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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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wütend? Oder steckt mehr dahinter? Outet sich hier ein Verdächtiger ganz direkt als Frauenhasser? Roland Colbert fasst einen Entschluss. Wenn Max schon so die Klappe aufreißt, sollte er die Gelegenheit vielleicht nutzen, ihm mal auf den Zahn zu fühlen.
    »Hast du auch ›ficki ficki‹ gerufen?«
    »Ich? Ja, vielleicht. Ich glaube sowieso, dass es am Sauerstoff lag, dass wir plötzlich komisch drauf waren. Und am Alkohol natürlich.«
    »Hast du schon mal mit einem Mädchen geschlafen?«
    »Na klar!«
    »Und wie denkst du über Mädchen?«
    »Wie soll ich denn denken?«
    »Ist da noch mehr als ›ficki ficki‹?«
    »Versteh ich nicht.«
    »In der Schule? Da redest du doch auch mal mit Mädchen.«
    »Natürlich rede ich mit Mädchen!«
    »Sagst du da auch immer ›ficki‹ …«
    »Wir waren betrunken! Ich hab nur gesagt, wie wir an dem Abend geredet haben. Und dann waren die Girls plötzlich weg!«
    »Die Tussis.«
    »Geneviève und die graue Maus.«
    »Die Fotzen!«
    »Geneviève und die andere! Ich sag’s doch! Geneviève und die andere! Warum hacken Sie so darauf rum?«
    »Weil ich wissen will, wie du zu Mädchen stehst, weil ich wissen will, ob du sie so sehr verachtest oder solche Angst vor ihnen hast, dass du eine töten würdest!«
    Max wird laut. »Sie waren weg! Ende!«
    »Ja, und dein Freund Philippe verfolgt sie! Und er ist bekannt für seine Brutalität. Aber du … Du bleibst im Auto sitzen. Hättest du nicht auf die Idee kommen müssen, die Mädchen zu beschützen?«
    »Hätte ich. Ja. Wenn ich nicht damit zu tun gehabt hätte zu kotzen. War Ihnen schon mal so schlecht, dass Sie glauben, Sie sterben? Da ist man nur damit beschäftigt.«
    »War einer von euch dreien vorher mit einem der beiden Mädchen zusammen oder intim?«
    »Zusammen? Geneviève war sechzehn! Ich hab sie einmal geküsst. Im
Chaise Longue
. Aber die hat viele geküsst. Na ja, sie ist eben sechzehn und weiß nicht, was sie will.«
    »Sechzehn ist noch sehr jung.«
    »Ich bin siebzehn! Da ist sechzehn nicht verboten! Für Sie ist es verboten, aber nicht für mich!«
    »Da hast du natürlich recht.«
    »Sie glauben, dass ich es war.« Roland Colbert sagt nichts. »Sie halten mich für ein Arschloch, dem so was zuzutrauen ist!«
    Roland Colbert sieht Max an und entscheidet sich. Ein schüchterner Junge mit einer großen Klappe, mehr nicht.
    »Sie wollen, dass ich es war!«
    »Nein, Max, das will ich nicht. Aber die Art, wie du über Mädchen redest.« Der Kommissar bemüht sich um ein Lächeln. So halbwegs klappt das auch. »Über ein Mädchen, das tot ist, und über eins, das vermisst wird. Das ist schon sehr, sehr cool. Zu cool für meinen Geschmack.«
    »Wir reden eben so! Die Mädchen sind da auch nicht anders.«
    Und so sitzen sie voreinander. Ein Siebzehnjähriger und ein Vierzigjähriger. Auf einmal ist Roland Colbert einiges klar. Er hat noch nie in einem Mordfall ermittelt, in den Jugendliche verstrickt waren. Die reden einfach so, das ist alles. Er versucht sich vorzustellen, wie das für Max ist, so vor einem Erwachsenen zu sitzen, der ihn beschuldigt. Sprüche, Abwehr, hätte ich damals auch so gemacht …
    Auch mit Max passiert etwas. Er richtet sich plötzlich auf, sitzt ganz gerade und sieht den Kommissar an, als würde er ihn zum ersten Mal richtig wahrnehmen. Seine Stimme klingt auf einmal anders. »Ich will, dass ihr rauskriegt, wer das gemacht hat. Mit Geneviève.«
    »Gut, Max. Dann sag mir doch bitte ganz genau, wie Philippe angezogen war.«
    »Er hatte eine schwarze Hose an und ein weißes Hemd. Der hat sich schon immer angezogen wie einer, der zehn Jahre älter ist. War aber eigentlich egal, was er anhatte. Die Mädchen fanden ihn sowieso gut. Und ehrlich gesagt, ich war sauer, nein … Ich war … traurig. Weil Geneviève so auf ihn abgefahren ist. Dann hab ich gedacht: Lass ihn, er serviert sie sowieso nach einer Woche ab und … Vielleicht findet sie mich dann ja gut. Durch Philippe hatte ich wenigstens die Möglichkeit, an sie ranzukommen. Ich bin nicht so gut darin, Mädchen anzusprechen.«
    »Ich verstehe, was du meinst.«
    »Aber Sie wollten ja wissen, was Philippe anhatte. Schwarze Hose, weißes Hemd … Was für Schuhe er anhatte, weiß ich nicht mehr. Auf so was achte ich nicht.«
    »Hatte er einen Schal an? Eine Mütze? Einen Hut?«
    »Ja, stimmt!«
    »Was?«
    »Handschuhe. Ich hab mich noch mit ihm gestritten, weil er den Wagen fahren wollte, und da sind mir die Handschuhe aufgefallen. Solche

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