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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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denn nicht gesagt, dass sie sich getäuscht hat?«
    »Natürlich! Aber sie wollte mir nicht glauben. Sie ist krankhaft eifersüchtig!«
    »Und hat Paul Ihnen nie vorgeschlagen . oder durchblicken lassen .«
    Sie wandte sich ihren Blumen zu, und ihr langes graues Haar verdeckte ihr Gesicht zur Hälfte.
    »Nein, Paul ist ein echter Gentleman.«
    Aha.
    »Und John? Was glaubt er?« »Es ist ihm gleichgültig. Ich sagte doch schon, er interessiert sich nur für seine alten Schinken. Ich könnte ihn mit einem ganzen Heer von Kosaken betrügen, ohne dass er etwas anderes sagen würde als >Sollen wir nicht trotzdem unseren Five-o'clock-Tea zu uns nehmen, Darling?<«
    Er hörte sich lachen, sie aber lächelte nicht, sie schien unglücklich und verhärmt.
    »Und er. Neigt er zur Treue?«, fragte er vorsichtig.
    »So wie man treu sein kann, wenn man den wirklichen Menschen Romanfiguren vorzieht. Er ist chronisch verliebt, aber in Frauen aus Papier«, schloss sie ohne ein Lächeln.
    Er brannte darauf, das Thema Blanche anzuschneiden, wusste aber nicht so recht, wie. Clotilde musterte ihn mit gerunzelter Stirn.
    »Ich weiß, woran Sie denken«, sagte sie unvermittelt. »Vor allem, wenn Sie mit Noemie gesprochen haben. Aber das ist auch nicht wahr.«
    »Was denn?«, fragte er so unschuldig wie möglich.
    »Dass John in Blanche verliebt ist. Er findet sie verführerisch, das stimmt, aber weiter geht es nicht. John ist ein Mann der Bücher, wie ich Ihnen gesagt habe, das Fleisch ist nicht sein Hobby!«, schloss sie, den Blick zur Decke gerichtet.
    »Sie wollen sagen …«
    »Ja, genau das will ich sagen. Er wurde vor zehn Jahren an der Prostata operiert und kann keinen Geschlechtsverkehr mehr haben.«
    Faszinierend, wie ihm die Leute ihre intimsten Geheimnisse anvertrauten, dachte er bei sich, ich muss etwas von einem Beichtvater haben. Oder war es die Hautfarbe oder sein sonderbarer Beruf, der ihnen den Eindruck vermittelte, sich einer imaginären Person anzuvertrauen? Auf jeden Fall hatte John weder das Foto besudeln noch Elilou vergewaltigen können. Aber genügte das, um ihn aus der Liste der Verdächtigen zu streichen?
    »Woran denken Sie mit Ihrer grüblerischen Miene?«, fragte Clotilde und fuchtelte mit ihrer Gartenschere vor seiner Nase herum. »Und was machen Sie überhaupt hier?«
    »Hier?«
    »Fragen Sie nicht so katerfreundlich …«
    »Katzenfreundlich.«
    »Wie auch immer. Sagen Sie's mir.«
    »Ich kann nicht. Ich bin an das Berufsgeheimnis gebunden.«
    »Ach, es hat mit Elilous Tod zu tun, ist es das?«, flüsterte sie, ihr Blick plötzlich fiebrig. »Sie glauben, dass es kein Unfall war?«
    »Wie kommen Sie nur darauf?«, murmelte Chib verblüfft.
    »Wegen Leon. Die Polizei hat monatelang ermittelt.«
    »Das müssen Sie mir genauer erklären.«
    »Ich beschuldige niemanden, aber Tatsache ist, dass Blanche mehrmals in der Klinik war .«
    »Ich dachte, Sie wären befreundet«, wunderte sich Chib.
    »Mit jemandem befreundet zu sein, heißt nicht, dass man blind ist, was denjenigen betrifft.«
    »Aber Sie sind dabei, sie des Mordes zu beschuldigen!«
    »Sie sind es, die das denken!«, gab sie Contra. »Ich habe nur die Möglichkeit eines Missgeschicks angedeutet, eines ungewollten Fehlers. Den Kleinen, der am Pool spielte, nicht zu beaufsichtigen, zum Beispiel, oder die weinerliche Tochter zu heftig zu stoßen, weil sie ihr auf die Nerven ging, oder weil sie an einer Bewusstseinstrübung litt .«
    »War Elilou denn ein weinerliches Kind?«
    »Ja, sie war ein eifersüchtiges, rachsüchtiges, ein trauriges Kind, genau genommen.« »Und Sie meinen, es sei Blanches Schuld gewesen, weil sie die Kleine nicht genug liebte?«
    »Ich habe keine Kinder. Ich weiß nicht, wie man sie liebt«, sagte sie sehr schlicht. »Mein Gott, warum reden wir von alledem?«
    »Weil es Sie bekümmert?«
    »Wahrscheinlich. So, jetzt kümmere ich mich um diese Vase«, schloss sie und steuerte auf die Tür zu.
    »Ist Jean-Hugues ein guter Vater?«
    »Gewiss. Vor allem ist er ein guter Geschäftsmann. Er ist häufig auf Reisen. Er ist sehr autoritär. Ein Vater der alten Schule. Wie sein eigener.«
    Sprach's und verschwand und ließ einen ziemlich desorientierten Chib zurück. John Osmond war impotent. Paul hatte nicht mit Clotilde geschlafen. Costa war nicht homosexuell, im Gegenteil. Was zu folgenden Fragen führte:
    Warum hatte Noemie eine Liaison zwischen Clotilde und ihrem Mann erfunden?
    Warum hatte Charles ein Verhältnis mit dem Gärtner

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