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Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Titel: Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kahneman
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Sowjetunion die Stirn geboten habe). Vielmehr sind die Füchse davon überzeugt, dass die Wirklichkeit das Produkt der Wechselwirkungen vieler verschiedener Agenten und Kräfte ist, einschließlich des blinden Zufalls, die oftmals zu unvorhersehbaren Ergebnissen mit weitreichenden Folgen führen. In Tetlocks Studie schnitten die Füchse besser ab, auch wenn ihre Leistung insgesamt sehr schlecht war. Sie werden seltener als Igel zu Fernsehdiskussionen eingeladen.

Die Experten können nichts dafür – die Welt ist eben kompliziert
    In diesem Kapitel ging es nicht darum, zu verdeutlichen, dass Menschen, die Prognosen erstellen, viele Fehler machen; das versteht sich von selbst. Die erste Lektion lautet, dass Vorhersagefehler unvermeidlich sind, weil die Welt nicht vorhersagbar ist. Die zweite lautet, dass starkes subjektives Überzeugtsein kein zuverlässiger Indikator für Richtigkeit ist (eine schwache Überzeugung könnte informativer sein).
    Kurzfristige Trends lassen sich vorhersagen, und das Verhalten sowie die Leistungsfähigkeit lassen sich ziemlich genau aus dem früheren Verhalten und vorhergehenden Leistungen prognostizieren. Aber wir sollten nicht erwarten, dass sich die Leistung bei der Offiziersausbildung und im Kampfeinsatz aus dem Verhalten auf einem Hindernisfeld vorhersagen lässt, denn das Verhalten beim Test und in der realen Welt wird von vielen Faktoren bestimmt, die spezifisch für die konkrete Situation sind. Man entferne eine Person mit starkem Durchsetzungsvermögen aus einer Gruppe von acht Kandidaten, und die Persönlichkeiten aller anderen werden sich anscheinend verändern. Wenn ein Offiziersanwärter beim Scharfschützentest ein paar Zentimeter danebenschießt, kann dies das Aus für ihn bedeuten. Ich behaupte nicht, dass alle Tests unbrauchbar sind – wenn ein Test ein wichtiges Ergebnis mit einer Zuverlässigkeit von 0,20 oder 0,30 prognostiziert, sollte man ihn anwenden. Aber man sollte nicht mehr erwarten. Man sollte wenig oder gar nichts von Stockpickern an der Wall Street erwarten, die hoffen, zukünftige Kursentwicklungen besser vorhersagen zu können als der Markt. Und man sollte nicht viel von Experten erwarten, die langfristige Prognosen erstellen – auch wenn sie Nützliches über die nahe Zukunft wissen mögen. Die Linie, die die möglicherweise vorhersagbare Zukunft von der unvorhersagbar fernen Zukunft trennt, muss erst noch gezogen werden.
    Zum Thema »Illusorische Gewissheit«
     
    »Er weiß, dass die Daten darauf hindeuten, dass sich seine Krankheit in einer Weise entwickeln wird, die kaum vorhersagbar ist. Wie kann er in diesem Fall so optimistisch sein? Hört sich nach trügerischer Gewissheit an.«
     
    »Sie hat alles, was sie weiß, zu einer kohärenten Geschichte verarbeitet, und diese Kohärenz verschafft ihr ein tiefes Wohlgefühl.«
     
    »Was veranlasst ihn, zu glauben, er wäre intelligenter als der Markt? Ist das eine Kompetenzillusion?«
     
    »Sie ist ein Igel. Sie verfügt über eine Theorie, die alles erklärt, und diese vermittelt ihr die Illusion, die Welt zu verstehen.«
     
    »Die Frage ist nicht, ob diese Experten gut ausgebildet sind. Die Frage ist, ob ihre Welt vorhersagbar ist.«

Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs minus Streithäufigkeit
    Sie würden sich nicht wünschen, dass dabei eine negative Zahl herauskommt.
    Aus diesen Forschungen lässt sich die wichtige Schlussfolgerung ziehen, dass ein flüchtig konzipierter Algorithmus oftmals gut genug ist, um mit einer optimal gewichteten Formel mitzuhalten – und zweifellos gut genug, um Urteile von Experten zu übertreffen. Diese Logik lässt sich in vielen Bereichen anwenden, angefangen von der Auswahl von Aktien durch Fondsmanager bis hin zur Auswahl von Therapien durch Ärzte oder Patienten.
    Eine klassische Anwendung dieser Methode ist ein einfacher Algorithmus, der Hunderttausenden von Kindern das Leben rettete. Geburtshelfer wussten von jeher, dass ein Neugeborenes, das innerhalb weniger Minuten nach der Geburt nicht normal atmet, ein hohes Risiko hat, einen bleibenden Hirnschaden zu erleiden oder zu sterben. Bis die Anästhesistin Virginia Apgar im Jahr 1953 ein neues Verfahren einführte, verließen sich Ärzte und Hebammen auf ihr klinisches Urteil, um festzustellen, ob ein Neugeborenes in akuter Lebensgefahr schwebte. Verschiedene Praktiker konzentrierten sich auf unterschiedliche Symptome. Einige achteten auf Atemprobleme, während andere überwachten, wie schnell das

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