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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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unwahrscheinlich halte.«
    »Ich auch, aber wenn wir Pech haben, strickt die Presse eine riesige Räuberpistole daraus. Ich hoffe, Carla Frombach hat hinterher noch Ruhe auf ihrem Hof. Wenn wir Pech haben, geraten wir alle ganz schön unter Druck.«
    Braun verzog das Gesicht. Auch er kannte das Gefühl, wenn die Presse ihm im Nacken saß und der Druck auf die Ermittlungsbehörden erhöht wurde. Dann hellte sich seine Miene auf. »Ich muss allerdings zugeben, nicht unglücklich darüber zu sein, dass Sie ausgerechnet jetzt die Villa Frombach unter die Lupe nehmen dürfen.«
    Anna wusste, worauf er hinauswollte. Der Hauptkommissar beugte sich ein Stück in seinem Sessel vor, sah Anna in die Augen und setzte mit etwas gedämpfter Stimme hinzu: »Nur einmal theoretisch angenommen, Frau Frombach oder Teubert verschweigen uns aus irgendeinem Grund etwas, was uns in dem Fall Hanna Frombach weiterbringen könnte, dann finden Sie vielleicht ein wichtiges Beweismittel.«
    »Herr Braun!« Anna tat entrüstet. »Sie wollen mich doch nicht verleiten, die gezielte Suche nach sogenannten Zufallsfunden aufzunehmen?«
    »Was denken Sie von mir!« Er lächelte.
    Die Durchsuchung war tatsächlich pikant. Denn in dem Todesermittlungsverfahren gab es vorläufig keinerlei Anlass, einen Tatverdacht gegen Teubert oder dessen Ehefrau zu begründen und folglich auch keinen Grund, in deren Privaträumen nach Beweismitteln für ein Mordmotiv zu suchen.
    »Ihnen ist aber schon klar, Herr Braun, dass ich nicht in den Privatsachen von Frau Frombach herumstöbern kann, sondern sich mein Durchsuchungsauftrag nur auf Unterlagenbezieht, die für den Abrechnungsbetrug von Relevanz sind?«
    »Das weiß ich«, beeilte sich Braun zu sagen. »Aber Sie wissen auch, dass ich ein Beweismittel, das Ihnen rein zufällig in die Hände fällt und mein Verfahren betrifft, verwenden dürfte.«
    »Herr Braun, ich werde meine dienstlichen Kompetenzen auf keinen Fall überschreiten!«, sagte Anna todernst.
    »Natürlich weiß ich das. Das ist ja auch richtig«, bestätigte Braun. »Aber vielleicht hatten Sie ja ohnehin erwogen, die Durchsuchung der Kollegen im Hause Frombach zu begleiten und sich dort mal umzusehen. Nur um Beweismaterial für Ihren langweiligen Betrug sicherzustellen, meine ich. Das ist doch schließlich erlaubt oder nicht?«
    Anna seufzte. »Ich ziehe das ernsthaft in Erwägung«, antwortete sie.
    »Gut, dann will ich Sie auch nicht länger von der Arbeit abhalten.« Braun stand auf und begab sich zur Tür. »Ich habe auch noch einiges auf dem Zettel, bevor ich mit ihrem Freund zur Villa Frombach fahre.« Er winkte ihr zu und hatte die Tür schon fast geschlossen, als er sich Anna doch noch einmal zuwandte.
    »Ach so, bevor ich es vergesse«, sagte er augenzwinkernd, »meine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung ist hiermit selbstverständlich vom Tisch.«

9
    Braun stieß die Tür zum Stall auf und trat auf den Gang zwischen den Pferdeboxen.
    »Hallo?«, rief er, bekam aber keine Antwort.
    Nur eine Schimmelstute, die in der zweiten Box hinter dem Eingang stand, streckte ihren Kopf durch die Boxentür und blickte die Kommissare aus kohlrabenschwarzen Augen neugierig an.
    Bendt ging sofort auf das stattliche Tier zu und strich über die weiche Blässe des Pferdes.
    »Vorsicht, es beißt vielleicht.« Braun wich instinktiv einen Schritt zurück.
    »Das ist kein Krokodil, sondern ein Pferd«, erklärte Bendt, den Brauns Respekt vor Pferden sichtlich amüsierte. Die Stute stellte die Ohren auf und forschte mit ihrem weichen Maul nach einer Leckerei in Bendts Hand.
    »Ist doch ganz harmlos«, sagte Bendt.
    Der Hauptkommissar blickte misstrauisch auf das Gebiss der Stute, das aus dem Maul hervorblitzte, und zog eine Grimasse, die deutlich dokumentierte, dass er anderer Meinung war.
    »Hallo?«, rief Braun jetzt etwas lauter und blickte in Richtung Sattelkammer. Aus einer offenstehenden Box nahe der Tür schnellte fast im selben Moment der Speer einer Mistforke heraus und eine Ladung Pferdeäpfel wurde auf eine davor abgestellte Schubkarre gekippt.
    »Dahinten muss jemand sein«, schlussfolgerte Bendt undfolgte seinem Chef, der sofort in die entsprechende Richtung ging.
    »Ich muss immer wieder feststellen, dass du ein ausgesprochen scharfsinniger Kommissar bist«, witzelte Braun. »Aus dir wird noch mal etwas, ehrlich. Ich glaube nämlich fast auch, dass da jemand ist, es sei denn, die Pferde hier sind schon so gut dressiert, dass sie ihr Zuhause selbst

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