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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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am Abhang, sodass das manchmal gar nicht so einfach war.« Sie richtete ihren Blick an Poirot vorbei auf Michael Garfield. »Eines Tages werde ich ihn finden«, sagte sie, »auch wenn Sie mir’s nicht sagen. Er ist hier irgendwo, aber er ist zugeschüttet worden, sagt Mrs Goodbody. Vor Jahren. Weil er angeblich gefährlich sein sollte. Ein Kind ist einmal vor Jahren hineingefallen – Kitty Sowieso. Und noch jemand ist vielleicht hineingefallen.«
    »Schön, bleib bei deiner Meinung«, sagte Michael Garfield. »Aber drüben in Little Belling ist wirklich ein Wunschbrunnen.«
    »Natürlich«, sagte Miranda, »den kenne ich. Der ist ganz gewöhnlich«, sagte sie. »Alle kennen ihn, und es ist richtig albern. Die Leute werfen Münzen rein, aber es ist gar kein Wasser mehr drin, und so platscht es nicht einmal.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ich sag Ihnen, wenn ich ihn finde«, sagte Miranda.
    »Du darfst nicht immer alles glauben, was dir eine Hexe erzählt. Ich glaube nicht, dass jemals ein Kind in den Brunnen gefallen ist. Ich nehme an, es wird eine Katze gewesen sein.«
    »Bim, bam, bum, die Katze liegt im Brunn’«, sagte Miranda. Sie stand auf. »Ich muss jetzt gehen«, sagte sie. »Mami wartet auf mich.«
    Sie lächelte beiden Männern zu und ging auf einem steinigen Pfad, der auf der andern Seite des Bachs entlangführte, davon.
    »Bim, bam, bum«, sagte Poirot nachdenklich. »Man glaubt das, was man glauben will, Michael Garfield. Hatte sie Recht oder nicht?«
    Michael Garfield sah ihn lange an, dann lächelte er.
    »Sie hat Recht«, sagte er. »Es gibt einen Brunnen, und er ist genau wie sie sagt, zugeschüttet. Wahrscheinlich ist er gefährlich gewesen. Ich glaube aber nicht, dass er jemals ein Wunschbrunnen war. Das wird wohl Mrs Goodbodys eigene Erfindung sein. Einen Wunschbaum gibt es hier oder gab es mal hier. Eine Buche auf halbem Weg zur Höhe, und ich glaube, um die sind die Leute dreimal rückwärts herumgegangen und haben sich dabei was gewünscht.«
    »Was ist mit der Buche passiert? Gehen sie nicht mehr drum herum?«
    »Nein. Ich glaube, vor sechs Jahren hat der Blitz reingeschlagen. Sie ist mitten durchgespalten. Diese hübsche Legende ist also auch dahin.«
    »Haben Sie Miranda davon erzählt?«
    »Nein. Ich hab gedacht, ich lasse ihr lieber den Brunnen. Eine gespaltene Buche würde ihr keinen großen Spaß machen, meinen Sie nicht?«
    »Ich muss gehen«, sagte Poirot.
    »Zu Ihrem Freund von der Polizei?«
    »Ja.«
    »Sie sehen müde aus.«
    »Ich bin müde«, sagte Hercule Poirot. »Ich bin außerordentlich müde.«
    »Sie hätten es mit Segeltuchschuhen oder Sandalen bequemer.«
    »Ah, ça, non.«
    »Aha. Mit Ihrer Kleidung sind Sie eigen.« Er betrachtete Poirot. »Der Gesamteindruck ist sehr gut und, wenn ich das sagen darf, ganz besonders Ihr süperber Schnurrbart.«
    »Es freut mich«, sagte Poirot, »dass Sie ihn bemerkt haben.«
    »Die Frage ist doch vielmehr, ob ihn jemand nicht bemerken kann.«
    Poirot legte seinen Kopf schräg, dann sagte er:
    »Sie haben gesagt, dass Sie die Zeichnung eben gemacht haben, um sich an Miranda erinnern zu können. Heißt das, dass Sie weggehen?«
    »Ich spiele mit dem Gedanken, ja.«
    »Aber Sie sind, so scheint es mir, hier doch blendend untergebracht.«
    »O ja, durchaus. Ich habe ein Haus, in dem ich wohne, klein, aber von mir selbst entworfen, und ich habe meine Arbeit, aber sie befriedigt mich nicht mehr so wie früher. Darum bin ich ein bisschen ruhelos.«
    »Warum befriedigt Sie Ihre Arbeit nicht mehr?«
    »Weil die Leute die unmöglichsten Sachen von mir verlangen. Leute, die ihre Gärten verschönern wollen, und Leute, die ein Grundstück gekauft haben und ein Haus drauf bauen und einen Garten haben wollen.«
    »Arbeiten Sie nicht auch in Mrs Drakes Garten?«
    »Sie möchte das gern. Ich habe ihr Vorschläge gemacht, und sie schien damit einverstanden zu sein. Aber ich glaube trotzdem nicht«, sagte er nachdenklich, »dass ich ihr trauen kann.«
    »Sie meinen, dass sie Sie das tun lässt, was Sie wollen?«
    »Ich meine, dass sie bestimmt immer das durchsetzen wird, was sie haben will, und dass sie, obgleich sie von meinen Vorschlägen sehr angetan ist, plötzlich irgendetwas ganz anderes von mir verlangt. Irgendetwas Praktisches, Teures und Auffälliges vielleicht. Und ich glaube, sie würde mich herumkommandieren. Sie würde darauf bestehen, dass ihre Ideen ausgeführt werden. Ich würde damit nicht einverstanden sein, und wir würden uns zanken.

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