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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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geschüttet.«
    »Richtig. Wie gesagt: Oberer Bereich. Wenn du dir den schmalen Steg anguckst, der hier unten noch steht, dann siehst du überall diese schwarzen Streifen. Da ist Benzin runtergelaufen, aber nur wenig. Es hat ein Weilchen gebrannt, ist dann, als die Flammen sich oben entfaltet haben, durchdie starke vertikale Luftbewegung gelöscht worden. Das heißt, es gab keine größeren Benzinlachen am Fuß der Wand. Und das bedeutet, der Täter hat sehr schnell gearbeitet.«
    Grenier betrachtet die Brandstelle mit einer Besorgnis, als könne das Feuer noch mal ausbrechen. »Morgens stand in unserem Käseblatt, dass hier jemand wohnt, der mal mit einem Sexualdelikt zu tun hatte. Und dann brennt gleich sein Haus?«
    »Richtig. Gleicher Gedanke bei mir. Ziemlich extrem, diese Reaktion. Und vor allem sehr schnell. Noch was. Das Haus wurde im Bereich der Eingangstür angezündet.«
    »Wir hatten die Vermutung, dass jemand unseren Verdacht auf Walter Heimann lenken wollte.«
    »Das war keine Warnung. Auch kein Hinweis. Hier sollte jemand getötet werden. Meine Meinung.« Albert Munier schüttelt wieder ganz leicht den Kopf. Nur guckt er diesmal nicht in Richtung der Brandstelle dabei, er guckt Grenier an. »Hast du eigentlich keinen Vornamen?«
    »Marie.«
    »Und warum nennen dich alle Grenier? Warum nicht wenigstens Madame Grenier?«
    Marie Grenier zuckt mit den Achseln. »Du kannst mich gerne Marie nennen, wenn’s dir lieber ist.«
    »Gut. Ich bin Albert.«
    Marie Grenier guckt in den verwilderten Garten. »Also, Albert, wenn du deine Erkenntnisse zusammenziehst. Wie ist es passiert?«
    »Jemand kommt mit einem Benzinkanister. Schüttet das Benzin gegen die Holzwand. Große Bewegungen. Er will, dass es auch oben an die Wand kommt, er will, dass das Feuer sich schnell ausbreitet. Danach zündet er die Wand an.«
    »Er schüttet nach oben?«
    »Warum fragst du?«
    »Weil dann alles voller Benzin gewesen sein muss. Seine Kleidung. Mit Sicherheit der Kanister. Das muss doch alles voller Benzin gewesen sein.«
    »Wenn er nicht blöd war, hat er sich eine Spur aus Benzin gelegt. Aber du hast Recht. Vielleicht müsst ihr jemanden suchen, der Verbrennungen hat.«
    »War nicht mein Gedanke.«
    »Sondern?«
    »Der Kanister. Im Kanister ist noch etwas Benzin. Außerdem Luft. Das pfeifende Geräusch.«
    »Der Kanister fliegt weg wie eine Rakete. Meinst du das?«
    Grenier blickt in Richtung der gestrüppartigen Schneeballsträucher. Drei Meter hoch, dicht, eine Welt für sich.

    Sie haben gegessen und seine Tochter hat ihm ihre Hausaufgaben gezeigt.
    Er hat sich alles gründlich angeguckt, sie gelobt und dann eine Weile sehr konzentriert mit ihr geredet. Seine Tochter ist erst sechs Jahre alt. Trotzdem kann sie gut unterscheiden, ob er ernsthaft mit ihr redet oder nur plappert. Seine Tochter ist ihm ähnlich. Sie plant alles sehr genau. Obwohl sie erst sechs Jahre alt ist. Seine Frau hat das auch gesagt. Dass seine Tochter ihm ähnlich ist. Er hat gemerkt, dass seiner Frau diese Ähnlichkeit gefällt. Während er mit seiner Tochter über ihren Aufsatz sprach, ist sie in der Küche gewesen. Hat aber geguckt. Er hat kurz zu ihr hinübergesehen. Er weiß, was ihr Blick bedeutet. Es ist alles richtig.
    Nach dem Gespräch mit seiner Tochter ist er nach oben gegangen. In sein Arbeitszimmer. Um Arbeiten zu korrigieren. Kurz darauf haben seine Frau und seine Tochter das Haus verlassen. Er ist jetzt allein.
    Endlich.
    Er darf keine Spuren hinterlassen. Er steckt einen USB-Stick in die Buchse seines Laptops, erzeugt eine Datei auf dem Stick. Er beginnt zu schreiben.
    Es war ein Zufall. Ich hatte Geneviève nicht im Visier. Sie lief mir einfach über den Weg
.
    Er überlegt kurz, schreibt dann weiter.
    Ich saß im Wagen und wartete. Sie kam aus dem Haus undging zur Bushaltestelle. Sie fiel mir auf. Sie wusste nicht, dass sie mir auffiel. Ich entschied mich für sie. Ich folgte dem Bus. Ich dachte, ich wüsste, wo sie hin will. Ich dachte, sie fährt ins
Chaise Longue.
Ich täuschte mich. Sie verschwand in einem Haus. Ich wartete. Um kurz vor elf kam sie wieder raus. Ich folgte ihr. Meine Entscheidung, ihr zu folgen, musste nichts bedeuten. Es war immer noch möglich, die Observation abzubrechen, es war meine Entscheidung. Ich wartete an der Straßenecke. Von dort aus hatte ich den Eingang der Discothek im Blick. Niemand achtete auf mich. Ich sah andere Mädchen. Ich hätte mich für jede von ihnen entscheiden können. Ich schob es auf.

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