Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
war? Was, wenn er bereits im Kühlraum war? Er hätte sich bestimmt nicht die Mühe gemacht, den toten Herrn Schepperlin wieder in Decke und Laken zu wickeln. Nachdem alles aufgeräumt war, humpelte Berti zum Lichtschalter. Er drückte drauf und es war schlagartig dunkel. Nein! Klick. Es war wieder hell. „Ich muss in den Kühlraum sehen“, sagte er zu sich selbst. Die Tür zum Kühlraum wirkte wie ein Magnet auf den Detektiv. Sie kam ihm wie ein Kerker vor. Eine Sperre, die nur mit einem besonderen Schlüssel geöffnet werden konnte. Sie versperrte den Weg zu einem Verließ, einem Geheimgang oder einer Grabkammer. Ja! Der Kühlraum war eine Grabkammer. Er war Indiana Jones auf der Jagd nach dem Phantom. Die Stimmung schlug um. Es wurde unheimlich. Gänsehaut überzog Bertis Körper. War da nicht ein Geräusch? Auch die letzten Haare stellten sich auf. Er fühlte sich unwohl, blickte sich ständig um. „Quatsch! Das war sicherlich nur der Baron, der seine Zimmertür verschloss. Wer sollte sich im Hotel schon herumtreiben? Der Mörder! Scheiße!“ Berti sah sich noch einmal um. Alles war ruhig. „Ich mache mich schon selbst verrückt!“ Nach einem weiteren Schritt stand er vor der Kühlraumtür. Der Lichtschalter für den Kühlraum befand sich außen. Berti betätigte ihn. Wieso haben die keine Glasscheibe in die Tür eingebaut? Dann könnte man durchsehen! Mit beiden Händen fasste er an den Hebel. Die Gänsehaut war immer noch da. „Dort liegt nur ein toter Mensch. Es ist nichts Besonderes, Berti. Du machst auf, wirfst einen Blick rein, und das war es!“ Er legte den Hebel um. Es klackte laut. Der Detektiv konnte die silberne, schwere Tür aufziehen. Erst jetzt fiel ihm auf, wie gut der Kühlraum isoliert war. „Ist ja fast schalldicht“, stellte er fest. Kälte stieß ihm entgegen. Mittig im Raum stand der Tisch. Der Leichnam lag noch genauso da, wie sie ihn platziert hatten. Oder doch nicht? Berti wollte zurückgehen und die Tür wieder schließen. Feigling, schoss es durch seinen Kopf. Das ist dein Fall. Der Tote beißt nicht! Du musst genau nachsehen! „Na gut!“, sagte er zu sich selbst und ging hinein. Berti zuckte innerlich zusammen, als er ein lautes Schnaufen hörte. Panik breitete sich blitzschnell in seinem Körper aus. Es war das gleiche Gefühl, das er als Kind hatte, wenn er durch einen dunklen Flur gehen musste. Besonders, nachdem er einen Erwachsenenfilm angesehen hatte. Damals spürte er die Klauen von Monstern in seinem Genick. Panisch drehte er sich um, wollte den Kühlraum verlassen. Alles war er sah, war ein Schatten. Etwas krachte auf seinen Kopf. Es wurde schwarz vor den Augen. Eine Gestalt bewegte sich im Türrahmen. Der Detektiv nahm sie nur noch verschwommen war. Hilfesuchend streckte er die Hand aus. Berti hörte etwas Vertrautes. Die Tür wurde ins Schloss gedrückt, das Licht abgeschaltet. Berti verlor das Bewusstsein. Er wusste nicht, wie lange er gelegen hatte. Es konnten wenige Minuten, aber auch eine Stunde oder länger gewesen sein. Der Kopf tat fürchterlich weh und er fror erbärmlich. Der Detektiv zitterte am ganzen Körper. Vorsichtig tastete er sich bis zur Tür vor. Vergebens suchte er nach einem Hebel. „Verdammte Scheiße! Die blöde Tür kann nur von außen geöffnet werden!“ Berti hämmerte gegen die Tür. Es klang dumpf. Schnell wurde ihm klar, dass hier tatsächlich alles schalldicht war. Er war verloren. Herbert Schmadtke war dazu verurteilt, in einem Kühlraum zu erfrieren. Verzweiflung machte sich breit. Was sollte er tun? Trainieren. Ich muss Liegestütze machen, den Körper warm halten. Berti ging nach unten in Liegestütze-Stellung. Der Fußboden war kalt. Als die Hände ihn berührten, spürte er Todesangst. Mit seiner ganzen Kraft drückte er den massigen Körper nach oben. Er schaffte nicht einen einzigen Liegestütz. Der Detektiv setzte sich. „Hilfe! Hiiilfeeee!“ Nach einer Minute hörte er auf. Schalldicht bedeutet eben schalldicht. Niemand würde ihn hören. Berti stand wieder auf. Er begann zu springen, doch nach kurzer Zeit war er außer Atem. Blitzidee, durchfuhr es ihn. Ein zweites Ich meldete sich in seinem Innern zu Wort. Du weißt, was zu tun ist! „Nein, das kann ich nicht machen!“ Doch, tu es, oder du stirbst! „Ich will nicht sterben!“, brüllte er. Na dann! Was gibt es denn dann noch zu überlegen? „Ich schaffe es nicht!“ Dann wirst du erfrieren! „Ich will leben!“ Kennst du die Geschichte vom Flugzeugabsturz in den
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