Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern
offiziell ist Roland doch sonst nicht.
»Tja, Ohayon, es gibt was, das wir zu bereden haben. Ich wollte nur noch ein paar Dinge feststellen. Zwischen uns, sozusagen.«
»Aha…«
»Zunächst einmal geht es um deine Leistung. Darum, dass du den Bezug zu Pierre Agneau hergestellt hast, das war sehr gut, Ohayon.«
Ohayon nickt kaum merklich.
»Was den eigentlichen Fall betrifft, den Fall Geneviève Mortier…«
»Roland!«
»Nein, ich bin da anderer Meinung als ihr. Genevièves Tod hat in meinen Augen nichts mit Pierre Agneau zu tun. Kristinas runtergeleierte Aussage, die immer gleichen Antworten… Aber darüber wollte ich nicht wieder reden, das ist vorbei, es geht um was anderes.«
»Aha.«
»Ich bin ausgestiegen. Das hätte niemals passieren dürfen.«
»Wo bist du ausgestiegen?«
»Aus dem Team. Ich habe mich von irgendwas mitreißen lassen und, ohne es überhaupt zu merken, gegen all meine Prinzipien verstoßen. Fast bis zur Raserei. So was darf nicht wieder passieren. Ich hätte dich mit reinnehmen müssen. Ins Verhör. Spätestens am zweiten Tag.«
»Weil ich für Gefühle zuständig bin?«
Roland Colbert lacht. »Genau!« Aber eigentlich meint er es sehr ernst. Das mit der Kontrolle der Affekte. »Also, das nächste Mal, wenn die Pferde mit mir durchgehen, halt mich zurück. Und was dich betrifft: Auch du kannst nicht einfach für Tage aussteigen und deine eigenen Wege gehen.«
»Ich bin für die Gefühle zuständig, ich treibe mich nicht rum, und ich halte dich zurück, wenn du ausrastest.«
»Genau.«
»Aber wir heiraten nicht.«
»Wir dürfen nicht auf uns selbst reinfallen. Nicht dem nachgeben, was wir unbedingt wollen. Das wollte ich sagen.«
»Okay.«
Roland Colbert steht auf und öffnet Ohayon die Tür. Der Kommissar bleibt noch einen Moment in der offenen Tür stehen. Er fühlt sich gut und ist sich sicher, etwas Wichtiges in die Wege geleitet zu haben. Als er schließlich seinen Kopf nach links dreht, ist Ohayon bereits am Ende des Gangs angekommen. Er sieht ihn zuletzt als Schatten vor dem Fenster. Aber das Bild ist komplexer. Eine Sekretärin kreuzt geschäftig den Gang, Grenier sucht etwas in der Ablage, zwei weitere Mitarbeiter tauschen Dokumente aus. Es herrscht Betrieb. Normaler, gut strukturierter Betrieb auf dem Kommissariat von Fleurville. Und Roland Colbert ist absolut einverstanden mit diesem Zustand.
Aus unserem Verlagsprogramm
Robert Brack
BLUTSONNTAG
Broschiert / 256 Seiten / ISBN 978-3-89401-728-6
Am sogenannten Altonaer Blutsonntag kam es 1932 bei einem großen Aufmarsch der SA und SS durch das traditionell rote Altona bei Hamburg zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit 18 Toten. Klara Schindler, Reporterin und Kommunistin, deckt mithilfe eines verkrachten Kabarettisten, eines Straßenmädchens und eines Meisterdiebs die Vertuschungen der Polizei auf und entschließt sich, ein Zeichen des Widerstands gegen den aufkommenden Nazismus zu setzen.
Robert Brack
UND DAS MEER GAB SEINE TOTEN WIEDER
Broschiert / 224 Seiten / ISBN 978-3-89401-574-9
In der aufgeladenen politischen Situation Anfang der 1930er Jahre will Jennifer Stevenson die Hintergründe eines Skandals aufklären. Zwei Polizistinnen sind angeblich freiwillig in den Tod gegangen. Hielten sie die Machtkämpfe innerhalb der Weiblichen Kriminalpolizei nicht aus oder wurden sie ermordet?
»Seine faktenstarke Fiktion erhellt ein Stück Polizei- und Frauengeschichte, das so noch niemand sah.«
Tobias Gohlis, Die Zeit
Andrea Maria Schenkel
TANNÖD
Geschenkausgabe in Halbleinen. Titelbildmotiv: Tomi Ungerer
128 Seiten / ISBN 978-3-89401-608-1
Die Bewohner eines Einödhofes werden erschlagen aufgefunden. Der Leser begleitet jeden Schritt des Mörders, ohne dessen Identität zu kennen. »… ein spannendes, düsteres, unheimliches Buch: ein Meisterwerk, ein Geniestück.«
Deutschlandfunk
Andrea Maria Schenkel
BUNKER
Broschiert / 128 Seiten / ISBN 978-3-89401-586-2
Eine junge Frau wird auf ihrer Arbeitsstelle brutal überfallen und anschließend in einen Bunker verschleppt, wo sie tagelang gefangen gehalten wird. Was will der Entführer von ihr?
»Grausames Kammerspiel mit Kidnapper und Geisel…«
Der Spiegel
Patrick Pécherot
NEBEL AM MONTMARTRE
Die Léo-Malet-Hommage-Trilogie Band 1
Broschiert / 192 Seiten / ISBN 978-3-89401-720-0
Paris 1926. Der junge »Pipette«, Möchtegern-Poet aus der Provinz, schlägt sich mit kleinen Jobs durch. Als er gemeinsam mit einem Trupp von Gelegenheitsgaunern
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