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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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wegen Abrechnungsbetruges ermittelt wurde. Anna war davon überzeugt, dass ihr Fall durch die persönliche Verbindung des Arztes zu der Toten vom Weihnachtsmarkt in der Presse Wellen schlagen würde. Noch allerdings sah die Akte recht harmlos aus und bestand lediglich aus zwei mit roten Aktendeckeln versehenen Leitzbänden, auf denen in großen Blockbuchstaben die Aufschrift »Ermittlungsakte« prangte. Anna graute weniger vor dem Umfang, den die Akte annehmen würde, sobald der von ihr beantragte Durchsuchungsbeschluss vollstreckt sein würde, als vor der zu erwartenden Presseaufmerksamkeit. Wenn bekannt werden würde, dass die anstehende Durchsuchung neben den Praxisräumen auch das Gutshaus der Frombachs als Privatwohnsitz des Mediziners betraf, war davon auszugehen,dass die Medien einen Zusammenhang zwischen dem Betrug und Hanna Frombachs Tod konstruieren würden. Eine hohe Presseaufmerksamkeit bedeutete für sie mit Sicherheit eine Menge Mehrarbeit. Wenn sie nur an die in Pressesachen üblichen Berichtspflichten an die Behördenleitung und die Justizbehörde dachte, wurde ihr übel. Anna seufzte tief, lehnte ihre Ellbogen auf den Schreibtisch auf und ließ ihren Kopf in die Hände sinken.
    »Guten Morgen, störe ich?« Hauptkommissar Braun steckte den Kopf herein, nachdem Anna sein Klopfen mit einem müden »Herein« beantwortet hatte.
    »Ich fange bald an, es persönlich zu nehmen, wenn die Frauen in Ihrer Familie mich so mürrisch begrüßen. Immerhin gebe ich Ihnen –  anders als Ihrer Tochter  – nicht die Gelegenheit, mir die Tür vor der Nase zuzuschlagen.«
    »Guten Morgen, Herr Braun«, grüßte Anna lächelnd und schüttelte dem Hauptkommissar die Hand. Dann deutete sie zu einem auf der Rückseite ihres Schreibtischs stehenden Schalensessel hinüber. Braun nahm Platz.
    »Sie sehen ja, was hier zu tun ist.« Anna zeigte hinter sich auf den beachtlichen Aktenberg, der sich dort auf dem dafür vorgesehenen Bock mit der Aufschrift »Eingänge« angehäuft hatte. Darüber hatte Anna eine auf Leinwand aufgezogene Fotografie an die Wand gehängt, auf der ein Bergsteiger gerade ungesichert und barfuß eine Felswand emporklettert.
    »Warum sollte es Ihnen im Wirtschaftsdezernat besser gehen als früher, als Sie sich noch mit Mord und Totschlag herumärgern mussten? Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass man Sie damals in aller Regel auch sonntags im Büro antreffen konnte.«
    »Lassen Sie mich raten, Herr Braun: Sie sind vermutlich weder hier, um mit mir die bestehende Arbeitsbelastung in der Justiz zu diskutieren, noch weil mein Kaffee so viel besser schmeckt als die schwarze Brühe, die Sie auf dem Präsidium anbieten.«
    Braun lachte auf. Er hatte inzwischen aufgehört, Anna Lorenz etwas von seinem schwarzen Gebräu anzubieten, wenn sie auf dem Präsidium vorbeischaute. »Jetzt werden Sie aber persönlich, und ich muss mir überlegen, Ihnen ein Verfahren wegen Beamtenbeleidigung ans Bein zu binden.«
    »Dann will ich mal versuchen, Sie mit einem anständigen Espresso zu bestechen, damit Sie es nicht tun.« Anna zwinkerte ihm zu und drückte sogleich auf die Vorwärmtaste ihrer Espressomaschine, die neben ihr auf der langen Fensterbank zwischen einigen Grünpflanzen stand.
    »Espresso nehme ich gern, aber im Ernst, Frau Lorenz, Sie können sich wahrscheinlich denken, weshalb ich hier bin. Bendt hat mir von Ihren Ermittlungen gegen Teubert erzählt.«
    »Ja, das ist ein Zufall, was?« Anna war tatsächlich ziemlich überrascht gewesen, als sie erfahren hatte, dass der Mann von Carla Frombach nicht Frombach, sondern Teubert hieß und damit einer der Hauptbeschuldigten in einem ihrer aktuellen Verfahren war. »Lübeck ist tatsächlich klein«, stellte Anna fest, stand auf und nahm die Dose mit Espressopads zur Hand, bevor sie sich daranmachte, für Braun einen Espresso zu brühen. »Wissen Sie schon, wer bei uns in der Behörde die Todesermittlungssache Frombach führt?«
    »Ja, Frau Dr. Adler«, erklärte Braun. »Noch haben wir jakeinen Beschuldigten. Es sieht im Moment alles danach aus, als würden wir das Verfahren einstellen müssen.«
    Anna reichte Braun seine Tasse.
    »Vielen Dank!« Der Hauptkommissar wedelte sich glücklich lächelnd den frischen Espressoduft in die Nase, bevor er einen Schluck trank. »Herrlich!«
    »Habe ich doch gesagt, dass ich Sie mit meinem Espresso kriegen kann«, gab Anna zurück und kam dann wieder auf das Todesermittlungsverfahren zu sprechen. »Glauben Sie nicht an

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