Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
Vom Netzwerk:
vorgetäuscht?
    Wer log?
    Alle? Welches war die wahre Geschichte, die sich innerhalb dieser Mauern abspielte?
    Er wartete eine Weile, glaubte, sie würde mit der Vase zurückkommen, aber sie kam nicht. Er verließ seinerseits das Esszimmer, begab sich in die Bibliothek, die immer noch von Männerstimmen erfüllt war. Er würde Gaelle später sprechen und hatte keine Lust, Blanche beim Tee zu sehen. Blanche, die von ihrer Freundin und Nachbarin des Mordes beschuldigt wurde. Blanche, die Wahnsinnige. Ein hübscher Name für eine mittelalterliche Prinzessin. Er konnte sie sich gut in einem hohen Turm vorstellen, schneeweiß natürlich, den Blick auf einen leeren Horizont gerichtet, auf der Stirn ein schwarz glänzendes Diadem, ein Strick um den zierlichen Hals gelegt und sich ruhig die Frage stellend, ob sie sich an einer der hübschen Zinnen aufhängen oder einfach ins Leere springen solle. Es sei denn, dass rechtzeitig Rettung nahte. Leonard, der Maure, auf seinem gepanzerten Ross, sein nobles Laserschwert gezogen, so attraktiv in seinem granatroten Samtwams. Mein Gott, Chib, du denkst dir einen Schwachsinn zurecht! Er öffnete die Tür und trat ein.
    INTERMEZZO 8
    Tempus fugit
    Lupus
    Exit
    Der Wolf, der an mir nagt, hat Hunger
    Der Notausgang ist verschlossen
    die Tänzer nicht mehr im Takt
    Die Zeit ist eine enge Haut
    die immer knapper wird
    Die Stunde der Fuge
    strain Stretta, straight Boy Group
    Es gibt keine andere Lösung
    als sie alle lösbar zu machen
    Gefriergetrocknet
    mit Vorsicht zu genießen
    eine Tasse pro Erinnerung
    und schön ziehen lassen
    in Frieden
    Ein seltsames
    Wort

KAPITEL 21
    Jean-Hugues, Remi, Paul und Dubois spielten Billard, alle vier hochkonzentriert, fieberhaft, die halb leeren Gläser neben sich. John studierte die eigentliche Bibliothek. Die Brille auf die Stirn geschoben, las er in einem der dicken alten Bände. Als Chib näher trat, hob er nicht einmal den Blick, das Buch auf seinen gewaltigen Schmerbauch gestützt, die flaschengrüne Cordhose an seinem flachen Hintern schlackernd, sein graues Haar zerzaust. Genauso hässlich wie seine Frau, dachte Chib mitleidslos und fragte ihn, was er lese.
    »Oh, ein altes Wappenhandbuch«, antwortete John, gleichsam als Echo seiner Fantastereien. »Sehr interessant!«
    Sehr wenig für mich, dachte Chib, als er das unverständliche Durcheinander lebhaft kolorierter Symbole sah. Er machte »Hm« und näherte sich dem Billardtisch. Jemand spielte im ersten Stock den Mephisto-Walzer von Liszt. Sicher LouisMarie. Er beobachtete das Spiel eine Weile. Andrieu hatte sichtlich Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, und wetterte nach jedem misslungenen Stoß. Paul spielte und hörte dabei nicht auf, seine heiteren Kommentare zu allem abzugeben. Remi betrachtete die Kugeln wie zu bezwingende Feinde, kalkulierte lange jeden Stoß und führte sein Queue mit einer gewissen Brutalität. Dubois, äußerst konzentriert, sagte kein Wort, setzte eine zufriedene, gewitzte Miene auf, wie ein alter Soldat in vertrautem Terrain, und punktete häufig. Chib steuerte die Cognacflasche an, entsann sich dann aber, dass er Schmerzmittel und Alkohol nicht mischen sollte. Was seine Gedanken zu Aicha zurückführte. Wer hatte die Tabletten in der Cola aufgelöst? Und wann?
    »Wollen Sie spielen?«, fragte Chassignol, »ich höre bald auf.«
    »Nein, nein, danke«, murmelte Chib und deutete vage auf seine Verletzung.
    Er zog sich in einen Winkel des Raums in die Nähe des Fensters zurück und rief Greg an, der ihm bestätigte, dass es Aicha besser gehe, noch etwas benebelt, aber sonst stabil. Nein, sie könne sich nicht erinnern, Tabletten genommen zu haben, warum auch mitten am Tag? Wo sie zudem gegen das Zeug allergisch sei?
    Während er sein Handy wieder in die Brusttasche seines Hemdes steckte, beobachtete er, wie Charles, von Eunice und Annabelle auf ihren Dreirädern begleitet, durch den Park lief. Er trug eine lange Hülle über die Schulter gehängt. Ein Gewehr? Ein Bogen? Würde er seine Schwestern an eine der hundertjährigen Pinien heften? Charles nahm die Hülle von der Schulter, öffnete sie unter dem angespannten Blick von Chib, zog einen Golfschläger hervor und begann, seinen Schlag ohne Bälle zu trainieren. Chib kehrte zu den Spielern zurück. Dubois hatte gewonnen und lächelte bescheiden. Chassignol warf einen Blick auf seine Uhr und rief, dass er gehen müsse. Paul nahm gern ein weiteres Schlückchen Cognac an und setzte sich in einen der Polstersessel.

Weitere Kostenlose Bücher