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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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benutzt. Das könnte eine Rolle spielen, wenn es um Rostspuren geht. Für den Fall, dass doch Philippe Geneviève erschlagen hat. Grenier.«
    »Wir haben den Fundort der zweiten Leiche noch nicht genau untersucht. Nur ein paar Meter. Kann sein, dass er versucht hat zu telefonieren und … vielleicht war das nicht da, wo wir ihn gefunden haben. Ich fahr morgen noch mal raus.«
    »Gut. Das machst du, nachdem du den Suchtrupp organisiert hast. Was ist mit dir, Ohayon? Willst du auch was beitragen?«
    Ohayon hat es sich überlegt. Seit Roland gesagt hat, dass vielleicht noch ein Mädchen mit im Auto war. Er hat es sich gut überlegt. »Na ja, Roland, ich hätte schon noch was.«
    »Dann rück bitte damit raus, wir wollen langsam Feierabend machen. Also, was denkst du?«
    »Was ist mit dem Mädchen, bei dem Geneviève war, bevor sie ins
Chaise Longue
gefahren ist? Kristina hat mir zwar gesagt, dass sie nie in die Disco geht, und ich habe ihr das auch geglaubt, oder? Ja. Ich hab ihr das geglaubt. Aber dann ist jetzt diese Sache. Dass keiner das Mädchen kannte, das noch mit im Auto war. Könnte damit zusammenhängen, dass sie nie in die Disco geht. Richtig?«
    »Aber sie geht ja wohl irgendwo in die Schule. Die anderen hätten sie wiedererkannt, auch wenn sie nicht zum Tanzen geht.«
    Es ist ja klar, das Conrey einen Einwand hat. Der Kommissar sieht das allerdings anders. Und so ist für Ohayon noch nicht Feierabend.

    Das Haus ist immer noch grün, und es gibt immer noch drei Stufen und oben einen kleinen Absatz.
    »Hallo, Kristina. Du erinnerst dich an mich?«
    »Sie haben mir gesagt, dass Geneviève tot ist.«
    »Darf ich reinkommen?«
    Sie gehen ins Wohnzimmer. Dort stehen Kerzen auf einem Couchtisch und auf dem Boden liegen vier Bilder. Ohayon sieht sofort, dass sie von Geneviève sind. Er kennt die Bilder aus dem Fischladen ihres Opas.
    »Sind deine Eltern nicht da?«
    »Mein Vater arbeitet noch, er kommt erst um acht.«
    Nachdem sie das gesagt hat, setzt sich Kristina aufs Sofa und guckt auf die Bilder. Sie hat geweint, das ist nicht zu übersehen.
    Ohayon sagt erst mal nichts. Er überlegt, ob man Kristina als burschikos oder männlich bezeichnen würde. Er findet das nicht. Ihre blonden Haare gehen ihr bis auf die Schultern. Überhaupt nicht männlich, eher im Gegenteil. Schließlich überwindet er sich und bittet sie, noch mal zu erzählen, wie der Freitagabend verlaufen ist. Kristina sagt das Gleiche wie beim ersten Mal. Geneviève ist um neun Uhr gekommen und dann um elf ins
Chaise Longue
gefahren. Mit dem Bus.
    »Sie kennt sich mit Busfahrplänen echt gut aus. Oder sie kannte sich gut aus.«
    »Und du bist nicht später doch noch hingefahren?«
    Kristina schüttelt den Kopf. »Ganz bestimmt nicht? Sie wusste, dass ich nicht mitgehe.«
    Sie sagt das ganz selbstverständlich und sieht dabei auf die Bilder, die vor ihr auf dem Boden liegen.
    »Guckst du dir die schon lange an?«
    Kristina nickt. Dann schweigen sie eine Weile. Als Ohayon gerade noch etwas fragen will, zeigt sie auf eins der Blätter. »Das gefällt mir am besten.«
    Ohayon versucht zu erkennen, was das Bild darstellt. Aber er sieht nur verschiedene Streifen Farbe, die ineinandergelaufen sind.
    »Sie müssen das richtigherum angucken, Sie sehen es ja auf dem Kopf!«
    Kristina steht auf und legt das Bild mitten auf den weißen Flokati. Dann setzt sie sich im Schneidersitz seitlich neben das Bild. Ohayon weiß nicht, was er tun soll. Schließlich steht er aus seinem Sessel auf und geht zu Kristina. Sie macht ihm ein Zeichen, und er setzt sich neben sie, direkt vor das Bild. Ohayon hat Schwierigkeiten mit den Beinen. Im Schneidersitz, so wie sie, kann er nicht sitzen, da würden seine Sehnen zerreißen. Also kniet er sich hin und setzt sich auf seine Fersen. Auch das tut ziemlich weh. Dann endlich guckt er auf das Bild. Es ist verblüffend. Von hier aus sieht das kleine Aquarell ganz anders aus. Auf einmal sind das keine Streifen mehr, sondern eine Landschaft. Sie besteht aus nichts als einem durch die Farben hervorgerufenen Eindruck von räumlicher Tiefe. Linien oder andere konkrete Anhaltspunkte gibt es nicht.
    »Das hat sie gemalt, nachdem wir an einem Nachmittag an einem Feld gestanden haben. Es hat geregnet und eigentlich war alles nur grau. Sie hat mir das alles vorher erklärt. Wie sie das malen wird. Sie ist ein Stück aufs Feld gelaufen und dann wieder zurück. Sie war so aufgeregt, als wäre gerade was ganz Besonderes passiert. Ich hab nur

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