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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Ihm gegenüber saß Andrieu, die Augen funkelnd, die Wangen rot. Er schenkte sich ordentlich nach und leerte sein Glas fast in einem Zug. John Osmond war noch immer in sein altes Buch vertieft und schien begeistert. Dubois trat zu Chib, der vorgab, den Globus zu betrachten.
    »Ulan-Bator«, rief der Priester und deutete auf die Mongolei. »Der Name bedeutet >der Rote Held<. Trauriger Held. Ich war vor etwa fünfzehn Jahren dort. Eine düstere Stadt. Aber die Landschaft rundherum … atemberaubend. Gibt's was Neues?«, fragte er unvermittelt.
    »Im Augenblick nicht. Was wissen Sie genau von Costa?«
    Der Priester kniff die Augen zusammen.
    »Wieso?« »Man sagte mir, er habe in seiner Jugend Probleme gehabt. Worum handelt es sich?«
    »Ah … die Zungen lockern sich!«, seufzte Dubois. »Da die arme Seele nicht mehr ist, bin ich wohl nicht mehr an die Schweigepflicht gebunden. Er wurde wegen Vergewaltigung verurteilt.«
    »Was?!«
    »Ein Moment der Verirrung, für den er mit sieben Jahren Gefängnis bezahlt hat. Er hat die Frau seines Arbeitgebers missbraucht, ein Bauunternehmer. Auf diese Weise habe ich ihn kennen gelernt, er kam in eine Werkstatt zur Resozialisierung ehemaliger Häftlinge.«
    »Haben Sie ihm die Stellung vermittelt?«
    »Mehr oder weniger. Als ich zu der Überzeugung kam, dass seine Reue und sein Wille, auf dem rechten Weg zu bleiben, ernst waren, habe ich ihn Jean-Hugues empfohlen. Er hatte exzellente berufliche Referenzen.«
    »Ein Vergewaltiger? Und Sie hatten keine Sorge, dass Blanche .«
    »Er wäre doch nicht so dumm gewesen, wieder anzufangen und sich zwanzig Jahre aufbrummen zu lassen! Und ich kann Ihnen versichern, dass er seine Tat ehrlich bereut hat. Er hatte früher getrunken, seither aber keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt. Und außerdem war ich ja da und kam regelmäßig vorbei, um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.«
    »Es hat aber den Anschein, dass er Noemie Labarriere ernsthaft belästigt hat.«
    Dubois zuckte die Schultern.
    »Ich weiß nicht, wer die belästigen müsste«, zischte er. »Sie würde mit dem Papst kokettieren. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Costa und dem, was hier passiert?« »Ich weiß nicht, ich informiere mich nur. Kennen Sie jemanden, der eine Acht-Millimeter besitzt?«
    »Ich schieße schon seit langem nicht mehr. Dies ist die einzige Waffe, die ich heute mit mir herumtrage!«, sagte er und deutete auf das kleine Silberkreuz. »Nein, ich kenne niemanden mit dieser Art Kaliber. Was nicht heißen soll, dass keiner so eines besitzt.«
    »Es geht um Jagd?«, mischte sich Labarriere mit einer deutlichen Whiskyfahne ein …
    »Es geht um das Acht-Millimeter-Kaliber«, erwiderte Chib und fixierte ihn mit dem Blick. »Genauer gesagt um die Munition acht mal siebenundfünfzig JS.«
    Labarriere runzelte die Stirn, ohne im Geringsten verlegen zu werden.
    »JS? Sind Sie Sammler?«
    »Ich hoffe nicht«, entgegnete Chib und deutete erneut auf sein Pflaster.
    Labarriere kniff verdutzt die Augen zusammen.
    »Donnerwetter! Diese Patrone wird seit Ewigkeiten nicht mehr hergestellt! Sie kam Neunzehnhundertfünf auf den Markt als Nachfolgerin der acht mal sieben J, mit der die Mauser achtundneunzig G bestückt wurde. Sie wissen schon, die Gewehre der deutschen Armee . Mauser hat sie damals übrigens wieder aufgenommen, um sie mit einem S zu signieren. Daher der neue Name der Patrone: JS. Patrone mit verkupferter Kugel acht Komma zweiundzwanzig Millimeter Durchmesser, Antrieb achthundertzwanzig Meter pro Sekunde.«, sagte er blitzschnell herunter. »Sind Sie sicher, dass es sich um diese Kugel handelt?«
    »Der Arzt im Krankenhaus hat sie als solche identifiziert.«
    »Sie müssen sie mir zeigen, damit ich sie untersuchen kann. Ich kenne mich nämlich bestens mit alter Munition aus.«
    »Besitzen Sie ein Gewehr dieses Typs?«, erkundigte sich Chib, um einen beiläufigen Tonfall bemüht.
    »Nein, ich sammele keine Waffen, nur die Munition. Ich gehöre einem Club von Pyrotechnophilen an«, fügte er pathetisch hinzu.
    Andrieu trat zu ihnen, schien recht betrunken.
    »Ihr brecht doch nicht etwa schon auf. Ich wollte eine Partie Bridge vorschlagen.«
    »Du scheinst mir nicht mehr so ganz in der Lage, Bridge zu spielen«, meinte Labarriere. »Ich glaube, du solltest dich etwas ausruhen.«
    »Tu quoque, Brutus!«, rief Andrieu theatralisch aus, die Augen zur Decke erhoben. »Komm, sei so lieb! Und du, Josselin, einverstanden mit einer Partie Bridge?«
    »Spielen

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