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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Sie, Moreno?«
    »Tut mir Leid, ich bin kein Kartenspieler.«
    Andrieu wandte sich an John, der nickte. Die vier Männer ließen sich am Spieltisch nieder, der mit einem grünen Tuch bedeckt war, und entschieden sich dann für eine Partie Poker. Chib trat ans Fenster. Charles übte noch immer seinen Schlag. Die Sonne ging allmählich unter. Eunice und Annabelle spielten Fangen. Er sah sie in den Wintergarten rennen. Eine Drossel flog schimpfend auf. Ein später Nachmittag mit dem Geruch toten Laubs, sagte er sich. Er hatte plötzlich das Bedürfnis, frische Luft zu schnappen.
    Colette musste schon gegangen sein. Kein Zeichen von ihr aus der Küche. Er trat hinaus, blieb aber nahe der Tür stehen, den Blick wie magisch angezogen auf den gusseisernen Stuhl gerichtet. Eine Elster ließ sich auf der Rückenlehne nieder, die ihm das Leben gerettet hatte, und stieß ihren kriegerischen Schrei aus, bevor sie auf den Rasen sprang und eifrig im Gras zu wühlen begann. Die Tür zum Geräteschuppen war geöffnet. Der  Rasenmäher stand mitten auf einem Weg. Eine Gasflasche war geliefert und neben der Kapelle abgestellt worden. Sie mussten schnell jemanden finden, um Costa zu ersetzen.
    Er sah Charles, der, ihm den Rücken zugewandt, immer noch seinen Swing übte, diesmal mit Bällen. Er bewunderte die geschmeidige und disziplinierte Bewegung des Jungen, als dieser den Ball plötzlich mit viel zu viel Kraft und viel zu weit schlug. Er würde irgendwo hinter dem Brunnen niedergehen. Der Junge seufzte ostentativ und verschwand hinter den Bäumen. Chib folgte ihm mit dem Blick und verstand plötzlich den Grund für seinen ungeschickten Schlag, als er das Karomuster eines Golfhosenbeins zwischen zwei Büschen entdeckte. Gut gespielt.
    Ein Rendezvous im Schutz der Bäume, wie es diskreter und natürlicher nicht ging.
    War Winnie also nur ein gesellschaftliches Alibi für Remi? Und spazierte sie deshalb ihrerseits im Unterholz herum? Um dort denjenigen zu treffen, mit dem sie wirklich schlief? Labarriere oder Andrieu, es blieb kein anderer Kandidat, nachdem sich John disqualifiziert hatte. Aber Noemie hatte mit ihrem Mann in der Stadt zu Mittag gegessen, als Winnie heimlich zu ihnen gefahren war. Andrieu also. Daher der Manschettenknopf. Ja, wir kommen voran, dachte Chib. Charles und Chassignol, Winnie und Andrieu, die Paare formieren sich. Er hatte die plötzliche Eingebung, dass, wenn Noemie ihrem Mann vorgeworfen hatte, eine Affäre mit Clotilde zu haben, dann nur deshalb, weil sie ihn mit Costa betrog. Ja, genau! Eine geschickte, wenn auch krumme Tour, den Verdacht abzulenken, sich in die tugendhafte, entrüstete Ehefrau zu verwandeln. Das Gleiche galt für Charles, der Costa als Deckmantel für seine Liaison mit Chassignol benutzt hatte.
    Er blinzelte, wie um die Klarstellung der neuen Übersicht, die sich vor seinen Augen auftat, zu bestätigen. Ein Maskenspiel, bei dem jeder mehr schlecht als recht seine Rolle beibehalten hatte, um den sakrosankten Konventionen zu genügen.
    Wenn Andrieu Blanche mit Winnie betrog, war das ein untrügliches Zeichen dafür, dass ihre Ehe keine Musterehe war, und das bedeutete für Chib, den Ehebrecher, dass es vielleicht doch eine Chance gab, dass Blanche . Aber nein. Das Problem von Blanche ist nicht Andrieu, das weißt du sehr genau, das Problem von Blanche ist Blanche, dieser Schnee in ihrem Kopf, dieses weiße Loch in ihrem Herzen.
    Stimmen. Frauen, die aus dem Wintergarten kamen. Er trat automatisch in die Halle zurück, darauf bedacht, Blanche aus dem Weg zu gehen. Als bedeutete ihm ihr Anblick mit einem Mal nur noch Schmerz.
    Lärm im Esszimmer. Die schrillen Stimmen der Mädchen. Der Sopran von Gaelle. Der Alt von Blanche. Der vertraute Fausthieb in die Magengegend beim Klang ihrer Stimme. Die gezwungene Tonlage von Belle-Mamie, das perlende Lachen von Winnie, das Timbre von Noemie, das er fortan ein wenig vulgär fand, der britische Akzent von Clotilde. Gruppenbild mit Damen. Er schlich in Aichas Zimmer und lauschte durch die halb geöffnete Tür. Schritte in der Halle. Männerstimmen, die sich unter den Chor der Frauen mischten. Austausch von Höflichkeiten, Scherzen, Händeschütteln, Schulterklopfen, bis bald etc.
    Er wartete, dass der Lärm abebbte, warf einen Blick nach draußen: Die Wagen der Gäste verließen einer nach dem anderen das Anwesen, die letzten waren die Labarrieres, Noemie schon am Steuer, Paul noch auf der Außentreppe. Getrieben von einer plötzlichen Eingebung,

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