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Schnell und schmerzhaft

Schnell und schmerzhaft

Titel: Schnell und schmerzhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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das, was ich
mit Beth abgesprochen hatte. Falls Beth sich als Verbündete erweisen sollte,
brauchte man das Erica im Augenblick noch nicht auf die Nase zu binden.
    »Die Burschen hätten mich glatt
vergewaltigt«, sagte sie. »Um mir zu beweisen, daß es aus der Clique kein
Zurück gibt.«
    »Ich habe eine Bitte«, meinte
ich. »Zieh dir was an!«
    »Stört es dich, wenn ich nackt
bin?« fragte sie etwas erstaunt.
    »Ich hätte das selber nie für
möglich gehalten. Aber was ich heute an nacktem Frauenfleisch gesehen habe,
reicht mir für die nächsten paar Tage.«
    Erica stand auf und streifte
sich mit schnellen, gekonnten Bewegungen ihre Sachen über. Dann setzte sie sich
wieder in den Sessel und griff nach ihrem Glas.
    »Was machen wir mit den drei
Furien in meinem Schlafzimmer?« wollte sie wissen.
    »Laß sie ruhig da«, meinte ich.
»Die haben’s verdient.«
    »Die ganze Nacht über?«
    »Warum denn nicht?«
    »Die Idee ist nicht übel.«
Plötzlich mußte sie lachen. »Die werden sich gegenseitig schön zurichten. Na,
ich gönn’s ihnen.«
    »Wie bist du bloß in diesen
Schlamassel hineingeraten?« fragte ich.
    »Durch Alison. Aber die ganze
Schuld kann ich ihr nicht in die Schuhe schieben. Ich konnte dir vorher nichts
erzählen, Danny. In New York hättest du mir die Geschichte überhaupt nicht
abgenommen.«
    »Sie kommt mir auch noch hier
in Santo Bahia ziemlich unglaublich vor«, überlegte ich laut. »Also, was war
mit Alison?«
    »Sie hatte eine schwere
Neurose«, begann Erica. »Erst ist unsere Mutter gestorben, dann ein paar Monate
später unser Vater. Damit ist Alison nicht fertig geworden. Zweimal in der
Woche ist sie zu unserem Psychiater marschiert, aber geholfen hat es nicht
viel. Die Shaws waren schon lange unsere Nachbarn, und nachdem der Mann von
Beth bei dem Autounfall ums Leben gekommen war, ist sie oft zu uns
herübergekommen. Einmal erzählte ich ihr, daß ich mir Sorgen um Alison machte.
Beth sagte, sie hätte nach dem Tod ihres Mannes das gleiche Problem gehabt,
hätte aber einen tollen Arzt gefunden, der sie im Handumdrehen wieder in
Ordnung gebracht habe. Dreimal darfst du raten, wer das war.«
    »Dane Tizack«, tippte ich.
    »Richtig. Beth nahm Alison
eines Tages mit zu ihm. Als meine Schwester zurückkam, schien sie beeindruckt.
Eine Weile dachte ich, sie hätte bloß den Psychiater gewechselt und ihre
Neurose behalten, aber dann schien sich ihr Zustand wirklich zu bessern. Zwei
Monate später sagte sie mir, ich müßte Dane unbedingt kennenlernen, er sei der
wunderbarste Mann, dem sie je begegnet sei. Am Samstag sei bei Beth eine kleine
Party, und er würde dort sein, und wir seien beide eingeladen. Ich sagte zu,
und wir gingen hin.«
    »Die anderen Leute aus der
Clique waren da?«
    »Die meisten. Beth natürlich,
dann Marcus Lorimer, ein früherer Patient von Tizack, wie er uns sagte, und
Peter Moulton. Zunächst war es eine ganz gewöhnliche Party, und ich fand Dane
ausgesprochen faszinierend. Mit seiner starken Persönlichkeit beherrschte er
mühelos jede Gruppe. Aber ich stellte im Laufe des Abends auch fest, daß Peter
Moulton ebenfalls ein faszinierender Mann war. Offenbar war er nicht in festen
Händen. Ich konzentrierte mich also auf ihn und hörten nur halb auf das, was
Dane tönte. Das war ein großer Fehler.«
    »Warum?«
    »Kann ich noch was zu trinken
haben, Danny?« Sie streckte mir ihr leeres Glas hin. »Die Erklärung ist nämlich
nicht so einfach.«
    Ich füllte ihr Glas nach und
brachte es ihr an den Sessel.
    »Er sprach von Schuldkomplexen.
>Nehmt euch, was ihr wollt« — diese Devise, sagte er, sei die einzig gültige
Lebensregel. Jeder Mensch wisse es instinktiv, kämpfe aber dagegen an. Begriffe
wie Disziplin und Moral seien erfunden worden, um diese elementare Weisheit
abzutöten. Wenn die Menschen sich nur von ihren Schuldkomplexen befreien und
diese goldene Regel begreifen würden, wäre das Glück auf Erden gesichert.
Zufrieden sei nur, wer die goldene Regel beherzige. Wenn du etwas haben willst,
nimm es dir. Wenn etwas dem entgegensteht, was du haben willst, beseitige das
Hindernis. Ich hielt das zunächst für einen Witz und lachte Dane aus. Das hätte
ich nicht tun sollen. Die anderen starrten mich an, als hätte ich in der Kirche
gelacht.«
    »Und dann?« drängte ich.
    »Er fing an, über konkrete
Fälle zu sprechen. Alison und Beth, sagte er, hätten beide einen Schuldkomplex,
den Tod betreffend. Beide drängte es, das Leben zu genießen und die

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