Schneetreiben
einen Selbstmord?«
»Na ja, obwohl die Frombach wohl psychisch krank und latent suizidgefährdet war, fragt man sich schon, weshalb jemand ausgerechnet auf den belebten Bürgersteig springt und dadurch andere gefährdet, oder? Wir wollen heute Nachmittag noch mal zu dem Gut der Frombachs fahren, um uns mit dem engsten Mitarbeiter der Schwestern, diesem Stallmeister Hansen, zu unterhalten.« Braun fasste sich an den Kopf. »Da fällt mir ein, dass ich noch einmal bei Frau Frombach anrufen wollte, damit sie sicherstellt, dass wir Herrn Hansen auch auf dem Hof erwischen.« Er deutete auf Annas Dienstapparat. »Darf ich kurz?«
»Sicher, bitte.« Anna reichte ihm den Hörer. »Sie haben nach wie vor keine Augenzeugen, richtig?«, fragte sie, während Braun die Nummer anwählte.
Braun schüttelte den Kopf und sprach weiter, während das Freizeichen am anderen Ende der Leitung ertönte. »Wir haben einen öffentlichen Aufruf gestartet und um sachdienliche Hinweise gebeten. Wir haben die Bilder der Überwachungskamera der Apotheke eingesehen, um festzustellen, ob uns ein bekanntes Gesicht begegnet. Nichts, absolute Fehlanzeige.« Er legte auf. »Keiner da.«
»Ich teile übrigens Ihre Prognose und fürchte auch, dass Sie Ihre Ermittlungen in Kürze ohne Ergebnis einstellen müssen«, sagte Anna. »Selbst wenn die Frau umgebracht worden wäre und sich noch weitere Verdachtsmomente gegen wen auch immer ergeben würden, wäre der Täter ohne Zeugen oder andere tragfähige Beweismittel wohl kaum zu überführen. Und wir wissen ja beide, wie gering die Wahrscheinlichkeit für Blitzgeständnisse ist, wenn man sich im normalen Justizalltag und nicht in einer Gerichtsshow befindet!«
»Da stimme ich Ihnen zu, Frau Lorenz.«.
Anna tippte auf die vor ihr liegende Verfahrensakte und seufzte tief. »Dieses Verfahren hier werde ich allerdings leider nicht kurzfristig beerdigen können. Diese Akte wird mich mit Sicherheit noch lange begleiten.«
»Die Teubert-Sache?« Braun war deutlich anzusehen, dass er mehr hören wollte.
»Genau«, bestätigte Anna. »Bendt hat Ihnen sicher schon von dem Fall erzählt. In der Praxis T&R sollen im großen Stil billige Kontrastmittel aus dem Ausland eingekauft und dann gegenüber den Kassen als teure inländische Produkte deklariert und überhöht abgerechnet worden sein.«
»Wissen Sie schon, wie tief Teubert in die Sache verstrickt ist?«, fragte Braun interessiert.
»Noch nicht«, räumte Anna ein. »Die Praxis wird von zwei Partnern geleitet. Von Teubert und einem Dr. Röhrs. Wir müssen sehen, wie die Kompetenzen intern zwischen den Partnern verteilt waren. Sicher ist, dass das eine riesige Praxis ist und das Investitionsvolumen angesichts der teuren Geräte immens hoch gewesen sein muss. Wer weiß, vielleicht hat man versucht, die Abzahlung der Kredite durch unlautere Geschäfte ein wenig zu beschleunigen.«
Braun nickte. »Wie lange existiert denn diese Praxis überhaupt schon?«
»Die Praxis T&R gibt es eigentlich schon sehr lange«, führte Anna aus. »Allerdings haben sich Teubert und sein Partner vor zirka fünf Jahren erheblich vergrößert und sind wohl auch anteilig an dem Bau des Ärztehauses beteiligt gewesen, in das die Praxis damals verlegt wurde.«
»Man fragt sich, weshalb es so reiche Leute wie Teubert immer wieder nötig haben zu betrügen«, sagte Braun und schüttelte den Kopf.
»Irgendjemand muss doch unsere Arbeitsplätze bei der Polizei und Justiz sichern, Herr Braun«, entgegnete Anna augenzwinkernd. »Und was die Motive betrifft, wissen wir doch, dass selbst mehrstellige Millionenbeträge auf Schweizer Konten so manchen Unternehmer nicht davon abhalten, sich auf unlautere Weise zu bereichern. Ich hoffe jedenfalls, dass wir nach der Durchsuchung und Sicherstellung der Unterlagen bei T&R bald klarer sehen werden.«
»Vor Ihnen liegt ein Haufen Papierkram, Frau Lorenz.« Braun war deutlich anzusehen, dass er an dieser Art von Arbeit wenig Gefallen fand. »Da ist mir so ein ehrlicher Mord schon um einiges lieber. Ihre geplante Durchsuchung wird sich vermutlich nicht nur auf die Praxisräume beschränken, sondern wie üblich auch die Privathäuser der Verdächtigen betreffen, nehme ich an?«
»Ja, und wenn die Presse Wind davon bekommt, werden wir beide in den einschlägigen Gazetten einiges zu lesen bekommen, was uns nicht gefällt.«
»Ich weiß, was Sie meinen«, stöhnte Braun. »Und das, obwohl ich einen Zusammenhang zwischen unseren Fällen eher für sehr
Weitere Kostenlose Bücher