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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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der Möwen zugehört hatte, während die Boote direkt an ihr vorbeigeschippert waren, hatte sie sich in jeder Hinsicht zu Hause gefühlt. Sie hatte nie im Leben etwas anderesgewollt. Sie sah erneut zu ihm auf, und wieder wurden ihre Augen feucht.
    »Ich wünsche dir frohe Weihnachten«, sagte Anna.
    »Das wünsche ich dir auch.« Er strich ihr ein letztes Mal über die Wange und ging dann über den vom Schnee weiß gepuderten Weg des Friedhofs langsam davon.

24
    »Ich bin so froh, Konrad, dass wir wieder daheim sind«, sagte Carla glücklich und half ihrem Mann aus der Jacke. »Setz dich ins Kaminzimmer und mache es dir gemütlich. Ich hole eben deinen Koffer aus dem Auto und koche dir dann einen Tee.«
    Konrad Teubert lächelte erschöpft: »Danke, Liebling.«
    Carla beeilte sich, die Sachen ihres Mannes ins Haus zu holen, und machte sich sogleich daran, ihm einen Tee aufzubrühen und den Apfelkuchen, den sie am Vormittag gebacken hatte, auf einer Porzellanplatte anzurichten. »Da bin ich schon«, flötete sie, als sie kurz darauf mit einem voll beladenen Tablett das Kaminzimmer betrat und alles auf dem Tisch verteilte. »Smilla wird bestimmt auch bald aus dem Stall herüberkommen und dich begrüßen«, sagte sie. »Es geht ihr wirklich schon viel besser. Johannes passt auf wie ein Luchs, damit sie nicht wieder auf dumme Gedanken kommt und an ihrem Verband herumnagt.«
    »Ein Segen, dass es mit Smilla wieder bergauf geht«, sagte Teubert und sah Carla dabei zu, wie sie die Holzscheite im Kamin aufstapelte und dann das Feuer mit einem langen Streichholz entzündete.
    »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein«, stellte er fest, während die Flammen im Kamin langsam zu lodern begannen und der Raum von einer wohligen Wärme erfüllt wurde. Carla setzte sich ganz vorsichtig auf die vordere Kante des Sofas neben ihren Mann. Sie hatte Angst, dass ihm alleineine Erschütterung des Sitzkissens Schmerzen bereiten könnte. Dann begann sie, den Kuchen anzuschneiden und ihre Tassen mit dem dampfenden Darjeeling-Tee zu füllen.
    »Es ist lieb von dir, dass du dir so viel Mühe gemacht hast«, bemerkte Teubert, trank einen Schluck aus der Tasse, die Carla ihm angereicht hatte, und gab sie an seine Frau zurück.
    »Soll ich dir eine Decke holen, oder kann ich sonst etwas für dich tun?«, fragte Carla, die nicht nur tiefstes Mitleid für ihren Mann empfand, sondern vor allem von Schuldgefühlen geplagt wurde. Er hatte verständnisvoll und geradezu rührend reagiert, als sie sich im Krankenhaus tränenreich bei ihm entschuldigt hatte. Nicht ein einziges vorwurfsvolles Wort war ihm über die Lippen gekommen. Im Gegenteil: Er hatte sie umarmt und seinerseits dafür bedauert, dass sie unter einen so fürchterlichen Verdacht geraten und festgenommen worden war. Carla schauderte, wenn sie an die beklemmenden Nächte in der Zelle des Untersuchungsgefängnisses zurückdachte. Jetzt, wo sie wieder auf freiem Fuß war, musste sie sich zwingen, nach vorn zu schauen.
    Ihr Anwalt wollte versuchen, mit der Staatsanwaltschaft eine Einigung dahingehend zu erzielen, dass gegen Carla ein Strafbefehl verhängt und ihr damit eine quälende Hauptverhandlung erspart bleiben würde. Nach Einschätzung des Strafrechtsexperten hatte Carla im schlechtesten Fall mit der Verhängung einer Bewährungsstrafe und einer höheren Geldauflage zu rechnen. Aufgrund der entlastenden Angaben ihres Ehemannes blieben maximal der Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung und der illegale Einsatz der Schusswaffe. Die einzige Prognose, zu der er sich nicht abschließendhatte durchringen wollen, war die, ob man Carla eine Hauptverhandlung ersparen würde. Allerdings war er auch insoweit zuversichtlich, und für Carla war ohnehin das Wichtigste, dass man sie nicht wieder ins Gefängnis sperren würde.
    »Möchtest du vielleicht ein bisschen Sahne?«, erkundigte sie sich und bot ihrem Mann den Teller mit Apfelkuchen an.
    »Danke, Liebling, ich möchte im Moment gar keinen Kuchen.« Teubert lächelte matt.
    »Möchtest du ein Kissen?«, fragte Carla und griff gleichzeitig nach einem braunen Samtkissen.
    Teubert nahm das Angebot mit einem Nicken an, und sie half ihm, sich ein Stück aufzurichten, um es ihm ins Kreuz zu schieben. Weil sich sein Gesicht dabei zu einer schmerzverzerrten Grimasse verzog und er leise aufstöhnte, sagte sie: »Ich hole dir gleich ein Schmerzmittel.« Sie wollte bereits aufspringen, als ihr Mann sie am Arm zurückhielt.
    »Danke, Carla. Bleib

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