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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Tauchanzüge«, sagte Skinflick. »Hat einer Lust zu schwimmen?«
    Niemand sagte etwas.
    »Nein?«, sagte er. »Na, ich halte mal den Fuß rein.« Dann trat er tatsächlich auf die Rampe.
    »Nicht, Adam!«, rief Denise.
    »Du machst doch wohl Witze«, sagte Lisa.
    »Skinflick«, sagte ich. »Komm da runter.« Ich stellte mich darauf ein, ihn zu packen, aber schon in die Nähe des Teils ohne Geländer zu kommen war beängstigend.
    Skinflick setzte sich auf den Hintern und krebste auf das Ende der Rampe zu. »Nimmt mich jemand an der Hand?«, sagte er. »Das ist unheimlich.«
    »Auf keinen Fall«, sagte ich.
    »Ich«, sagte Denise. Sie legte sich oben an die Rampe und streckte Skinflick die Hand hin. Dann musste sie wegsehen. Er ergriff ihre Hand und schob langsam den Fuß über die Kante.
    »Skinflick, lass es«, sagte ich.
    Er ächzte. Zwischen dem Ende der Rampe und der Wasseroberfläche waren gut fünfundzwanzig Zentimeter Luft, so dass er sich, um mit dem Fuß hineinzukommen, ohne Denises Hand loszulassen, ganz lang machen musste.
    Er stieß eine Schuhspitze ins Wasser und zog den Fuß dann wieder auf die Rampe. »Seht ihr?«, sagte er. »Nichts dabei.«
    Fast sofort gab es da, wo sein Fuß gewesen war, eine Explosion im Wasser und dann noch eine. Innerhalb von Sekunden wogte die ganze Oberfläche von gewaltigen, glitschigen Leibern. Sie sahen aus wie Riesenschlangen, die in einem Kübel umeinanderglitten.
    »O Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, sagte Skinflick, stürzte die Rampe wieder hoch und zog Denise in seinen Armen mit sich bis an die Wand.
    Jetzt, wo das Wasser in Wellen hochschäumte und fiel, waren überall Haie zu sehen. Einer wälzte sich herum und teilte die Oberfläche mit einer Dreiecksflosse, nass und glänzend im Licht der Deckenpaneele.
    Schließlich beruhigte sich das Wasser, und sie waren wieder versteckt.
    Skinflick fing an zu lachen. »Gottverdammte Scheiße«, sagte er. »Noch nie hab ich so eine Angst gehabt.«
    Denise boxte ihn vor die Brust, und er umfasste sie wieder und küsste sie.
    Ich hatte selbst Herzklopfen und merkte jetzt erst, dass auch Lisa und ich uns in den Armen hielten.
    Skinflick ließ die Hände an Denises Rücken hinabgleiten. »Okay«, sagte er zu mir und Lisa. »Welche Seite wollt ihr?«
    »Heißt das, jetzt ist
Sex
angesagt?«, fragte Lisa.
    »Wir machen einen Junggesellinnenabschied. Also ja.«
    »Du lieber Gott.«
    »Es soll nichts Romantisches sein«, sagte Skinflick. »Elementar soll's sein. Und das ist es. Stimmt's, Denise?« »Scheiße, ja«, sagte sie. »Welche Seite wollt ihr also?«, sagte er. Lisa sagte: »Denise -«
    Denise sah sie an und schrie: »Entscheide dich endlich!«
    Also entschied sie sich. Für die Seite mit den Tauchanzügen und der Kabine.
    In der man sitzen und sich in den Armen halten und schließlich auch vögeln konnte, ohne durch das Gitter schauen zu müssen und das Wasser zu sehen. Auch wenn man es noch riechen konnte.
    Wie jung, verrückt oder abgestumpft muss man sein, um an einem Ort Geschlechtsverkehr zu haben, der einem das Gefühl gibt, über dem Auge Satans zu schweben?
    Rechtfertigen kann ich das nicht. Ich kann lediglich darauf hinweisen, dass ich vierundzwanzig Stunden später Magdalena kennenlernte und mein Leben sich von Grund auf änderte.
     

Kapitel 11
    Am Stationszimmer, vor dem Zimmer von Arschmann und Mosby, haut mich irgendein »Freiwilliger« an. Es ist ein City-College-Student aus dem Viertel, der überzeugt ist, dass er eines Tages Medizin studieren und Neurochirurg werden wird. Er möchte der Großvater sein, der sein Leben lang arbeitet, um das Familienvermögen zu begründen. Und vielleicht schafft er das auch.
    Ich weiß das alles, weil ich ihn mal gefragt habe, warum er einen hirnförmigen Afro-Haarschnitt trägt.
    »Hey, Dr. Brown -«
    »Keine Zeit«, sage ich ihm.
    »Macht nichts, wollte Ihnen nur sagen, dass ich den Patienten runter in die KG gebracht habe.«
    KG heißt Krankengymnastik. Physiotherapie. Ich bleibe stehen. »Welchen Patienten?«
    Der Junge guckt auf sein Klemmbrett. »Mosby.«
    »Wer hat Ihnen denn gesagt, dass Sie Mosby zur KG bringen sollen?«
    »Sie. Es stand in den Verordnungen.«
    »Verordnungen? Scheiße. Wie haben Sie ihn hingebracht?«
    »Im Rollstuhl.«
    Scheiße!
    Ich wende mich ans Stationszimmer. »Hat jemand Mosby seine Akte gebracht, sie ihm dann wieder abgenommen und zu den Verordnungen gelegt?« Alle vier Personen, die da arbeiten, weichen meinem Blick aus, wie sie es immer

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