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Schneesterben

Schneesterben

Titel: Schneesterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Büro.
    Gunter war heute nicht in der Stadt, ein wichtiger Termin, was auch immer. Um so besser, dachte Karen. Im Auto lag der Beutel mit den Trainingsklamotten. Es wurde bald Frühjahr. Höchste Zeit, wieder ins Fitneßstudio zu gehen.

11
    Klein-Roda
    M ichael Hansen Opfer einer Liebesaffäre?« Heute war Bremer früh genug im Supermarkt gewesen, um sich ein Exemplar der Zeitung mit den schönsten Schlagzeilen zu sichern. Neben dem Aufmacher fand sich ein Foto des Journalisten neben einem Schützenpanzer. Aber nicht an einem Kriegsschauplatz hatte man seine Leiche gefunden. Sondern vor einem Ferienbungalow nördlich von Frankfurt, bei Usingen.
    Schau an, dachte er, während er Teewasser aufsetzte.
    Hansen war also doch nicht den Heldentod gestorben. Es hätte ihn auch gewundert, wenn irgendwelche Gotteskrieger ihm bis nach Deutschland gefolgt wären.
    Dann wanderte sein Blick hinunter zum Boxenluder des Tages und der Wettervorhersage. Erst als der Tee aufgebrüht war und er sich ein Brot geschmiert hatte, setzte er sich an den Küchentisch und blätterte die Zeitung auf. Die Geschichte ging auf der dritten Seite weiter. Man hatte Hansens Leiche gefunden, nachdem Tauwetter eingesetzt hatte. Das also war die Leiche, von der Jens erzählt hatte – und Thomas, dachte Bremer plötzlich, Thomas Regler lebte noch. Hansen sei überfahren worden, hieß es – von einem Sportwagen. Sein Blick glitt hinunter zum Ende des Artikels. Und dann sah er das Bild der Arztfrau, die in Verdacht stand, den Sportwagen gesteuert zu haben. Es war ein Bild Krista Reglers, auf dem sie verhuscht, dicklich und unzufrieden aussah.
    »Die ermittelnde Staatsanwältin: ›Er wollte sie verlassen. Da gab sie Gas.‹« Bremer starrte ungläubig in die Zeitung. So war das also. Krista hatte was mit Hansen gehabt. Das lag ja eigentlich nahe – Hansen war eindeutig ein Mann der Worte, auch der schönen Worte, wenn’s not tat. Der Gedanke gab ihm einen Stich. Damals, an dem verträumten Abend, als sie erzählte, was sie an einem Mann schätzte, hatte er sich gemeint gefühlt. Kurzfristig jedenfalls. Und dann bedauernd an Thomas Regler und die Ehe der beiden gedacht. So viel Feingefühl schien Michael Hansen nicht besessen zu haben. Wann es wohl geschehen war? Vor oder nach der Lesung?
    Aber daß sie ihn getötet haben sollte, nur weil er sich entzog – nein, das glaubte er nicht. Sie hatte gewußt, wer Hansen war, als sie sich mit ihm einließ. Ein Mann auf der Flucht, vor sich selbst, vor dem Leben, vor was auch immer. Von so jemandem erwartete man keine feste Beziehung. Deshalb wurde eine Krista Regler nicht zur Mörderin.
    Aber warum sonst?
    Er guckte auf die Uhr. Wenn er Glück hatte… Das Telefon klingelte, bis der Anrufbeantworter ansprang. Karen war schon aus dem Haus. Im Büro war sie noch nicht angekommen. Und als er es nach einer Stunde wieder versuchte, beschied ihm eine Justizangestellte, Frau Stark sei zu einer Sitzung. Erst gegen Mittag erreichte er sie.
    »Paul, tut mir leid, ich wollte dich auch schon anrufen, aber es kam immer etwas dazwischen. Und jetzt …« Sie klang gehetzt.
    »Ich halte dich nicht lange auf. Ich will nur wissen, wer mit dem Fall Michael Hansen befaßt ist.«
    »Weißt du was darüber? Dann erzähl’.«
    Paul seufzte. »Deine Zuständigkeit ist es ja wohl nicht.« Sie unterbrach ihn nicht. »Ich kenne Krista Regler. Ich glaube nicht, daß sie in der Lage ist, einen Mann zu töten. Vor allem nicht einen Mann wie Michael Hansen.«
    »Und woher weißt du das?«
    Kombination, lieber Watson, dachte er. »Es paßt nicht zu ihr.« Mein Gott, klang das lahmarschig.
    »Nun, die beiden kannten sich zumindest, das hast du selbst zu Protokoll gegeben.« Woher wußte sie das? Er hatte gegenüber Gümüs ausgesagt, daß er auf der Lesung Michael Hansens war und daß er Krista Regler ebenfalls dort gesehen habe. Und daß alle hinterher in die Kneipe gegangen seien.
    »Stimmt. Aber was ist mit Thomas Regler? Der Mann kam eines Abends völlig aufgelöst bei mir an, mit einer schweren Handverletzung, die er sich angeblich beim Holzhacken zugezogen hat.«
    »Er hat Holz gehackt, Paul. Im Haus seiner Frau in Klein-Roda.«
    »Aber er ist wahrscheinlich noch am gleichen Abend wieder fortgefahren.« Bremer hatte einen Anflug von schlechtem Gewissen. Er hatte weder gehört noch gesehen, daß Regler wieder wegfuhr. Andererseits: der Schnee dämpfte alle Geräusche, und er war todmüde gewesen. »Und wißt ihr so genau, wann Michael

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