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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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saubermachen.«
    Bendt verdrehte die Augen und schaute wie Braun in die offene Pferdebox hinein.
    »Sie müssen Johannes Hansen sein!«, sagte Braun freundlich und sah den älteren Mann in Reitstiefeln und Steppweste an, der gerade dabei war, eine weitere Fuhre Mist vom Stroh aufzunehmen. Der Mann beförderte ihn in die Schubkarre und stellte seine Forke an der Boxenwand ab.
    »Johannes Hansen, der bin ich«, bestätigte er und wischte sich seine Rechte an der schwarzen Reithose ab, während er auf die Kommissare zuging und beiden die Hand reichte. »Sie sind von der Kripo, nehme ich an?«
    »Richtig, Braun mein Name, und das ist mein Kollege Kommissar Ben Bendt.«
    »Man hat mir gesagt, dass Sie mich sprechen wollen?« Hansen, den Braun auf Ende sechzig schätzte, fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er machte auf den ersten Blick einen erschöpften Eindruck.
    »Wo können wir uns unterhalten?«, wollte der Hauptkommissar wissen. »Es geht um Frau Frombach oder besser gesagt um die Schwestern Frombach.«
    »Wir können nach hinten gehen«, schlug Hansen vor und ging in seinen schweren, schwarzen Reitstiefeln denKommissaren voraus in die Sattelkammer, von der rechts eine weitere Tür in einen kleinen Raum führte, in dem ein runder weißer Klapptisch und vier Stühle neben einer Elektroheizung abgestellt waren. Der Stallmeister wies mit dem Arm in den Raum. »Nicht sehr komfortabel, aber um sich bei Regen oder im Winter aufzuwärmen, reicht es.«
    Braun nickte lächelnd, blieb aber zunächst in der Sattelkammer stehen und betrachtete die Vielzahl an Sätteln und Trensen, die an der Rückwand aufgehängt waren.
    »Haben Sie Frau Frombach übrigens gesehen?«, erkundigte der Hauptkommissar sich. »Wir haben Sie drüben am Gutshaus nicht angetroffen.«
    Hansen starrte auf den Boden vor seinen Füßen.
    »Nein, heute noch nicht«, gestand er, bevor er sich wieder den Kommissaren zuwandte. »Sie war heute überhaupt noch nicht im Stall.«
    »Wir haben von der Haushälterin gehört, dass sich hier gestern Abend ein schrecklicher Unfall ereignet hat?«, schaltete sich Bendt ein und wies auf den großen Wasserfleck, der sich auf dem Stallboden deutlich abzeichnete. »Ist der Unfall hier passiert?«
    Hansen nickte. »Ich kann Ihnen sagen, ich habe mich noch nicht von dem Schock erholt. Ich musste hier erstmal richtig saubermachen.« Er stemmte seine Hände rechts und links in die Hüften und schüttelte den Kopf. »Ich kann mir das Ganze noch immer nicht erklären. Ich war gestern Abend gerade dabei, einen Sattel einzufetten, als mir einfiel, dass ich vergessen hatte, die Reithalle abzuschließen. Smilla lag mir da noch ganz friedlich zu Füßen. Ich bin gleich wieder da, habe ich zu ihr gesagt und bin raus und dann …«
    »Und dann?«, fragte Bendt.
    Hansen starrte auf den Boden, als könne er nicht glauben, was er gesehen hatte. »Ich war, wie gesagt, drüben, um die Halle abzuschließen, und als ich zurückkomme und kaum die Klinke der Stalltür in der Hand habe, poltert es hier drin, dass ich fast einen Herzinfarkt bekomme vor Schreck. Smilla hat geschrien, richtig geschrien vor Schmerz.« Hansens Augen weiteten sich bei der Erinnerung an die Szene. »Das ging mir durch Mark und Bein. Ich bin wie von der Tarantel gestochen hier reingerannt, und dann musste ich auch schon blitzschnell reagieren, damit das Tier nicht verblutet …!« Der Mann atmete einmal vernehmlich durch und rieb sich den Nacken.
    »Im Gutshaus sagte man uns, die Hündin wäre in ein Fahrtenmesser getreten, das die Schlagader am Hinterlauf aufgerissen hat«, gab Bendt das wieder, was sie unmittelbar nach ihrer Ankunft erfahren hatten.
    »Ja, das stimmt. Vielleicht hat Smilla eine Maus gejagt. Keine Ahnung, was sie sonst so aufgescheucht haben könnte. Sie muss aus irgendeinem Grund durch den Raum geschossen sein, alles umgerissen und sich dann ganz unglücklich am Hinterlauf geschnitten haben. Als ich reinkam, hatte sie sich im Lederriemen des Steigbügels verfangen, und der Sattel lag halb auf ihr. Ich habe sie mit dem Messer losschneiden müssen, weil sie so an dem Riemen gezerrt hat, dass ich sie nicht anders von dem Sattel trennen konnte. Sie ahnen ja nicht, was ein Tier für eine Kraft hat, wenn es sich ängstigt.«
    »Gut, dass Sie überhaupt so schnell reagieren konnten«, warf Bendt ein.
    »Ja, ich habe die Wunde sofort mit dem Ärmel meines Arbeitshemdes abgebunden, weil ich auf die Schnelle nichtsanderes zur Hand hatte, und dann

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