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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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als man denkt!« Dann sackt Hauptkommissar Reimers wieder zusammen. »Kurz darauf hat die Sechsjährige ihre Aussage widerrufen. Wir konnten Heimann also nichts nachweisen und mussten ihn gehen lassen. Ein ganz normaler Vorgang. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann.«
    »Ja, wie Sie mir helfen können … Was war denn Ihr persönlicher Eindruck? Glauben Sie, dass Heimann das Kind begrabscht hat?«
    »Ich hielt es für möglich, ja.«
    »Warum?«
    »Erfahrung.«
    »Verstehe. Und wie kam das damals in die Zeitung?«
    »Die Information kam sicher nicht von uns.«
    »Sie haben doch aber bestimmt nachgefragt, woher die ihre Information hatten.«
    »Es war ein anonymer Hinweis.«
    »Komisch, oder?«
    »Was ist daran komisch, Monsieur?«
    »Dass es bei uns auch einen anonymen Hinweis gab. Sie nehmen mir das doch nicht übel, oder? Dass ich laut denke.«
    Ohayon merkt sofort, dass Kommissar Reimers nicht viel von lautem Denken hält. Er denkt also nicht laut und verabschiedet sich.

    Nachdem Ohayon das deutsche Kommissariat verlassen hat, überlegt er, ob er etwas essen gehen soll. Er hat aber keinen Hunger. Er ist sogar ausgesprochen appetitlos. Ohayon weiß, woran das liegt. Als er nach Saarbrücken gefahren ist, war er sich sicher gewesen, hier auf etwas Wichtiges zu stoßen. Nun ist nichts dabei herausgekommen. Er hat keine Lust, länger zu bleiben. In Fleurville machen Kristina und ihre Mutter vielleicht schon ihre Aussagen, dort wird er dringender gebraucht. Conrey wird sich bestimmt wieder aufspielen! Und irgendwann geht es dann ja auch um die nächste Beförderung. Es gibt noch einen Grund zurückzufahren. Wenn er sich beeilt, ist er rechtzeitig am Fischstand und trifft vielleicht Frau Behling.
    Aber Ohayon fährt nicht zurück nach Fleurville. Der Gedanke an seinen Konkurrenten Conrey hat ihn auf eine Idee gebracht. Er kehrt um und geht zurück ins Kommissariat. Beim Pförtner muss er erneut seinen Ausweis vorzeigen, offenbar erinnert man sich bereits nicht mehr an ihn. Er fragt, ob Kommissar Reimers einen Assistenten oder irgendwelche Mitarbeiter hat. Der Pförtner will bei Kommissar Reimers anrufen. Ohayon belügt ihn und erklärt, er wäre gerade bei ihm gewesen, der Kommissar sei sehr beschäftigt. Der Pförtner telefoniert. Ohayon geht ein paar Gänge entlang, es gibt ein paar Missverständnisse, aber irgendwann landet er bei Vera.

    Vera Büttner ist klein und etwas füllig. Absolut nicht der Typ Frau, auf den Ohayon steht. Dafür ist sie hilfsbereit.
    »Aus Frankreich, wie schön!«
    »Fleurville. Ja, und ich komme, weil … bei uns ein Mädchen ermordet wurde. Geneviève Mortier hieß sie.«
    »Da hat neulich schon mal jemand angerufen, kann das sein?«
    »Das war Sergeant Conrey.«
    »Es ging um Walter Heimann, nicht wahr? Habt ihr ihn im Verdacht?«
    »Nicht direkt, nein. Er ist außerdem tot. Ein Unfall, sagt unser Medizinmann.«
    »Also kein Selbstmord und kein Schuldeingeständnis.«
    »Hinterlassen hat er uns jedenfalls nichts, keinen Brief oder so. Und wie gesagt, es war ja ein Unfall. Nein, es sieht im Moment eher so aus, dass Geneviève von einer Freundin getötet wurde. Das ist jedenfalls unsere eindeutigste Spur.«
    »Und warum bist du dann hier? Ich darf doch du sagen? Ich heiße Vera.«
    »Ohayon.«
    »Das ist doch kein Vorname!«
    »So heiße ich trotzdem.«
    »Interessant.«
    »Du willst wissen, warum ich hier bin?« Ohayon lächelt sie fein an. Er nimmt sich Zeit dafür. Vera findet das genauso bemerkenswert wie die Tatsache, dass ihr Besucher offenbar ohne Vornamen auskommt. Sie überlegt, wie sie es fände, einfach nur ›Büttner!‹ gerufen zu werden.
    »Ich bin hier, weil ich nicht glaube, dass ihre Freundin sie getötet hat. Ich vermute, dass da doch eine Verbindung ist. Zwischen Heimann und der Person, die wir suchen.«
    »Welche?«
    »Ich glaube, dass Walter Heimann den Mörder gekannt hat. Aber er wusste nicht, dass er ihn kennt. Oder?«
    »Das musst du wissen, nicht ich.«
    »Auf Heimann wurde ein Anschlag verübt. Man hat sein Haus angezündet. Im Bereich der Tür. Mein Chef glaubt, das war ein Ablenkungsmanöver, aber ich …«
    »Mordversuch.«
    »So seh ich das. Also, meine Frage: Ist in eurem Fall mal der Name Kristina Stühler aufgetaucht? Oder Silvia Stühler, oder … Moment, ich muss nachgucken … Ah ja! Frank Stühler, das ist Kristinas Vater.«
    »Und Kristina ist eure Hauptverdächtige.«
    »Wie gesagt …«
    Vera überlegt eine Weile. »Muss ich im Computer

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