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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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wenn wir an Kübler-Ross denken. Denn wir denken lieber nicht daran, dass sie es sich später anders überlegt hat und zu dem Schluss gekommen ist, dass wir alle wiedergeboren werden. Ich wollte, ich würde Sie verscheißern.)
Als Skinflick von Denises geplanter Heirat hörte, wurde er mit einem Schlag mürrisch und reizbar, dann fing er an, abzunehmen und sich zurückzuziehen.
    Wegen der Mädchen, der Drogen, Kurt Limme und weil wir beide noch andere Bleiben hatten (ich das Haus meiner Großeltern, er das Haus seiner Eltern), bekam ich ihn sowieso nicht gerade oft zu sehen, auch wenn er noch die Zwei-Zimmer-Eigentumswohnung in Demarest mit mir teilte. Aber in der Woche vor Denises Hochzeit kam Skinflick nicht ein einziges Mal zur Arbeit und lief mir auch sonst nirgends über den Weg. Und am Abend vor der Hochzeit rief mich Kurt Limme an.
    »Pietro, hast du Skinflick gesehen?«, sagte er.
    »Nein. Er war diese Woche nicht auf der Arbeit.«
    »Ich hab ihn zuletzt vor drei Tagen gesehen.«
    Zufällig hatte ich am Tag davor noch mit David Locano zu Mittag gegessen, weil der sich wegen Limmes Einfluss auf Skinflick sorgte, daher wusste ich, dass Locano ihn auch schon eine Weile nicht gesehen hatte. »Er wird bei irgendeinem Mädchen sein«, sagte ich.
    »Nicht, wenn Denise heiratet«, sagte Limme.
    »Gutes Argument.«
    »Ich mache mir Sorgen um ihn, Pietro.« »Warum?«, fragte ich. »Wie viel Koks hatte er denn bei sich?«
    Limme sagte: »Ich nehme kein Kokain und kenne keinen, der es nimmt.«
    »Nur die Ruhe«, sagte ich. »Ich will nur wissen, ob er in Schwierigkeiten ist.«
    Es war still. »Ja, möglich wär's«, sagte Limme.
    »Gut. Wenn ich was höre, melde ich mich.«
    »Danke, Pietro.«
    »Schon klar.«
    Zwanzig Minuten später klingelte das Telefon wieder. Ich dachte, es wäre noch mal Limme, aber es war Skinflick.
    Mit schwerer Zunge. »Wo bist du?«, sagte er.
    »Zu Hause. Du hast mich doch angerufen.«
    »Ja, ich habe alle Nummern durchprobiert. Wirf dich in Schale. Ich komme mit einer Limo vorbei. Ich hab ein Mädchen für dich.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war erst neun, aber egal, das hier hörte sich schlecht an.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Hallo?«
    Er hatte aufgelegt.
    Der Innenraum der Limo war wie ein von Pupillenlämpchen beschummerter Nachtclub, und nach dem Einsteigen brauchte ich einen Moment, um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Auf der weichen Ledercouch hinten saßen Skinflick -feuchtglänzend und blass, außer unter den Augen - und Denise. Neben mir, ihnen gegenüber, saß eine junge Blonde mit guter Haltung, auffallend muskulösen nackten Schultern und einem strammen Hals. Später erfuhr ich, dass sie am College, das hieß bis vor drei Monaten, Wettkämpfe geschwommen war.
    Skinflick war im Smoking, mit offenem Hemd. Denise war im Cocktailkleid. Das Kleid der Blonden war ausgefallener: grüner Taft. »Himmel«, sagte ich und beugte mich vor, um Denise einen Kuss zu geben, als der Wagen ansprang, »ich wusste ja nicht, dass wir zum Ball fahren.«
    »Du siehst okay aus, mein Lieber«, sagte Denise. »Das ist Lisa.«
    »Hi, Lisa.«
    Lisa gab mir einen Kuss auf die Wange, hauchte mich hochprozentig an und sagte, sie habe schon viel von mir gehört. »Gleichfalls«, log ich.
    »Lisa ist die Brautjungfer«, sagte Skinflick. »Donnerwetter«, sagte ich.
    Skinflick drückte auf die Sprechanlage. «Geòrgie - Sie wissen, wo's hingeht?«
»Jawohl, Mr Locano. «
    »Wohin geht's denn?«, fragte ich, als wir uns in Bewegung setzten.
    »Das ist eine Überraschung«, sagte Skinflick.
    Ich schaute Lisa an, die ganz nach dem schwächsten Glied aussah, was das Ergattern von Informationen betraf, aber sie zeigte mir nur ein Achselzucken und neigte sich zu dem Kokslöffel rüber, den Denise ihr hinhielt. Es war ein gespenstischer Augenblick.
    Die Limo bog an der ersten großen Kreuzung nach Norden ab, der Midtown Tunnel schied also aus. Denise legte mir etwas Coke zurecht, und Skinflick klebte einen Joint zusammen.
    »Lasst mich erst was trinken«, sagte ich.

    Bis wir nach Coney kamen, war ich bereits völlig alkoholisiert und stoned, und alle anderen erst recht. Skinflick redete von Kokslöffeln. Wer sie herstellte und ob sie Teil einer ganzen Mini-Besteckgarnitur waren. Georgie, der Fahrer - mit Pferdeschwanz und kompletter Chauffeursuniform, ich kannte ihn -, parkte auf demselben Platz wie ich 1994, als ich die Russen umbrachte. Nachdem er uns rausgelassen hatte, setzte er sich wieder in den Wagen,

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