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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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antwortete Hansen. »Er hat mich angerufen. Das war nur wenige Tage vor Hannas Tod, zwei oder drei vielleicht. Es ging irgendwie um sein Insolvenzverfahren. Er brauchte die Zustimmung der Gläubiger für irgendwas. Ich habe das ehrlich gesagt nicht richtig verstanden. Er hat gefragt, ob ich für ihn mit den Schwestern reden kann. Ihm stünde das Wasser bis zum Hals. Ich habe ihm gesagt, dass er sich unterstehen soll, sich hier blicken zu lassen. Auch wenn ich der Meinung bin, dass er nicht wirklich etwas dafür kann, dass Hanna krank geworden ist, hat er sich ja selbst in die Scheiße geritten, wenn ich das mal so ausdrücken darf.«
    »Dürfen Sie«, bestätigte Braun, dem ein offenes Wort stets willkommen war.
    »Ich habe gesagt, dass das alles nicht mein Problem istund er sich allenfalls mit Carla darüber unterhalten kann«, ergänzte Hansen.
    »Wusste dieser Keller, dass Hanna Frombach krank war?«
    »Wohl nicht, das ging ja auch erst richtig los, als er schon vom Hof war«, erinnerte sich Hansen.
    »Hat eigentlich niemand von ihnen mal darüber nachgedacht, ihn und Hanna Frombach einander noch einmal gegenüberzustellen, um sie davon zu überzeugen, dass er harmlos ist?«, fragte Braun.
    »Doch, ich hätte das gut gefunden. Ihr Psychologe hat aber zu Carla gesagt, dass das überhaupt nichts bringt. Im Gegenteil, sie hätte sich angeblich, egal, wie er sich verhalten hätte, im Zweifel bestätigt gesehen.« Hansen zuckte mit den Schultern, offenbar hielt er von Psychologen nicht sonderlich viel.
    »Haben Sie gegenüber Herrn Keller oder gegenüber irgendjemandem erwähnt, dass Carla oder Hanna Frombach sich am letzten Samstag in der fraglichen Wohnung aufgehalten haben?«, fragte Bendt, während der Reiter sein Pferd aus der Halle führte und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
    Hansen schaute von einem Kommissar zum anderen, und ihm war anzusehen, dass ihm gerade etwas eingefallen war.

10
    Die erforderlichen Durchsuchungsbeschlüsse für die Privathäuser und die Praxis der Doktoren Teubert und Röhrs hielt Anna nur wenige Tage nach ihrer Beantragung bereits in Händen. Schwieriger war es für die Kollegen vom Wirtschaftsdezernat bei der Kripo gewesen, sehr kurzfristig die Leute bereitzustellen, die an diesem Morgen parallel an allen drei Orten die Durchsuchung durchführen konnten. Es wunderte die Beamten nicht, dass Anna sie in das Gutshaus begleiten wollte. Denn seit sie im Wirtschaftsdezernat eingesetzt war, nahm sie regelmäßig an Polizeieinsätzen teil, wenn ihr das sinnvoll erschien. So war es ihr möglich, schon vor Ort bei der Sichtung der Papiere mitzuwirken und zu gewährleisten, dass nur die verfahrensrelevanten Unterlagen sichergestellt wurden. Auf diese Weise musste sie sich später nicht im Büro durch Kartons voller belangloser Schriftstücke kämpfen. Sie hatte sich mit den Kollegen von der Kripo dahingehend abgestimmt, zunächst mit zwei Beamten in die Villa Frombach zu fahren.
    Anna betätigte den Klingelknopf, und es dauerte nicht lange, bis die Tür der Villa geöffnet wurde. Auch ohne dass Bendt ihr Frau Frombach im Vorfeld beschrieben hätte, wäre Anna spontan sicher gewesen, dass es sich bei der zarten blonden Mittvierzigerin um die Hausherrin handeln müsse. Ihre Haut wirkte grau, und der Kummer stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Zudem vermutete Anna wegen der glasigen Augen, aus denen die Frau sie müde anblickte,dass sie ein Beruhigungsmittel oder starke Medikamente eingenommen hatte.
    »Mein Name ist Kommissar Klamroht, das ist mein Kollege Herr Schmidt und das Frau Staatsanwältin Lorenz«, stellte der leitende Beamte sie vor.
    Anna registrierte sofort ein nervöses Zucken um Carla Frombachs Mundwinkel.
    »Geht es wieder um meine Schwester?«, wollte Carla Frombach wissen.
    »Nein, darum geht es nicht, wir …«
    Frau Frombach unterbrach den Kommissar: »Ist etwas mit meinem Mann? Ist ihm etwas passiert?«, fragte sie starr vor Schreck.
    »Nein, niemandem ist etwas zugestoßen«, beeilte sich Anna zu sagen, um Frau Frombach nicht mehr als ohnehin nötig zu beunruhigen. »Es geht um ein Verfahren, das allein ihren Mann und seine Arztpraxis betrifft.« Anna überreichte ihr den richterlichen Beschluss.
    Carla Frombach überflog das Schriftstück mehrfach, bevor sie sich wieder den Beamten zuwandte. Obwohl sie merklich zitterte, schien sie über den Anlass des Besuches fast ein wenig erleichtert zu sein. Anna fragte sich spontan, ob es vielleicht doch ein

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