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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wer ich bin?«
    Poirot war hocherfreut. Er hatte es gern, wenn die Leute wussten, wer er war. Die meisten Leute wussten es heute nicht mehr.
    »Sie sind dem Verbrechen auf der Spur… Man weiß das hier. In einer so kleinen Gemeinde verbreiten sich Neuigkeiten schnell. Eine zweite in der Öffentlichkeit erfolgreiche Persönlichkeit hat sie hierher gebracht.«
    »Ah, Sie meinen Mrs Oliver.«
    »Ariadne Oliver. Eine Bestseller-Autorin, die gerne Äpfel isst. Äpfel waren es wohl auch, die Sie zu uns gebracht haben?«
    »Äpfel bei einem Kinderfest«, sagte Poirot. »Waren Sie bei dem Fest?«
    »Nein.«
    »Da haben Sie Glück gehabt.«
    »Glück?«, Michael Garfield wiederholte das Wort mit einem leicht überraschten Klang in der Stimme.
    »Ein Gast bei einem Fest gewesen zu sein, bei dem jemand ermordet worden ist, ist kein angenehmes Erlebnis. Kannten Sie das Kind?«
    »O ja. Die Reynoldsens sind sehr bekannt hier. Ich kenne die meisten Leute hier. In Woodleigh Common kennt jeder jeden.«
    »Wie war sie, diese Joyce?«
    »Sie war – wie soll ich mich ausdrücken? – unwichtig. Sie hatte eine ziemlich hässliche Stimme. Schrill. Und das ist so ziemlich alles, was ich von ihr weiß. Ich mag Kinder nicht besonders. Meistens langweilen sie mich. Joyce hat mich auch gelangweilt. Wenn sie redete, dann nur über sich selbst.«
    »Sie war nicht interessant?«
    Michael Garfield sah erstaunt aus.
    »Das nehme ich nicht an«, sagte er. »Musste sie’s denn sein?«
    »Meiner Ansicht nach werden uninteressante Menschen kaum ermordet. Man wird ermordet um des Gewinnes willen, aus Angst oder aus Liebe. Der Mörder kann sich eins davon aussuchen, aber einen Grund muss er erst mal haben – «
    Er unterbrach sich und sah auf die Uhr.
    »Ich muss gehen. Ich habe eine Verabredung. Nochmals meine Glückwünsche.«
    Er ging mit vorsichtigen Schritten auf dem Pfad weiter bergab. Er war froh, dass er diesmal keine engen Lackschuhe anhatte.
    Michael Garfield war nicht der Einzige, dem er an diesem Tag im Garten begegnen sollte. Als er den Talgrund erreicht hatte, sah er, dass von dort drei Wege in verschiedenen Richtungen weiterführten. Am Anfang des mittleren Weges saß ein Kind auf einem umgefallenen Baumstamm und wartete auf ihn. »Ich nehme an, Sie sind Mr Hercule Poirot, ja?«, Ihre Stimme hatte einen hellen, glockenklaren Klang. Sie war ein zartgliedriges Geschöpf. Etwas an ihr schien zu dem verzauberten Garten zu passen. Eine Nymphe oder ein Elfenwesen.
    »So heiße ich«, sagte Poirot.
    »Ich bin Ihnen entgegengegangen«, sagte das Kind. »Sie kommen doch heute zu uns zum Tee, nicht wahr?«
    »Zu Mrs Butler und Mrs Oliver? Ja.«
    »Stimmt. Das sind Mami und Tante Ariadne.« Mit leichtem Tadel fügte sie hinzu: »Sie kommen ziemlich spät.«
    »Oh, das tut mir leid. Ich habe mich noch mit jemand unterhalten.«
    »Ja, das habe ich gesehen. Sie haben sich mit Michael unterhalten, nicht?«
    »Kennst du ihn?«
    »Natürlich. Wir wohnen hier schon ziemlich lange. Ich kenne alle.«
    Poirot fragte sich, wie alt sie war. Er fragte sie, und sie sagte: »Ich bin zwölf. Nächstes Jahr komme ich ins Internat.«
    »Gehst du gern oder nicht so gern?«
    »Das kann ich nicht sagen, bis ich da bin. Hier gefällt mir’s nicht mehr so gut. Nicht so wie früher.« Sie fügte hinzu: »Dann wollen wir mal gehen.«
    »Aber gewiss. Aber gewiss. Ich bitte um Verzeihung für meine Verspätung.«
    »Oh, das macht doch nichts.«
    »Wie heißt du?«
    »Miranda.«
    »Ich glaube, das passt gut zu dir.«
    »Denken Sie an Shakespeare?«
    »Ja. Lest ihr ihn in der Schule?«
    »Ja. Miss Emlyn hat uns ein bisschen vorgelesen. Und dann habe ich Mami gebeten, mir noch ein bisschen mehr vorzulesen. Es hat mir gut gefallen. Es klingt so schön.«
    Sie wandte sich um, begann den Weg entlangzugehen und sagte: »Wir gehen hier durch. Es ist nicht sehr weit. Man kann durch die Hecke in unsern Garten gehen.«
    Dann sah sie über ihre Schulter zurück, zeigte mit dem Finger und sagte:
    »Dort in der Mitte, da war mal ein Springbrunnen.«
    »Ein Springbrunnen?«
    »Ja, vor Jahren. Er wird wohl immer noch da sein, unter den Büschen und Azaleen und andern Pflanzen. Er war ganz abgebröckelt, wissen Sie. Die Leute nahmen immer Stücke davon mit, und ein neuer ist nicht aufgestellt worden.«
    »Wie schade.«
    »Ich weiß nicht. Mögen Sie Springbrunnen?«
    »Ca dépend«, sagte Poirot.
    »Ich kann ein bisschen Französisch«, sagte Miranda. »Das heißt ›das kommt drauf

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