreift ihn doch sofort auch Sorge.
    „Was
tust du hier? Haben sie dir erlaubt mich zu besuchen?“
    „Natürlich
nicht, deshalb nutze ich die Gunst der Stunde. So schnell werden sie nicht
wiederkommen.“, erklärt sie grinsend und schiebt sich einen Stuhl an die Wand,
an der der Schlüsselbund für die Zelle hängt.
    „Was
ist da oben los?“
    „Kain
ist los.“ Das Schlüsselbund klimpert und klirrt als Mary es von der Wand hebt,
während Orlando sie entgeistert anstarrt.
    „ER
ist HIER?“, fragt er ungläubig.
    „Natürlich
nicht, Dummerchen. Er spricht über Vivienne zu uns, echt gruselig.“
    Als
sie den Schlüssel in das Loch stecken will, ergreift Orlando ihre Hand. „Tu das
nicht. Sie werden wissen, dass du es warst.“
    „Aber
sie verurteilen dich für etwas das du nicht getan hast, sondern ich.“
    „Wovon
sprichst du?“, immer noch hält er ihre kleine Hand umklammert.
    „Sie
glauben du hättest Liandra dein Blut gegeben und sie verwandelt.“, erklärt
Mary, wobei sie ihm schuldbewusst in die Augen blickt.
    Orlando
ist fassungslos.

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