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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Wangen und große meergrüne Augen mit langen Wimpern.
    »Ich freue mich, dass ich mich jetzt richtig bei Ihnen bedanken kann, Monsieur Poirot«, sagte Mrs Butler. »Es war sehr nett von Ihnen, gleich herzukommen, als Ariadne Sie gebeten hatte.«
    »Wenn meine Freundin Mrs Oliver mich um etwas bittet, muss ich es immer sofort tun«, sagte Poirot.
    »Blödsinn«, sagte Mrs Oliver.
    »Sie war fest überzeugt, ganz fest überzeugt, dass Sie diese scheußliche Tat aufklären würden. Miranda, gehst du bitte in die Küche? Das Teegebäck steht auf dem Küchentisch.«
    Miranda verschwand. Aber ehe sie ging, warf sie ihrer Mutter ein wissendes Lächeln zu, das deutlich sagte: Sie will mich vorübergehend aus dem Wege haben.
    »Ich habe versucht, es vor ihr geheim zu halten«, sagte Mirandas Mutter. »Diese ekelhafte Geschichte. Aber wahrscheinlich war das von Anfang an gar nicht möglich.«
    »Nein, wirklich nicht«, sagte Poirot. »Nichts macht in einem Wohnort so schnell die Runde wie ein Unglücksfall, besonders wenn er recht scheußlich ist. Und in jedem Fall«, fügte er hinzu, »kann man nicht lange durchs Leben gehen, ohne zu merken, was um einen herum vorgeht. Kinder scheinen außerdem dafür besonders anfällig zu sein.«
    »Joyce Reynolds sind so Sachen wie Mord jedenfalls aufgefallen«, sagte Mrs Butler. »Eigentlich kaum zu glauben.«
    »Dass Joyce das aufgefallen ist?«
    »Nein, ich meine, dass sie so etwas gesehen und vorher nie darüber gesprochen hat. Das sieht gar nicht nach Joyce aus.«
    »Das Erste, was mir hier jeder sagt«, sagte Poirot milde, »ist, dass diese Joyce Reynolds eine Lügnerin war.«
    »Es ist natürlich möglich«, sagte Judith Butler, »dass ein Kind sich so etwas ausdenkt, und plötzlich stellt sich heraus, dass es stimmt.«
    »Das ist unser Ausgangspunkt«, sagte Poirot. »Joyce Reynolds ist ohne Zweifel ermordet worden.«
    »Und Sie sind von diesem Ausgangspunkt weitergegangen. Wahrscheinlich wissen Sie die Lösung schon?«, sagte Mrs Oliver.
    »Madame, bitte erwarten Sie keine Unmöglichkeiten von mir. Sie haben es immer so eilig.«
    In diesem Augenblick kam Miranda wieder ins Zimmer, in der Hand eine Platte mit Teegebäck.
    »Soll ich es hierher stellen?«, fragte sie. »Ihr seid inzwischen sicher fertig? Oder soll ich noch etwas aus der Küche holen?«
    In ihrer Stimme klang sanfter Spott. Mrs Butler nahm die Teekanne und schenkte ein, während Miranda sittsam das Gebäck herumreichte.
    »Ariadne und ich haben uns in Griechenland kennen gelernt«, sagte Judith. »Ich mag ihren Vornamen so gern«, fügte sie hinzu. »Der passt so gut zu Griechenland.«
    »Ja, das ist ja wohl ein griechischer Name«, sagte Mrs Oliver. »Es ist übrigens mein Taufname, ich habe ihn mir nicht für literarische Zwecke ausgedacht. Aber mir ist es noch nie wie der Ariadne gegangen. Ich bin noch nie auf einer griechischen Insel von meinem Herzallerliebsten sitzen gelassen worden oder so ähnlich.«
    Poirot hob eine Hand zum Schnurrbart, um das Lächeln zu verbergen, das er bei dem Gedanken an Mrs Oliver in der Rolle der verlassenen griechischen Jungfrau nicht unterdrücken konnte.
    »Wir können nicht alle unsern Namen gerecht werden«, sagte Mrs Butler.
    »Nein, wirklich nicht. Ich kann mir dich auch nicht in der Rolle der Frau vorstellen, die ihrem Geliebten den Kopf abhackt. So war es doch, ich meine bei Judith und Holofernes?«
    »Es war ihre Pflicht ihrem Volk gegenüber«, sagte Mrs Butler. »Und wenn ich mich recht entsinne, wurde sie dafür sehr gelobt und belohnt.«
    »Bei Judith und Holofernes kenne ich mich nicht sehr gut aus. Aber wenn man so darüber nachdenkt – die Leute geben ihren Kindern schon manchmal seltsame Namen.
    Wer war das noch, der jemand anders Nägel in den Kopf geschlagen hat? Jael oder Sisera. Ich weiß nie, wer von den beiden der Mann ist und wer die Frau. Ich glaube, Jael. Ich kann mich nicht erinnern, ein Kind zu kennen, das Jael heißt.«
    »Da tat sie auf einen Milchtopf und gab ihm zu trinken«, sagte Miranda plötzlich.
    »Sieh mich nicht so an«, sagte Judith Butler zu ihrer Freundin. »Ich hab sie nicht mit dem Buch der Richter bekannt gemacht. So was lernt sie in der Schule.«
    »Das ist doch ziemlich ungewöhnlich heutzutage, nicht?«, sagte Mrs Oliver. »Statt Religionsunterricht bekommen die Kinder doch mehr allgemeine ethische Anweisungen.«
    »Nicht bei Miss Emlyn«, sagte Miranda. »Sie sagt, in der Kirche bekommen wir bei den Lektionen nur die modernen

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