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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ort befand. Das Ganze hatte etwas Heidnisches, Grausames an sich. Auf diesen verschlungenen Pfaden jagten Faune ihre Opfer, hier forderte eine grausame, kalte Göttin ihren Tribut.
    Er konnte verstehen, warum dieser Park kein Ausflugsziel geworden war. Hier würde man sich nicht gern niederlassen, um hart gekochte Eier, Salat und Orangen zu essen. Hier war alles so anders.
    Er folgte dem Pfad um eine Biegung und blieb plötzlich stehen. Vor sich sah er zwei Gestalten. Auf einem Steinvorsprung saß Michael Garfield. Er hatte einen Zeichenblock auf seinen Knien und zeichnete, ganz in sein Tun vertieft.
    Nicht weit entfernt von ihm stand Miranda Butler dicht neben einem winzigen, musikalisch rauschenden Bach, der vom Hang herabfloss. Hercule Poirot vergaß seine Füße, vergaß die Schmerzen und Schwächen des menschlichen Körpers und war wieder ganz gefangen von der Schönheit, die menschlichen Wesen eigen sein kann. Kein Zweifel, Michael Garfield war ein schöner Mann. Hercule Poirot war sich nicht so sicher, ob er schöne Männer mochte. Das einzig Schöne an ihm selbst war sein prachtvoller Schnurrbart.
    Michael Garfield sah auf und sagte:
    »Ha! Señor Moustachios! Einen wunderschönen guten Tag, Sir.«
    »Darf ich mir ansehen, was Sie da machen, oder stört es Sie? Ich will nicht aufdringlich sein.«
    »Bitte, schauen Sie«, sagte Michael Garfield, »es macht mir nichts aus.« Leise fügte er hinzu: »Es macht mir einen Heidenspaß.«
    Poirot sah ihm über die Schulter. Er nickte. Vor sich sah er eine sehr zarte Bleistiftzeichnung, deren Linien fast unsichtbar waren. Der Mann konnte zeichnen, dachte Poirot. Nicht nur Gärten entwerfen. Er sagte fast unhörbar: »Exquisit!«
    »Das finde ich auch«, sagte Michael Garfield. Er ließ offen, ob er seine Zeichnung meinte oder das Modell.
    »Warum?«, fragte Poirot.
    »Warum ich das mache? Glauben Sie, dass ich einen Grund habe?«
    »Sie könnten einen haben.«
    »Sie haben Recht. Wenn ich von hier fortgehe, möchte ich ein oder zwei Dinge in Erinnerung behalten. Eins davon ist Miranda.«
    »Würden Sie sie sonst vergessen?«
    »Ganz ohne Weiteres. So bin ich nun mal. Man sieht, man nimmt auf – und dann ist alles vorbei.«
    »Aber nicht dieser Garten. Der ist nicht vorbei.«
    »Meinen Sie? Den wird es bald auch nicht mehr geben. Wenn niemand mehr hier ist. Die Natur nimmt sich alles zurück, das wissen Sie ja. Der Garten braucht Liebe und Aufmerksamkeit und Sorgfalt und Geschicklichkeit. Wenn die öffentliche Hand ihn übernimmt – und das passiert ja heutzutage sehr oft –, dann wird er wie man das nennt, ›erhalten‹ werden. Man wird die neuesten Buscharten pflanzen, neue Wege anlegen, Bänke aufstellen und sogar Papierkörbe. Oh, man ist so sorgfältig, so darauf aus zu konservieren. Aber dies hier kann man nicht konservieren. Es ist wild. Es ist viel schwieriger, etwas wild wachsend zu erhalten, als es zu konservieren.«
    »Monsieur Poirot.« Mirandas Stimme erklang vom anderen Ufer des Bachs.
    Poirot ging weiter, bis er in Hörweite war.
    »Hier bist du also. Bist du gekommen, um für dein Porträt zu sitzen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Deshalb bin ich nicht gekommen. Das ist Zufall.«
    »Ja«, sagte Michael Garfield, »ja, Zufall. Manchmal hat man eben Glück.«
    »Du bist einfach nur in deinem Lieblingsgarten spazieren gegangen?«
    »Eigentlich habe ich nach dem Wunschbrunnen gesucht«, sagte Miranda.
    »Einem Wunschbrunnen?«
    »Ja, den soll es mal in diesem Wald gegeben haben.«
    »In einem früheren Steinbruch? Ich wusste gar nicht, dass es in Steinbrüchen Brunnen gibt.«
    »Um den Steinbruch herum war immer ein Wald. Michael weiß, wo der Brunnen ist, aber er will mir’s nicht sagen.«
    »Es macht doch viel mehr Spaß«, sagte Michael Garfield, »weiter danach zu suchen. Besonders wenn man gar nicht so sicher ist, dass er wirklich existiert hat.«
    »Die alte Mrs Goodbody weiß davon.«
    Und sie fügte hinzu:
    »Sie ist eine Hexe.«
    »Sehr richtig«, sagte Michael. »Sie ist die Dorfhexe, Monsieur Poirot. Fast jedes Dorf hat seine Dorfhexe, wissen Sie. Sie nennen sie nicht immer so, aber jeder weiß Bescheid. Sie sagen wahr oder besprechen Ihre Begonien oder lassen Ihre Pfingstrosen verdorren oder machen einem Bauern seine Kuh trocken, und Liebestränke mischen sie wahrscheinlich auch.«
    »Es war ein Wunschbrunnen«, sagte Miranda. »Die Leute kamen her und wünschten sich was. Sie mussten dreimal rückwärts um den Brunnen gehen, und der stand

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