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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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bei
ihrem Liebesakt gegenseitig zu beißen. Zudem braucht Lia das Blut. Besser sie
nimmt es von ihm und er behält die Kontrolle als dass sie einem hilflosen
Menschen mitten auf der Straße das Blut aus sämtlichen Adern zieht.
    Gierig saugt Lia sich an Orlandos Hals fest. Doch
das Blut ist nicht das Eigentliche, was sie Orlando entreißt. Auch wenn sie es
nicht bemerkt hat, spürt ihr Inneres das Pulsieren schon lange. Und nun erkennt
auch Orlando, dass Lia mehr von ihm nimmt, als er verkraften kann. Ganz schwach
fühlt er sich plötzlich. Die Welt beginnt vor seinen Augen zu verschwimmen.
„Liandra!“, stößt er alarmiert hervor, doch sie reagiert überhaupt nicht auf
ihn, sondern beißt sich immer fester.
    „Lia“,
drängt er erneut und versucht sie an den Schultern von sich zu drücken, doch es
ist wie gegen eine Wand zu stoßen. Sie rührt sich nicht einen Zentimeter. Ein
ungutes Gefühl breitet sich in seiner Magengegend aus. Plötzlich taucht das
Bild wie er sie gefunden hat vor seinem inneren Auge wieder auf. Wild und
animalisch war ihr Blick, sodass er sie tatsächlich für ein Monster hielt.
Panik steigt in ihm auf und verdrängt jegliche Lust. Als er sie dieses Mal an
den Armen packt, ist er nicht mehr zaghaft oder gar sanft. Mit aller Kraft
stößt er sie von sich, doch Lia ist stärker. Sie krallt sich an ihm fest und ihre
Nägel dringen tief in seine Haut. Ihr Blick richtet sich auf ihn, während von
ihren Lippen sein Blut über ihr Kinn tropft. Das Grün ihrer Augen leuchtet
gefährlich. Ihre Gesichtszüge sind starr und unergründlich. Sein Inneres zieht
sich zusammen.
    „Es
reicht.“, sagt er streng, ohne eine Reaktion von ihr zu erhalten.
    „Töte
ihn. Er verdient es nicht zu leben.“, zischt die Stimme bösartig
in Lias Kopf. „Er hat dich nur benutzt, er liebt dich nicht. Er ist ein
Heuchler. Aber wir sind stärker als er.“
    „Nein“, kreischt Lia und reißt sich von Orlando los.
Erschrocken schlägt sie sich die Hände auf die Ohren und schüttelt den Kopf.
Sie will es nicht hören. Ihr Blick gleitet zurück auf Orlando, an dessen Hals
eine große blutige Wunde klafft. Eine Wunde, die sie ihm zugefügt hat. Auch die
Angst in seinen Augen bleibt ihr nicht verborgen.
„Siehst du wie schwach
er ist? Du brauchst ihn nicht.“
    „Ich
wollte das nicht.“, presst sie hervor, bevor sie sich umdreht und eilig zurück
ans Ufer schwimmt. Sie ist viel schneller als Orlando. Schneller als jeder
Mensch. Sie weiß das und es macht ihr Angst. Am besten wäre es, wenn sie weit
fort ginge, alleine. Aber das will und kann sie nicht. Zu groß ist ihre Angst
vor der Einsamkeit.
    Als
Orlando aus dem Wasser tritt, ist die Wunde an seinem Hals schon fast wieder
verschwunden. Stumm zieht er sich seine Kleider an.

 
    Er
reicht ihr wie schon zuvor seine Jacke, doch Lia schüttelt mit gesenktem Blick
den Kopf. Er geht vor ihr in die Knie.
    „Es
ist nicht deine Schuld. Ich weiß es ist schwer am Anfang.“
    Lia
beißt sich auf die Lippe und hebt den Blick.
    „Warum
hast du mich alleine gelassen, wenn du das wusstest?“
    Irritiert
blickt Orlando sie an, bis er versteht, was sie meint. Die Worte fallen ihm
nicht leicht, doch er will ehrlich zu ihr sein.
    „Ich
habe dich nicht verwandelt. Es war Mary.“
    „Er
hätte dich sterben lassen. Du bedeutest ihm nichts“ ,
tobt die Stimme aufgebracht in ihrem Kopf.
    Verletzt
blickt sie ihn an, bevor sie aufsteht und sich den Sand von den Beinen reibt.
Orlando hat das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen.
    „Versteh
doch bitte, sie haben mich gefangen. Ich hatte keine Chance, was hätte ich denn
tun sollen? Bitte, lass mich dir doch wenigstens jetzt helfen.“
    Flehend
blickt er ihr entgegen und hält ihre kalte Hand.
    „Er
kann dir nicht helfen. Du bist nicht wie sie. Du bist etwas Besonderes. Du bist
meine Tochter.“
    „Dann
geh mit mir weg. Lass uns irgendwo weit weg von vorne anfangen. Nur du und
ich!“ Tränen verschleiern ihren Blick, während sie am ganzen Körper zittert.
Orlando erhebt sich mit gesenktem Kopf.
    „Das
geht nicht, meine kleine Schneerose. Jedenfalls nicht sofort. Ich muss zurück
zu Mary, sonst werden sie die Kleine töten.“
    Wenn
sie nicht so verzweifelt wäre, würde sie ihn vielleicht verstehen. Seine Worte
würden zu ihr durchdringen, doch so bleibt nur die Abweisung. Er wird nicht mit
ihr davon laufen. Er wird ihr nicht helfen. Er wird sie wieder alleine lassen.
    „Komm
zu mir!“ Plötzlich spürt Lia Trost durch all den

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