Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
in der Küche ab.“ „Es gefällt mir nicht, dass der Küchenposten solo ist!“ „Ich bin zwar alt, aber immer noch durchtrainiert“, fuhr Baron von Straß dazwischen. „Nach Kriegsende bin ich 900 Kilometer marschiert. Der Iwan wollte mich nach Sibirien schicken, da bin ich getürmt und habe den ganzen Weg nach Hause zu Fuß zurückgelegt.“ „Waren Sie der Kerl aus Soweit die Füße tragen ?“ „Quatsch! Das war ein Roman von Bauer!“ „Ich dachte ein Kinofilm!“, sagte Amelie. „Das auch, aber ursprünglich war es ein Buch. Es wurde bereits in den fünfziger Jahren verfilmt und lief als Fernsehserie. Das war ein Straßenfeger vom Feinsten. Angeblich beruhte das Manuskript auf einer wahren Begebenheit, aber mit mir hatte das nichts zu tun. Ich bin von der Ostsee nach Bayern marschiert, ohne dass sich jemand für meine Geschichte interessiert hat“, klärte der ehemalige Wehrmachtsoffizier auf. „Zurück zum Kernpunkt. Berti, bist du dir sicher, dass ihr den Posten allein bewältigt?“ „Kein Problem! Ich gehe sowieso davon aus, dass der Mörder zum Tatort zurückkehrt. Das ist eine alte Weisheit!“ Baron von Straß stand auf. „Attacke! Schnappen wir uns das Schwein!“ Während der rüstige Pensionär voller Inbrunst, versteckt hinter Töpfen und Pfannen, seinen Posten einnahm, sperrte Ostmann mit Unbehagen das Zimmer des Ermordeten auf. „Man sagt, dass der Geist eines Toten so lange herumspukt, bis der Tod gesühnt ist“, flüsterte er dem Arzt zu. „Vollkommener Blödsinn. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Patienten schon unter meinen Händen draufgegangen sind?“ „Ich dachte, Sie sind ein Spezialist.“ „Jetzt schon, aber zu meiner Anfangszeit ... Junge, Junge, ich sage Ihnen, das war kein Zuckerschlecken.“ „Wollen wir das Thema wechseln? Ich finde es makaber über den Tod zu sprechen, während wir auf einen Mörder warten.“ „Ostmann, ich hoffe, Sie haben genügend Getränke auf dem Zimmer. Wenn ich warte, habe ich Durst, und wenn ich Durst habe, möchte ich was trinken.“ „Die Bar ist voll!“ Der Arzt lachte. „Noch, mein lieber Ostmann, noch ist sie voll. Nachher ist sie leer und wir sind voll.“ Heberlein klopfte dem Hotelier auf die Schulter. „Nicht so ein komisches Gesicht ziehen. Wir feiern!“ „Und wenn der Mörder kommt?“ Ein schräger Blick. „Glauben Sie das wirklich?“ „Ich habe den Eindruck, dass der Detektiv sein Handwerk beherrscht.“ „Er ist ‘ne dicke Fleischwurst, sonst nichts.“ „Bislang hatte ich das Gefühl, dass Sie ihm vertrauen.“ Heberlein ging zur Bar. „Er ist besser als nichts. Aber einen Erfolg kann ich mir nicht vorstellen.“ „Ich schon.“ Der Arzt öffnete einen Cognac. „Dann hoffen wir mal das Beste. Prost!“ Die Zeit des Wartens war grausam. „Amelie, wie lange kommt denn dieser Alt-Nazi schon her?“ „Baron von Straß?“ „Ja. Er kommt mir ein bisschen komisch vor.“ „Das ist kein Nazi!“ „Sieht aber so aus und redet so.“ „Baron von Straß war im Zweiten Weltkrieg Offizier, genauso wie sein Vater zuvor im Ersten Weltkrieg und sein Großvater im Frankreichkrieg 1870/71.“ „Woher weißt du das?“ „Er ist seit vielen Jahren Stammgast. Einmal hat er mir seine Leidensgeschichte erzählt.“ „Und die wäre?“ „Seine Frau war Jüdin, oder Halbjüdin. Er hat sie und ihre Familie in einem Jagdhaus im Wald versteckt. Zudem gehörte er zum erweiterten Kreis der Widerständler um Staufenberg. Die Russen hasst er, weil er dort zu viele Kriegsverbrechen miterlebt hat.“ „Die gab es doch beiderseits!!“ „Er glaubte eben auch an einen gerechten Krieg. Diesen Glauben hat er nie aufgegeben. Er bezeichnet sich als letzter Patriot Deutschlands!“ „Berti, du hast den Baron zu recht auf die Positivliste gesetzt!“ „Detektiv-Näschen!“ Es war kurz vor Mitternacht. Konny und Amelie machten sich bereit, Herrn Ostmann und den leicht arrogant wirkenden Prof. Dr. Heberlein abzulösen. „Passt auf euch auf!“ „Du auch!“ Im Flur war es still. Das Pärchen huschte zu Schepperlins Zimmer. Nach ihrem vereinbarten Klopfzeichen öffnete Heberlein. Er lallte leicht. „Die Ablösung! Ostmann, wir können gehen!“ Auch der Hotelier war merklich angetrunken. „Gute Nacht! Ich gehe ... hicks ... ins Bett!“ Im Zimmer des Getöteten standen etliche leere Flaschen aus der Mini-Bar herum. „Die beiden haben die ganze Bar leergesoffen!“ „Ostmann knallt das bestimmt auf Schepperlins Rechnung.“ „Ich
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