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Schneesturm und Mandelduft

Schneesturm und Mandelduft

Titel: Schneesturm und Mandelduft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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wollte aufstehen. Sanft presste Lisette sie wieder in den Sessel.
    »Das machen sie schon, Mama. Versprochen. Du kannst jetzt nichts mehr tun.«
    »Aber …«
    »Schh …« Lisette setzte sich neben ihre Mutter auf den großen Sessel. Sie legte die Arme um sie und wiegte sie wie ein Kind. Sie hatte den Eindruck, als habe ihr jemand das Herz aus der Brust gerissen. Aber das musste sie jetzt verdrängen. Ihre Mutter brauchte sie dringender.
    Jenseits der geschlossenen Tür waren schwere Schritte auf der Treppe zu hören. Auf dem Weg nach unten. Sie lauschten alle dem Geräusch von drei Paar Füßen, die sich entfernten.
    Als sie in die Küche kamen, ging Martin auf, dass die Wirtsleute noch nicht wussten, was geschehen war. Aber die Küche war leer, von den beiden keine Spur zu sehen, die ganze Aufregung musste an ihnen vorübergegangen sein. Sie würden es noch früh genug erfahren. Doch zuerst mussten sie Matte in den Kühlraum bringen. Martin ging voraus und schaffte es, eine Hand frei zu bekommen, so dass er das Hängeschloss und die Tür zum Kühlraum öffnen konnte. Er hatte Gänsehaut vom raschen Temperaturwechsel, ging aber rückwärts in den Raum hinein. Er sah sich nach etwas um, worauf sie Matte legen konnten, und stellte fest, dass es nur die Gefriertruhe gab. Ihn direkt auf den Boden zu legen schien keine sinnvolle Alternative zu sein.
    »Wir legen ihn einstweilen auf die Truhe, dann holen wir einen Tisch aus dem Speisesaal.«
    Bernard und Gustav nickten. Vorsichtig gingen sie an Ruben vorbei und vermieden dabei alle drei, ihn anzusehen. Sie legten Matte auf die Gefriertruhe und holten schnell den Tisch. Keiner wollte länger dort unten bleiben als notwendig.
    Ein paar Minuten später hatten sie Matte auf einen Tisch gehoben. Er lag nun neben seinem Großvater. Zwei Mitglieder der Familie Liljecrona, die beide eines gewaltsamen Todes gestorben waren. Und jemand in diesem Haus war der Mörder. Jemand hatte Matte und seinen Großvater ermordet, und Martin wusste, dass er in diesem Augenblick nicht die geringste Ahnung hatte, wer. Ein grauenhafter Gedanke.
    Die drei Männer blieben in der Küche stehen. Keiner hatte das Bedürfnis und die Kraft, zu der bleiernen Trauer in der Bibliothek zurückzukehren. Stattdessen schenkten sie sich jeder eine Tasse Kaffee ein und schlürften schweigend das heiße Gebräu.
    »Wissen Sie, ob jemand in Ihrer Familie eine Pistole besitzt? Hat einer von Ihnen eine?«, fragte Martin und klang barscher, als er beabsichtigt hatte. Aber es war schwer, die Frage weniger brutal zu formulieren.
    Es folgte gedrücktes Schweigen, während Bernard und Gustav einen langen Blick tauschten. Schließlich ergriff Gustav das Wort.
    »Mein Vater hatte stets eine Pistole bei sich. Er fing kurz nach diesem Entführungsversuch vor fünfzehn Jahren damit an.«
    Ach, richtig. Bei Martin fiel der Groschen. Die osteuropäische Mafia hatte vergeblich versucht, Ruben Liljecrona zu entführen. Die Polizei hatte von den Plänen erfahren und auf der Lauer gelegen, als es zur Tat gehen sollte. Diese Geschichte hatte die Zeitungen wochenlang beschäftigt.
    »Er hat sich danach nie richtig sicher gefühlt«, fuhr Gustav fort. »Deshalb hat er sich eine Pistole besorgt, die er immer griffbereit hatte.«
    »Wie ist er an die Erlaubnis gekommen?«, fragte Martin. Er hatte die Frage kaum ausgesprochen, als ihm klarwurde, wie naiv sie war.
    Bernard schnaubte verächtlich. »Er kümmerte sich nicht um irgendeine bescheuerte Erlaubnis. Es war kein Problem, an eine Pistole zu kommen.«
    »Wie viele wussten, dass Ruben eine Waffe bei sich hatte und wo er sie aufbewahrte?«
    »Jeder von uns hier«, sagte Bernard mit demselben herablassenden Tonfall, der Martin von Anfang an zur Weißglut gebracht hatte. »Alle in der Familie wussten, dass Ruben immer bewaffnet war und dass er die Pistole in einem Fach seines Aktenkoffers mit sich herumtrug.«
    »Und keiner ist auf die Idee gekommen, mich darüber zu informieren?«, fragte Martin aufgebracht. »Wir haben einen Mörder, den wir noch nicht identifizieren konnten, wir sitzen hier fest, und Sie halten es nicht für nötig, mir mitzuteilen, dass es eine Pistole im Haus gibt?«
    Er bebte vor Wut.
    »Wir … wir haben nicht daran gedacht …«, sagte Gustav nervös. »Wir wissen das ja schon so lange, dass wir einfach nicht daran gedacht haben …« Sein Blick schweifte zur Tür des Kühlraums, und Martin hoffte, dass er dasselbe dachte wie er.
    Hätten sie es nur notwendig

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