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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Leaman erzählt hat, nach Australien gegangen ist.«
    »Also gab es doch ein gefälschtes Kodizill«, sagte Mrs Oliver. »Und es scheint außerdem noch ein echtes zu geben. Hören Sie mal, wird das nicht langsam alles ein bisschen sehr kompliziert?«
    »Es wird unglaublich kompliziert«, sagte Hercule Poirot. »Wenn ich so sagen darf, hier ist zu viel von Fälschung die Rede.«
    »Vielleicht ist das echte Kodizill immer noch in der Bibliothek im Haus am Steinbruch zwischen den Seiten von Schlag nach.«
    »Soweit ich weiß, ist die gesamte Inneneinrichtung des Hauses nach Mrs Levin-Smith’ Tod verkauft worden, bis auf ein paar Möbelstücke und Bilder aus dem Familienerbe.«
    »Was wir jetzt brauchen«, sagte Mrs Oliver, »ist so was wie Schlag nach. Ich erinnere mich, dass meine Großmutter eines hatte. Es stand wirklich alles drin. Juristische Informationen, Kochrezepte und wie man Tintenflecke aus Leinen entfernen kann. Ein Rezept für selbst gemachten Gesichtspuder, der dem Teint nicht schadet. Oh – und eine Masse anderes. Ja, hätten Sie jetzt nicht gern so ein Buch?«
    »Zweifellos«, sagte Hercule Poirot, »würde ich darin auch ein Rezept für die Behandlung von müden Füßen finden.«
    »Ich möchte meinen, viele Rezepte. Aber warum tragen Sie auch keine richtig stabilen Schuhe?«
    »Madame, ich lege Wert darauf, mit meiner Erscheinung soigniert zu wirken.«
    »Schön, dann müssen Sie eben weiter Sachen tragen, die unbequem sind und wehtun, und es mit einem Lächeln ertragen«, sagte Mrs Oliver. »Doch was ich sagen wollte – ich verstehe jetzt gar nichts mehr. Hat mir diese Mrs Leaman eben denn einen Bären aufgebunden?«
    »Das ist immer möglich.«
    »Hat ihr jemand gesagt, sie soll mir einen Bären aufbinden?«
    »Auch das ist möglich.«
    »Hat ihr jemand Geld dafür gegeben, damit sie mir einen Bären aufbindet?«
    »Machen Sie weiter«, sagte Poirot, »machen Sie weiter. Sie machen das sehr gut.«
    »Ich nehme an«, sagte Mrs Oliver nachdenklich, »dass es Mrs Levin-Smith wie vielen andern reichen Frauen Spaß gemacht hat, Testamente zu verfassen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie eine ganze Menge in ihrem Leben verfasst hat. Sie wissen ja, erst bekommt eine Person was, dann eine andere. Immer wieder wird alles geändert. Die Drakes waren sowieso wohlhabend. Sie wird ihnen wohl immer zumindest eine schöne runde Summe vermacht haben, aber ich frage mich, ob sie jemals jemand anders als dem Mädchen Olga so viel hinterlassen wollte, wie aus dem echten und dem gefälschten Kodizill hervorgeht. Ich muss sagen, ich würde gern ein bisschen mehr über dieses Mädchen wissen. Als ›Verschwinderin‹ scheint sie jedenfalls sehr erfolgreich zu sein.«
    »Ich hoffe, in Kürze etwas mehr über sie zu erfahren«, sagte Hercule Poirot.
    »Wie?«
    »Durch Auskünfte, die ich in Kürze erwarte.«
    »Ich weiß, dass Sie hier Auskünfte eingeholt haben.«
    »Nicht nur hier. Ich habe einen Agenten in London, der sowohl im Ausland wie im Inland Auskünfte für mich einholt. Möglicherweise werde ich bald aus der Herzegowina Nachricht bekommen.«
    »Werden Sie erfahren, ob sie jemals dort wieder angekommen ist?«
    »Das kann auch dabei sein, aber hauptsächlich erwarte ich ganz andere Informationen – über Briefe, die sie vielleicht während ihres Aufenthalts in England geschrieben hat und in denen sie die Freunde erwähnt, die sie hier gefunden hat und mit denen sie vertraut geworden ist.«
    »Wie ist es mit der Lehrerin?«, fragte Mrs Oliver.
    »Welche meinen Sie?«
    »Die, die erwürgt worden ist – die, von der Ihnen Elizabeth Whittaker erzählt hat.« Sie fügte hinzu: »Elizabeth Whittaker mag ich nicht besonders. Geht einem auf die Nerven, aber eine kluge Frau, glaube ich.« Sie fuhr träumerisch fort: »Ich würde ihr einen Mord glatt zutrauen.«
    »Dass sie eine Kollegin erwürgt?«
    »Man muss alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Wie so oft, werde ich mich auch diesmal auf Ihre Intuition verlassen, Madame.«

20
     
    N achdem er Mrs Butlers Haus verlassen hatte, schlug Poirot denselben Weg ein, den ihm Miranda gezeigt hatte. Die Öffnung in der Hecke schien ihm seit dem letzten Mal weiter geworden zu sein. Jemand mit etwas größerem Körperumfang als Miranda hatte sie vielleicht auch benutzt. Er folgte dem Weg hinab in den Steinbruch, und wieder fiel ihm die Schönheit des Parks auf. Ein hinreißender Garten – und doch hatte Poirot wieder das Gefühl, dass er sich an einem unheilvollen

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