Schneerose (German Edition)
war schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben. Die Routine des
Ganzen wirkt beruhigend. Aber wozu brauchen sie Worte, wenn ihre Herzen bereits
im selben Takt schlagen?
Das
Wasser umspielt sanft ihre nackte Haut als sie in das frostige Nass watet.
Während sich der Schmutz und das Blut von ihr waschen, hat sie das Gefühl auch
ihre Seele damit zum Teil reinwaschen zu können. Das Wasser kribbelt auf ihrer
Haut und fühlt sich nicht im Entferntesten so kalt an wie es sein müsste. Als
sie dann auch mit ihrem Kopf unter Wasser taucht und sich die Dunkelheit um sie
schließt, hat sie das Gefühl endlich wieder frei atmen zu können. Die Luft, die
in ihre Lungen strömt, haucht neuen Lebensgeist in ihren geschundenen Körper.
Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen dreht sie sich zum Ufer um. Dort steht
Orlando wie aus Stein gemeißelt. Seine Schönheit raubt ihr den Atem, doch auf
seiner Stirn bilden sich ernste Sorgenfalten. Es ist Zeit, dass er wieder
lacht. Sie weiß, dass er es kann, denn in ihrer ersten Nacht, haben sie viel
gelacht.
„Traust
du dich nicht herein?!“, neckt sie ihn fast so als wäre nie irgendetwas
gewesen.
Er
kneift misstrauisch die Augen zusammen, ohne sich zu rühren.
„Oder
soll ich dich etwa holen kommen?!“, lockt Lia ihn weiter, während sie Wasser in
seine Richtung spritzt. Es scheint zu wirken, denn nun zieht Orlando erst seine
Schuhe und dann den Rest seiner Kleidung aus und folgt ihr ins Wasser. Auch er
erschrickt nicht einen Moment vor der Kälte. Wahrscheinlich sind sie einfach
beide zu tot, um überhaupt noch irgendetwas zu spüren, auch wenn es sich anders
anfühlt.
Lia
schwimmt weiter hinaus, um ungefähr in der Mitte des Staindale Sees Halt zu
machen. Als sie sich suchend umdreht, ist Orlando verschwunden. Stille liegt
über dem Wald und nur ihr eigener Atem und das Rascheln des Schilfs im Wind
sind zu hören. Plötzlich taucht Orlando direkt vor ihr auf und spritzt ihr eine
Ladung Wasser ins Gesicht. Lachend prustet Lia los und schlägt zurück, doch
Orlando hält sie an den Armen fest.
„Du
solltest mich besser nicht herausfordern.“, sagt er lächelnd und zieht sie an
sich, um den Kuss fortzusetzen. Nur zu gerne gibt Lia ihm nach. Seicht fällt
Regen vom Himmel und lässt die Wasseroberfläche sich kräuseln. Sanft wie eine
Liebkosung fühlt er sich auf Lias Haut an, während Orlandos Hände über ihr Haar,
ihr Gesicht und ihren Körper streichen. Wieder stellt sie fest, wie
überraschend das Leben doch sein kann. In dem einen Moment fühlte sie sich noch
mehr tot als lebendig und im nächsten Moment schwillt sie in purem Glück. Mit
Orlando an ihrer Seite kann sie selbst in der tiefsten Dunkelheit den Himmel
finden. Seine Augen suchen die ihren. Blau und grün, wie das Wasser des Sees.
Er
wird ganz still und mustert ihr Gesicht und ihr feuchtes blondes Haar.
Liebevoll streicht er ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
„Danke,
dass es dich gibt.“, flüstert er, obwohl außer ihnen niemand hier ist.
„Du
hast mich gerettet.“, flüstert Lia zurück vor lauter Angst ihre Stimme könnte
den Moment zerbrechen.
„Ich
hatte schon Angst ich hätte dich für immer verloren, meine Schneerose.“
Lia
lächelt. „Du wirst mich niemals verlieren.“
„Ich
liebe dich, Liandra Green.“
Da
ist es, die drei Worte, die eine ganze Welt verändern können. Wie Nebel
schweben sie zwischen ihnen und bringen Licht in die Finsternis. Es hat über
500 Jahre gedauert bis Orlando den Menschen gefunden hat, der sein Herz so sehr
berührt, um diese Worte zu verdienen. Auch wenn dieser Mensch vielleicht gar
keiner mehr ist.
Bei
Lia hat es gerade Mal 17 Jahre gedauert hat, aber trotzdem könnten die Worte
nicht mehr von Herzen kommen.
„Ich
liebe dich auch, Orlando Adam Moundrell.“
Ihre Küssen werden leidenschaftlicher und
drängender. Orlandos Hände gleiten schnell und gierig über Lias Körper, sodass
sie das Gefühl hat sie überall an sich zu spüren. Sie fühlt sich geborgen und
gleichzeitig ist es nicht genug. Sie will ihn um sich spüren, vollkommen mit
ihm verschmelzen. Die Welt um sie herum verschwimmt. Alle Probleme und Sorgen
sind mit einem Streich vergessen und bedeutungslos. Lias Herz schlägt wild und
stark genug für sie beide. Auch als ihre spitzen Zähne sich in Orlandos Hals
schlagen, scheut er nicht für einen Moment zurück. Stattdessen entfährt seiner
Kehle ein lustvolles Stöhnen. Es ist nicht ungewöhnlich für Vampire sich
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