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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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einen doch warm.«
    Alle sehen Ohayon an. Conrey bemerkt die Krümel auf seinem blauen Pullunder. Bei Resnais hängt was am Mundwinkel.

    Angst darf nicht zu Hysterie werden, das Tempo der Ermittlungen hängt von vielen Faktoren ab, und Sina und Juliet leben in Saint Mouron.
    Auch bei ihnen stand etwas in der Zeitung über den Mord. Schließlich ist Saint Mouron der erste größere Ort westlich von Fleurville. Und so gab es natürlich die theoretische Möglichkeit, dass der Mörder von Geneviève sich hier sein nächstes Opfer suchen würde. Roland Colbert hat trotzdem weder seine Tochter noch Juliet gewarnt. Auch das gehört zu den Aufgaben eines Kommissars: abzuwägen, wann er die Bevölkerung in Alarmbereitschaft versetzt. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mädchen in Saint Mouron Opfer dieses Täters wird, äußerst gering. Im Moment sind die Bewohner von Saint Mouron auch gar nicht besonders beunruhigt. In der Zeitung stand ja einiges. Offenbar ist der Name des Täters bereits bekannt.
    Ja, und Sina ist inzwischen ziemlich kalt.
    Nach dem Streit mit Juliet ist sie erst mal raus aus dem Haus und losgelaufen. Ohne Ziel.
    Anfangs war sie einfach nur wütend. Auf Juliet natürlich! Aber das hielt nicht lange an, und bald musste sie nachlegen, um das Feuer in Gang zu halten. Also suchte sie nach Gründen, die bewiesen, dass ihr Dilemma, ihr ganzes schreckliches Dilemma, sich auf Juliet zurückführen ließ und auf ein noch nicht näher bestimmtes Unrecht, das ihr angetan wurde.
    Da sie so mit sich und ihren Problemen beschäftigt ist, achtet sie natürlich nicht auf ihre Umgebung. Warum sollte sie auch? Die Gegend, in der Roland, Juliet und sie wohnen, ist eine dieser typischen Reihenhaussiedlungen mit leicht gekrümmten, verkehrsberuhigten Straßen, wie sie an den Rändern von Kleinstädten gedeihen. Gegenden, in denen nie etwaspassiert. Außerdem geht es jetzt gerade um etwas anderes! Der Zorn, der schnelle Aufbruch. Sina hat dünne Turnschuhe an! Also ist sie schon nach fünfhundert Metern mit zwei Dingen beschäftigt. Mit ihrer Wut und mit ihren kalt werdenden Füßen. Da ist es natürlich kein Wunder, dass ihr der hellblaue Kleintransporter nicht auffällt, der auf der anderen Seite der Straße steht. Erst recht fällt ihr nicht auf, dass in dem Kleintransporter ein Mann sitzt, der zu ihr rüberguckt. Der Mann ist auffällig gut rasiert und trägt eine sonderbare Jacke, die an einen Kittel erinnert. Aber das Auffälligste an dem Mann ist nicht die Jacke, sondern das Gesicht. Der Ausdruck. Der Mann wirkt angespannt.
    Ja, André Nemours ist angespannt. Er ist Elektroinstallateur und macht gerade Pause. Während er das tut, denkt er an sein Auto und hat ein ganz schlimmes Gefühl im Leib. Gestern war auf einmal der Auspuff laut geworden. Kaputt, nichts zu wollen! Er musste den Wagen also in eine Werkstatt bringen. Unerwartete Kosten … die sich schlimmstenfalls auf den geplanten Weihnachtsurlaub auswirken. Während er sich den dritten Kaffee aus der Thermoskanne nachgießt, überschlägt er zum x-ten Mal, was er für die Reparatur wohl zahlen wird. Und das alles hat sehr unangenehme Nebenwirkungen! Finanzielle Sorgen haben bei André Nemours nämlich immer das Gleiche zur Folge. Er kann nicht kacken. Der Kaffee hat bis jetzt nicht geholfen, also überlegt er, ob er noch eine rauchen soll, bevor er zurück ins Haus geht, um weiterzuarbeiten. Manchmal helfen Zigaretten, die Sache wieder in Gang zu bringen. Das Mädchen, das eben auf der anderen Straßenseite vorbeigegangen ist, hat er längst vergessen.
    Zehn Minuten später erreicht Sina den Stadtwald. Der Stadtwald ist nicht groß, hat aber einen schönen Bestand an alten Bäumen und Büschen. Da Sina immer noch mit sich beschäftigt ist, nimmt sie instinktiv den Rundweg. Auf dem kann man endlos seine Kreise ziehen, wenn man nachdenkt. Sina hat ihren Zorn auf Juliet inzwischen so ins Maßlose erweitert, dass er schon ziemlich an Kraft verloren hat. Alsorichtet sie ihre schlechten Gedanken auf verschiedene andere Personen, wobei das meiste der reinste Quatsch ist, was sie noch mehr nervt. So ist es eigentlich nur logisch, dass ihr völlig entgeht, dass sie an einem Mann vorbeikommt, der nur zwei Meter neben dem Weg halb hinter einer Buche steht. Der Mann sieht Sina, erschrickt und zieht sich ein Stück hinter die Buche zurück. Für einen Moment hatte er doch wirklich geglaubt, es sei Camille! Dabei ist Sina eindeutig jünger und auch

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