Schneesturm und Mandelduft
oder weniger völlig grundlos.«
Martin fragte sich, wie grundlos es wohl wirklich gewesen war, sagte aber nichts und wartete auf Weiteres.
»Nun, das ist nichts Neues. Matte hatte in der Vergangenheit gewisse … Probleme …« Bernard schwieg kurz, fuhr dann aber fort.
»Harald und Britten haben ihr Bestes getan, um das unter Kontrolle zu halten, es zu verbergen – und Ruben hat auch mitgeholfen. Aber die Wahrheit ist, dass Matte instabil war und schon ein paar Aufenthalte in der Klapsmühle hinter sich hat … und, tja … wenn ich sagen müsste, wer wohl am wahrscheinlichsten der Mörder in dieser Versammlung ist, dann …« Er breitete die Arme aus.
Martin seufzte. Er hatte gehofft, Bernard würde mit etwas Konkreterem kommen. Dass Matte psychische Probleme gehabt hatte, war keine Neuigkeit und nichts, was die Ermittlung weiterbringen würde.
»Haben Sie nichts Konkreteres?«, fragte Martin müde.
»Was heißt da konkreter? Er hat mich angegriffen! Hat versucht, mich zu erwürgen! Was könnte denn konkreter sein! Das ist ja verflucht noch mal ein Mordversuch!«
»Mordversuch ist ein etwas zu starkes Wort in diesem Zusammenhang, finde ich. Und das bringt ihn noch nicht mit Rubens Tod in Verbindung! Außerdem haben Sie doch alle gesagt, dass sich die beiden, Ruben und Matte, besonders nahestanden. Was für ein Motiv sollte er denn haben, ihn umzubringen?«
Draußen krachte der Donner. Bernard und Martin zuckten zusammen.
Bernard schnaubte. »Ach, Motiv! Wer weiß schon, wie so ein krankes Gehirn funktioniert? Dass sie sich nahestanden, macht es doch nur wahrscheinlicher, oder?«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Martin, schaffte es aber nicht, besonders interessiert zu klingen.
»Na ja, Liebe schlägt ja schnell in Hass um. Eine labile Person wie Matte kann sich leicht Dinge einbilden, und wer weiß, was er sich in Bezug auf Großvater eingeredet hat.«
»Hmm … ich finde, das klingt nicht sehr einleuchtend«, sagte Martin kopfschüttelnd. »Ich habe mir Ihre Aussage notiert, aber ich brauche konkretere Beweise, um von Ihnen überzeugt zu werden, dass ich Matte ganz oben auf die Liste der Verdächtigen setze.«
»Jedenfalls werde ich ihn anzeigen, sobald wir von dieser verfluchten Insel weg sind, darauf können Sie Gift nehmen. Er greift mich nicht ungestraft an.« Bernard beugte sich vor und starrte Martin an.
»Tja, es ist Ihr volles Recht, das zu tun«, erwiderte Martin und stand auf, um zu zeigen, dass das Gespräch beendet war.
Wieder grollte Donner, und diesmal schien es, als sei das Gewitter noch einmal näher gekommen.
Das Mittagessen verlief schweigend. Lisette war schmollend von ihrem Zimmer heruntergekommen, aber Matte glänzte weiterhin durch Abwesenheit. Das Essen, das Kerstin und Börje serviert hatten, war gut und köstlich zubereitet, doch keiner schien es richtig genießen zu können.
Martin fragte sich, was Harald und Britten wohl sagen würden, wenn sie wüssten, dass Bernard versucht hatte, ihren Sohn als Mörder hinzustellen. Aber er hatte nicht vor, ihnen das auf die Nase zu binden. Er schielte zu Lisette, die neben ihm saß. Sie starrte nur auf ihren Teller und hatte kein Wort mit ihm gewechselt, seit sie heruntergekommen war. Ihm wurde einmal mehr klar, dass sie den Punkt überschritten hatten, an dem die Dinge noch repariert werden konnten. Darauf hatte er im Übrigen ohnehin keine Lust. Sobald sie hier weg waren, brauchte er sie nie wieder zu sehen. Aber bis dahin konnte es natürlich ein wenig frostig werden.
»Hat jemand von Ihnen mit Matte gesprochen?«, fragte er mit leiser Stimme Harald und Britten, die gegenüber von ihm und Lisette saßen.
Beide schüttelten gleichzeitig den Kopf.
»Nein«, antwortete Britten schließlich und blickte zu Harald. »Wir haben ihn in Frieden gelassen. Er beruhigt sich normalerweise nach einer Weile, wenn er allein sein kann.«
»Sollten wir nicht hinaufgehen und nach ihm sehen?«, fragte Harald gedämpft.
»Nein, noch nicht«, sagte Britten, ohne ganz überzeugt zu wirken. Harald fragte jedoch nicht noch einmal, und sie aßen unter gedrücktem Schweigen weiter. Nur das Klirren von Besteck auf Porzellan war zu hören.
Martin fühlte, dass er panisch wurde. Er wollte nur noch von diesem Haus und dieser Insel fortkommen. Vor allem sehnte er sich danach, von einem erfahreneren Kollegen bei den Ermittlungen unterstützt zu werden. Der andere konnte vielleicht erkennen, welche Maßnahmen ergriffen werden mussten und bemerkte
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